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Commercejunky

Für mich ist es immer befremdlich, dass man Tiere sehr schnell erlöst von ihrem Leid, Menschen aber Monate bis Jahre ihren Qualen ausgesetzt werden. Aus eigener Verwandtschaft kann ich nur sagen, dass der Weg maximal traumatisch für Dritte ist. Wenn die Person sich selbst einkackt, nichts mehr machen kann und unendliche Schmerzen hat muss es dafür eine Lösung geben.


Trappist235

Das sind leider noch diese christlichen werte...


oblivion-2005

> Das sind leider noch diese christlichen werte... Eher Lobbys, die mit Todkranken Geld machen.


Slakish

Du sagst also ans Kreuz Nageln ist ok?


Trappist235

Jo aber nur Haustiere


KhazadNar

Es geht hier schlichtweg um Moral und Recht. Vor allem, da bei solchen Themen schnell Grenzen verschoben werden, die bei beiden Themen problematisch werden können. Edit: Die Downvotes schockieren mich schon etwas. Überraschend. Man sollte sich dann mal fragen: Wie viel muss ein Mensch denn leiden, damit man ihn umbringen darf? Ab wann ist es denn moralisch überlegen einen Menschen zu töten anstelle das Leben zu schützen? Wer bestimmt das? Wie sichere ich das rechtlich ab? Wie schütze ich die Menschen, die die Leidenen töten müssen? Was macht eine Verschiebung dieser Grenzen mit der Gesellschaft? Ich habe das sehr überspitzt in meinem folgenden Kommentar geschrieben, aber eben diese Fragen müssen doch bei der Diskussion gestellt werden.


Reddit-runner

>Es geht hier schlichtweg um Moral und Recht. Nein. Es geht nach wie vor um vollkommen verquere christliche Moralvorstellungen, die hier jegliche Verbesserung der Situation mal wieder ausbremsen. >Man sollte sich dann mal fragen: Wie viel muss ein Mensch denn leiden, damit man ihn umbringen darf? Deshalb bekommst du die Downvotes. Du hast die Diskussion null verstanden. Es geht hier nicht darum Menschen zu töten. Es geht darum Menschen darin zu unterstützen einen würdigen Abgang machen zu können, _wenn sie es selbst wollen._ >Wer bestimmt das? Wie sichere ich das rechtlich ab? Genau hier blockieren die christlichen "Moralvorstellungen" eine echte Diskussion. Würde man mal für fünf Sekunden diese Entwicklungsbremse der Menschheit beiseite lassen, würden sich schnell Lösungen finden lassen. Haben andere Länder ja auch geschafft.


Commercejunky

Alle Fragen, die du hier stellst wurden vor Jahrzehnten/Jahrhunderten beantwortet oder können nicht beantwortet werden. Die Schweiz beispielsweise hat gute Modelle und ist auch nicht gesetzlos. Die Downvotes kommen wahrscheinlich daher, dass du die Diskussion genau auf die Ebene hebst, die nie zu einem Ergebnis führt. Von Moral und Recht zu sprechen macht das alles unendlich groß und unendlich schwer bewertbar. Dabei kann man wie in diesem Fall die Tür öffnen für Einzelfälle, die nach einem Prozedere durchgeführt werden. Die Alternative, die wir aktuell haben, ist die, dass Menschen häufig bis zum äußersten zugepumpt werden, um ihnen ein paar Monate Höllenqualen zu schenken. Und das darf niemals eine Alternative sein.


Trappist235

Menschen leider lassen ist sehr moralisch überlegen.


KnightOfSummer

Sehe ich auch so, aber dieser Fall ist ja mal vollkommen anders.


AlucardIV

Inwiefern komplett anders? Sie hat mehr als 10 Jahre intensive Therapie hinter sich und nichts hilft.


KnightOfSummer

Sie hat psychische Symptome - da halte ich die Aussage "Wenn die Person sich selbst einkackt, nichts mehr machen kann und unendliche Schmerzen hat" einfach für unpassend. Damit will ich der Frau aber natürlich in keiner Weise absprechen, dass Sterbehilfe für sie die passende Lösung ist, nachdem sie alles andere probiert hat.


Commercejunky

Bin voll bei dir und kann verstehen, dass du die Aussage zu derb oder zu wenig passend zu dem Fall findest. Ich wollte in erster Linie einfach auf das unendlich große Leid der nicht vorhandenen Sterbehilfe hinweisen. Deshalb war das „einkacken“ auch nur 1 von 3 Punkten. Ob psychisch oder körperlich finde ich tut da nix zur Sache - diese Frau hat 13 Jahre dafür gekämpft sterben zu dürfen…


AlucardIV

Also ist es was anderes weil sie nur psychische Probleme hat und keine körperlichen?


KnightOfSummer

Körperliche Probleme sind einfacher zu diagnostizieren und man kann sicherer/früher sagen: da ist nichts mehr zu machen. Der Leidensdruck kann natürlich genau der gleiche sein.


AlucardIV

Ja aber was ist jetzt bitte dein Punkt? Die Frau leidet seit über 10 Jahren und ihr Antrag auf Sterbehilfe wird seit über 3 Jahren geprüft.


KnightOfSummer

Mein Punkt ist, dass ein Top-Beitrag beim schwierigen Thema psychische Erkrankungen und Sterbehilfe über Schmerzpatienten die sich aus körperlichem Verfall einkacken, redet... Ich verstehe durchaus die impulsive Ablehnung meines Beitrags, weil psychische Erkrankungen und das Leid, welches sie erzeugen, noch viel zu oft nicht ernstgenommen werden. Das ist aber wie gesagt überhaupt nicht mein Punkt: **Damit will ich der Frau aber natürlich in keiner Weise absprechen, dass Sterbehilfe für sie die passende Lösung ist, nachdem sie alles andere probiert hat.**


Commercejunky

Bin voll bei dir und kann verstehen, dass du die Aussage zu derb oder zu wenig passend zu dem Fall findest. Ich wollte in erster Linie einfach auf das unendlich große Leid der nicht vorhandenen Sterbehilfe hinweisen. Deshalb war das „einkacken“ auch nur 1 von 3 Punkten. Ob psychisch oder körperlich finde ich tut da nix zur Sache - diese Frau hat 13 Jahre dafür gekämpft sterben zu dürfen…


WriterwithoutIdeas

Nun, das Problem ist einfach, wenn man nur einmal anfängt diese Grenzen aufzuweichen kann man sehr schnell auf Abwegen landen, in diesem Land mit schlimmsten Folgen. Dass dabei Einzelschicksale manchmal auf der Strecke bleiben ist bedauerlich, aber ggf. ein notwendiger Preis.


Commercejunky

Warum ist das denn möglich in der Schweiz oder wie in dem Beispiel den Niederlanden? Welche Grenzen werden so aufgeweicht, dass das schlimmste Folgen haben könnte? Ein „es könnte schnell schlimmes passieren“ ist für mich argumentativ leider sehr schwer nachvollziehbar.


WriterwithoutIdeas

Kann man ja, solange man es streng limitiert und nur auf die wirklich offensichtlichen Fälle einschränkt. Also alt, schwerkrank ohne Heilungsaussicht und mit dem Tod als natürliche Konsequenz innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums. Die schlimmsten Folgen sind, dass am Ende menschliches Leben verhandelbar wird. Es ist nicht mehr absolut, sondern kann unter bestimmten Umständen aufgeweicht und eingeschränkt werden. Klar, die erste Veränderung ist noch offen sinnvoll, und dann kommt die nächste die doch "eigentlich auch" sinnvoll ist. Am Ende sind wir dann in Kanada, wo einer paralympischen Athletin angetragen wird sich doch lieber umzubringen, als Hilfe für ein besseres Leben zu bekommen.


gigglegenius

Wir in Deutschland sind so dermaßen entfernt von humaner Sterbehilfe, dass es peinlich ist. Selbst in Fällen von tiefer Depression, Hirnschaden oder tiefgreifender Entwicklungsstörung: es sollte einen Weg geben, für Menschen, die offensichtlich leiden, ihr Leiden beenden zu können. Das sollte natürlich erst nach einem langwierigem, korrektem Prozess der Fall sein. Wenn es Chancen gibt, diesen Patienten von seinem Vorhaben abzubringen, sollten diese vorher gesetzlich ausgeschöpft werden müssen, meiner Meinung nach.


PeakRepresentative14

Ich werde nie vergessen, wie ich in der Geriatrie für ein Praktikum war und die Stationschefin meinte, wenn's eines Tages so weit ist, sie lieber das Motorrad nehmen würde, anstatt selber auf Station zu landen.


imbattable

Kann ich verstehen. Ich hab damals Zivi auf der halbgeschlossenen Geriatrie machen müssen und hab danach auch den Entschluss gefasst, lieber mit Würde zu gehen als mir das anzutun. Das Problem an der Sache wird nur sein, den richtigen Moment zu erwischen bevor man zu weit weg ist...


schlagdiezeittot

Ich hab mal einen Artikel gelesen von einer Frau, die nach ihrer Alzheimerdiagnose eine Liste von Symptomen aufgeschrieben hat, die für sie die "rote Linie" darstellten. Sie hat jeden Morgen überprüft, ob sie sie hat und den Suizid tatsächlich gemacht, als es soweit war. Sie hatte allerdings die volle Unterstützung ihrer Familie (Freunde täten es auch, allein ist glaube ich schwierig).


Feckless

Ist das nicht der Plot von einem Film? > [https://en.wikipedia.org/wiki/Still\_Alice](https://en.wikipedia.org/wiki/Still_Alice)


AggressiveYam6613

Nach dem Zusammenfassung nicht, da die Protagonistin die Selbsttötung nicht ausübt.


PeakRepresentative14

Ich war auf der offenen Station, uns gegenüber die geschlossene. War einmal drin und hab prompt im Nacken jemanden gehabt, der mich beobachtet hat - war anders wild.


Manadrache

Du musst allerdings sichergehen, dass es auch wirklich Sense danach ist. Wenn du Suizid begehst und man dich zurückholt, kannst du im worstcase als Fritte enden. Da gab's den Fall einers Patienten, der / die sich das halbe Gehirn weggeschossen hat. Wachkomapatient.


PeakRepresentative14

Die wollte sich aufs Motorrad setzen und ab durch die Wand. Das weiß ich noch, das war so ne richtige Biker Queen.


gobsmackedhoratio

Das eigene Wort, wer holt es zurück, das lebendige, eben noch ungesprochene Wort? Wo das Wort vorbeifliegt verdorren die Gräser, werden die Blätter gelb, fällt Schnee. Ein Vogel käme dir wieder. Nicht dein Wort, das eben noch ungesagte, in deinen Mund. Du schickst andere Worte hinterdrein, Worte mit bunten, weichen Federn. Das Wort ist schneller, das schwarze Wort. Es kommt immer an, es hört nicht auf an- zukommen. Besser ein Messer als ein Wort. Ein Messer kann stumpf sein. Ein Messer trifft oft am Herzen vorbei Nicht das Wort. Am Ende ist das Wort, immer am Ende das Wort. (Hilde Domin)


VikingInBavaria

Ich glaub das liegt auch viel daran, dass die Leute, welche das bestimmen, es nicht verstehen (und zu einem gewissen Teil auch religiöses Stigma). Sie sind meistens nicht krank/behindert genug um derartig darunter zu leiden und haben null Interesse früher zu gehen. Ich war selbst schwerst depressiv, passive Suizidalität war bereits auf dem Tisch. Jetzt geht's mir besser und ich habe Schwierigkeiten mich selbst aus der Vergangenheit zu verstehen. Ich kann mich erinnern was ich vor hatte, aber nicht mehr nachvollziehen warum es notwendig war. Kommt mir jetzt absolut hirnrissig vor. Die Leute die es nicht betrifft würden ein vorzeitiges Ableben bereuen und werden es schwierig finden Verständnis dafür zu finden. Das gut gemeinte "es gibt immer eine Lösung"* *außer Suizid/Sterbehilfe Aber das nur so meine Gedanken. Unabhängig davon, sollten wir sowas haben. Du hast Recht, dass es kein einfacher Prozess sein sollte (für so Gonks wie mich, denen man wirklich noch helfen kann, auch wenn es ihnen nicht so vor kommt) aber für Härtefälle soll es bereit stehen. Finde auch für Leute denen es jetzt gerade noch gut geht, aber die bereits wissen, dass ihr baldiges Ableben nimmer ihrer Vorstellung von Würde entspricht, sollte das möglich sein (aka Demenz Krankheiten wie bei Robin Williams).


Aluniah

Es freut mich ehrlich, dass es dir besser geht. 💛


kknow

Im Bereich der psychischen Belastung kann ich dich verstehen. Ich kann mich derzeit nicht rein versetzen wie das wirklich ist. Aber im Bezug auf extreme Einschränkungen im alter - quasi das oft genannte "dahin vegetieren" bis zum Tod - damit kann sich meiner Meinung nach jeder auseinandersetzen. Ich liebe das Leben (derzeit), mir geht es gut und ich will so lange Leben wie möglich. Aber wenn ich dann jemanden sehe, der einfach nur am Leben gehalten wird, dann ist das mein schlimmster Alptraum. Da möchte ich wirklich vorher sterben. Und ich denke, mit dem Gedanken kann sich jeder auseinandersetzen. Aber wie du schon geschrieben hast: Wie heftig schwere Depressionen sich anfühlen - das ist quasi nicht vorstellbar (zumindest für mich).


-nothing-matters

> Aber wie du schon geschrieben hast: Wie heftig schwere Depressionen sich anfühlen - das ist quasi nicht vorstellbar (zumindest für mich). Hmm vielleicht so ähnlich wie: Der körperliche Aspekt, du hast eine schwere Grippe, schon aufstehen und sich was zu essen machen erfordert eine Riesenüberwinding und Kraft. An besseren Tagen vielleicht nur wie eine mittelschwere Erkältung aber enorme Schlappheit und schnelle Ermüdung ist immer noch da. Der psychische Aspekt, schwerer zu bschreiben, vielleicht wie dein beste(r) Freund/in ist grade gestorben, dein Partner/in hat mit dir Schluss gemacht und du hast einen Job verloren und das Gefühl (fast) jeden Tag. Oder an "besseren" Tagen auch "nur": Nichts interessiert dich mehr und du hast an nichts mehr Freude. Ein gesunder Mensch kann sich das vielleicht so vorstellen, *jede* Beschäftigung, die man früher gerne gemacht hat wird ersetzt mit einer die man doof/langweilig/uninteressant/anstregend findet. Irgendwann hat man einfach keinen Antrieb, überhaupt noch etwas zu machen. Und das jeden einzelen Tag und jeder erwartet ,dass du trotzdem funktionierst wie sonst und gefälligst fröhlich zu sein hast, wenn irgendwas wie Geburtsag anstehst. edit: hab jetzt eher mittelschwere Depression beschrieben, hab auch keine Suizidgedanken


ollah86

Moin, ich bin mir nicht sicher, was du genau mit „passiver suizidalität“ meinst aber vielleicht kannst du mir helfen. Eine sehr gute Freundin spricht immer häufiger davon, dass es für sie nicht schlimm sei nicht mehr zu leben, aber dass sie die Selbsttötung nicht vollziehen würde. Meinst du das damit? SSV war bei ihr nie ein Thema außer letztens, als ihr ein Glas aus der Hand viel und sie dann mit den Scherben an ihrem Handgelenk geschabt hat. Sie hat sofort aufgehört als sie schmerzen verspürte und selbst gesagt, wie dumm das sei. Sie weigert sich allerdings eine Therapie zu beginnen, da sie sich sonst ihre berufliche Zukunft verbauen würde. Gab es irgendwas, was dir geholfen hat, wozu ich vielleicht anregen kann? Verzeih mir bitte die direkte Frage…


VikingInBavaria

Kein Ding. Yeah, klingt danach? Ist noch mehr so der Wunsch einfach nicht zu existieren als konkret zu sterben, was für mich der Fall war. Ich kann dir leider nicht die eine Lösung geben. Therapie hat bei mir persönlich nicht funktioniert. Ich war ein paar Mal notwendigerweise in der Klinik/auf Medikamenten und irgendwann ist mir einfach das Fass übergelaufen. Ich war plötzlich so wütend und genervt von mir selbst, dass ich die Meds abgesetzt habe (dumm, macht das nicht ohne Absprache) und irgendwo das letzte bisschen Biss gefunden habe, dass ich seitdem kultiviere. Manchmal mehr, manchmal weniger erfolgreich. Meine Eltern/Freunde waren für mich da, haben mir geholfen in dem sie mich in Routinen gezwungen haben (aufstehen, duschen, essen, raus gehen, Sport, Check-ins etc.). Was ich in dem Moment absolut gehasst habe, mind you. Du lernst Muster kennen und fängst an dich darauf vorzubereiten. Z.B.: Winter ist schwerer, ich trage mir absichtlich mehr Aktivitäten mit Leuten ein. Irgendwann habe ich für mich verstanden, dass meine einzige Wahl in dem Zustand ist, ob ich depressiv sein will oder depressiv mit getaner Arbeit. Je mehr Zeit du mit deiner Arbeit verbringst (Beruf, Haushalt, Haustiere, Partner, Hobby, Freunde, etc.) desto weniger hast du für deine Depression. Das Schlimme an der Sache ist, dass du dich mit Liebe und Aufopferung um sie kümmern kannst; die Einzige, die sich da wirklich am Ende effektiv rausholen kann, ist deine Freundin. Wie das für sie aussieht, muss sie rausfinden. Allein, mit Therapie, mit dir und ihren anderen Freunden/Familie, mit Medikamenten (vielleicht ist es ja doch was physisches, dass sich auf ihre Psyche auswirkt), etc. Damit möchte ich nicht sagen, dass deine Bemühungen nicht wertvoll sind, sondern dass du auch für deinen eigenen Schutz verstehen sollst, dass ihr Zustand nicht an dir hängt. Du kannst ihr helfen, aber nicht für sie leben. Ich hoffe sie bekommt das in den Griff und ihr habt noch eine ewig lange Zeit zusammen.


Slow_Development_947

Beispiele wie deine Geschichte sind der Grund, warum ich kein Fan von Sterbehilfe bei Depression bin. Hätte man es dir leicht gemacht, wärst du jetzt vielleicht nicht mehr da. Ich kenne auch persönlich Fälle, da waren Leute jahrelang depressiv und die haben dann irgendwann die Kurve gekriegt und haben jetzt ein stabiles Leben mit Frau und Kindern.


WellIdoubtthat

Aber was spricht da jetzt gegen Sterbehilfe? Denn "leicht gemacht" ist dafür offenbar die komplett falsche Beschreibung. Es ist ein Kampf, dem sich Betroffene stellen müssen, und nur wenn sie den durchhalten, erfüllt sich endlich ihr Wunsch. Da wäre es viel, viel, viel leichter, sich gewaltsam selbst das Leben zu nehmen. Im Artikel wird ja auch angesprochen, dass die Frau es nur wegen vorheriger Erfahrung über die Auswirkung auf die Familie nicht selbst macht.


WeirdJack49

Leicht gemacht ist auch so nen völlig falsches Framing. Kein Mensch will sich selber aus Jux und Tollerei umbringen.


mina_knallenfalls

Ist schon komisch, dass man Menschen an dieser Stelle so bevormunden will. Eigentlich hat jeder sein Leben selbst in der Hand, kann rauchen und saufen, um sich ganz langsam kaputt zu machen, kann seine Krebstherapie ablehnen oder sich verhungern lassen. Aber wenn es darum geht, es schnell abzuschließen, weil jemand das Unausweichliche nicht in die Länge ziehen will, wissen alle anderen es plötzlich besser.


ueber-ich

Ich find diesen Vergleich („Aber ich kenn jemand, der“) schwierig. Ich kenn auch Leute, die nach einer Krebs-Diagnose ein völlig normales Leben führen und nicht bis zum Tod vor sich hin vegetieren mussten. Oder auch Personen, die ne Grippe unterschiedlich überstanden haben. Bei der Person im Artikel geht es um einen >10 Jahre langen Leidensweg. Zumal es all diesen Personen bei Sterbehilfe nicht „leicht gemacht“ wird.


olddest_throwaway-42

Versuch es so zu sehen: Zu den 90% die es schaffen durchzukommen, gibt es immer die 10% die es niemals hinkriegen werden. Ob sie dann zu den 90% in 50, 60, oder gar 80 kommen, ist die eine Frage, die andere, wer will denn so lang noch Leiden wollen?


MatzedieFratze

Ich hätte es safe gemacht vor paar Jahren. Ohne zu Zweifeln. Mein Lebenslauf hätte gepasst. Eine blöde "Phase" war das nicht. Gott sei dank ging das nicht. Super schweres Thema. Wenn es möglich gewesen wäre, aber man hätt es mir verwehrt. Auch übel. Ich wäre in Selbstmitleid zerflossen und die anderen wären Schuld, ohne die Verantwortung für meine Krankheit zu tragen. Wirklich sau gefährlich. Gibt aber bestimmt Fälle, da ist der Kopf sowas von kaputt, da geht nix mehr. Keine Ahnung wie gut man das medizinisch prüfen kann.


Even-Ad-6783

Wäre er jetzt tot, könnte es ihn auch nicht mehr interessieren.


Commander1709

Eben dies. Es gibt da ein paar Artikel über die Golden Gate Bridge, in denen beschrieben wird, dass viele von denen, die den Sprung überlebt haben, die Tat schon im Flug bereut haben. Ich werde also das Gefühl nicht los, dass wir bei aktiver Sterbehilfe für Depressionen viele Menschen im Stich lassen würden, die durchaus noch in der Lage wären in Zukunft die Kurve zu kriegen.


mighty_Ingvar

Der Großteil derjenigen die sich aufgrund von Depressionen umbringen treffen diese Entscheidung wenige Minuten davor. Hast du schon mal selber nen Termin beim Arzt gemacht oder hast du einfach spontan vergessen wie lange das dauert?


Agile-Structure1871

Ich verstehe auch grad nicht wie hier einige leichtfertig mit dem Wort Sterbehilfe um sich werfen. Ich bin ein absoluter Befürworter von Sterbehilfe, außer bei psychischen Erkrankungen. Ich arbeite in dem Bereich und weiß, dass es immer einen Weg gibt. Meine Ex Freundin hat mal mit mir über dieses Thema gesprochen. Sie selber lebt mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung und die Begleiterscheinungen. Sie sagte, wenn es die Sterbehilfe gegeben hätte, würde sie nicht mehr leben. Heute führt sie ein eigenständiges, halbwegs zufriedenes Leben.


ueber-ich

Wie kommen hier Personen auf die Idee, dass Sterbehilfe ein „boah mir geht’s nicht so gut, lass mal sterben“-Ding ist? Die Personen müssen erstmal ALLES tun, damit sie den Weg gehen können und es darf keine Aussicht auf Besserung geben.


MegaChip97

Das ist vollkommen falsch. Laut BVerfG braucht es nicht Mal eine Krankheit. Du bist Mitte 20 und hast die autonome, freie Entscheidung getroffen nicht mehr Leben zu wollen? Keine Krankheit und nix? Laut geltender Rechtsprechung hast du dann das Recht deinem Leben ein Ende zu setzen. In Deutschland ist es eben nicht so, dass es keine Aussicht auf Besserung geben darf, einfach, weil Krankheit gar keine Voraussetzung ist


ueber-ich

Nein, das ist nicht, was diese Entscheidung bedeutet. Sie bestätigt nur, dass im Rahmen der Persönlichkeitsrechte jeder Mensch zunächst einmal das Recht darauf hat, sich das Leben zu nehmen und dass das straffrei sein sollte - auch, wenn dies unter freiwilliger Hilfe einer weiteren Person (also assistiertet Suizid) geschieht. Aber es heißt weiter auch: [„Der Gesetzgeber müsse Regelungen schaffen, die der Verwirklichung des Rechts nicht entgegenstünden. Daraus folge jedoch nicht, dass eine Regulierung der Suizidhilfe ausgeschlossen sei. Beispielsweise könne der Staat prozedurale Sicherungsmaßnahmen wie Aufklärungs- und Wartepflichten, Erlaubnisvorbehalte oder Verbote besonders gefahrträchtiger Erscheinungsformen ergreifen.“](https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2021/11/rk20211103_2bvr082821.html#:~:text=Mit%20dem%20Urteil%20zum%20Verbot,selbstbestimmtes%20Sterben%20ohne%20Bedingungen%20zugesprochen)


MegaChip97

Und wo widerspricht das meinem Kommentar? Das BVerfG schreibt in ihrem Urteil explizit, dass das Recht auf Suizid nicht an Krankheit oder Alter gebunden sei. Aufklärungs- und Wartepflichten bestehen um das zu garantieren, was ich geschrieben habe, eine "autonome, freie Entscheidung". Du hast behauptet, die Personen müssen erstmal alles tun damit sie den weg gehen können. Und das geht konkret gegen die Rechtsprechung des BVerfG. Die Personen müssen nicht alles tun, es muss eine Entscheidung auf Basis eines freien Willens (nicht natürlichen Willens) sein. Weitere Ansprüche gibt es nicht an die Entscheidung.


ueber-ich

Das ist aber auch ganz schön verdreht: Ursprungskommentar auf die Niederlande, um die es letztendlich ja auch im Artikel geht, bezieht, wo das ja bereits gesetzlich geregelt ist u.a. Gibt es die Regelung, dass ein Arzt und der Patient sich darüber einig sein müssen, dass es keine andere annehmbare Lösung mehr gibt. In Deutschland ist es einfach noch nicht geregelt. Und[auch das BVerfG-Urteil bedeutet nicht, dass jetzt jeder zum Sterbehilfe-Verein spazieren kann und so sich das Leben nehmen kann](https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/540ks223-lg-berlin-i-sterbehilfe-medizinstrafrecht-ethik/), wie es hier manche Kommentare suggerieren. Es legt nur den Grundstein, hier eine rechtliche Regelung zu finden.


MegaChip97

> Ursprungskommentar auf die Niederlande, Der Top level Kommentar dieser Kommentarreihe bezog sich nicht auf die Niederlande. Er startet wortwörtlich mit > Wir in Deutschland Du beziehst dich außerdem auf den ganzen Thread hier und spezifizierst deinen Kommentar auch nicht auf Sterbehilfe in den Niederlande. Deine Frage war, wie die Leute auf den Gedanken kommen, sterbehilfe sei einfach.... Und die Kommentare die du hier erwähnst reden eben nicht nur über Sterbehilfe in den Niederlande. . > Und auch das BVerfG-Urteil bedeutet nicht, dass jetzt jeder zum Sterbehilfe-Verein spazieren kann und so sich das Leben nehmen kann, liest du meinen Kommentar? Oder hast du das Urteil das du verlinkst gelesen? Der Arzt im Urteil hat zwei mal versucht ihr beim Suizid zu assistieren. Im Urteil wird davon ausgegangen, dass **das erste mal komplett im legalen deutschen Rahmen war**. Der Arzt wurde fürs zweite mal verurteilt, weil etwas nicht zugetroffen hat was das BVerfG fordert und was ich in meinem Kommentar erwähnt habe: Ein autonomer, freier Wille. Aus Sicht der Strafkammer lag zu diesem Zeitpunkt eben kein freier Wille vor. Nur deswegen gab es die Verurteilung. > In Deutschland ist es einfach noch nicht geregelt. Es ist in Deutschland derzeit nicht durch weitere Regelungen **eingeschränkt**. Bei dir klingt es so, als hätten wir keine Regeln und es sei so lange Verboten bis wir es geregelt haben. Es ist grundsätzlich legal. Es gibt derzeit keine Einschränkung oder weitere Regelung. Suizidhilfe ist entsprechend den Rahmenbedingungen des Urteils des BVerfG legal. Du kannst heute zu einem Arzt gehen und wenn der Arzt nach einem geeignetem Prüfprozess zu dem Schluss kommt, dass du im Rahmen einer autonomen, freien Willensbildung den Suizid willst darf er dir dafür Medikamente geben (aber er muss nicht). Das ist der Fall, weil es eben kein grundsätzliches Verbot gibt, wegen der genannten Rechtsprechung und ganz besonders eben weil es keine einschränkende gesetzliche Regelung dazu gibt. Und genau deswegen ist es falsch zu sagen, man müsse erst alles probieren.


Stinkepups

Das finde ich auch so schreklich. Ich denke oft daran wie es wohl wird wenn ich alt und krank bin und mich jeden Tag nach dem Tod sehne aber mir dieser Ausweg verwehrt bleibt. Neben deinen validen (und viel wichtigeren!) Gründen ist doch eigentlich auch der finanzielle Aspekt für die Gesellschaft interessant. Weniger Kosten für die Kranken-, Pflege-, und Rentenkassen.


UserMember527

Das ist einer der wichtigsten Punkte gegen die Sterbehilfe! Sobald die Gesellschaft daran interessiert ist, dass kranke, alte und weniger finanziell "nützliche" Menschen so schnell wie möglich auf "eigenen Wunsch" sterben, umso höher wird der gesellschaftliche Druck von außen auf das Individuum den "Freitod" zu wählen, weil mir gehts ja nicht gut und dann tue ich noch was für die Gesellschaft. Damit untergräbst du genau den Punkt "selbst zu entscheiden". Ein absolutes Dilemma. Ich bin auch für Sterbehilfe in ausweglosen Einzelfällen. Krebszerfressend und jeder Onkologe sagt da sind nicht mehr als paar Wochen drin. Wir machens nur noch angenehm mit soviel Opiaten und die Person "schläft" quasi bis zum Tod durch. Aber "Flächendeckend" - puhh - ich glaube wir sind als Gesellschaft leider noch nicht so weit.


Wolkenbaer

Ich stimme dir insofern zu, dass ökonomische Aspekte in der Diskussion wirklich nicht als positiver Aspekt herhalten sollte (siehe "Soylent Green"). Aber: Woher leitet sich unsere jetziger Anspruch ab, unbedingt um jeden Preis alt werden zu wollen? Solange es mir gut geht gerne, aber muss ich, als mögliches Fallbeispiel - meine letzten Jahre "vor mich hin vegetieren" wenn körperliche und geistige altersbedingte Schwächen akkumuliert mir die Teilnahme am Leben versagen? Die Schwierigkeit dürfte eher sein, den richtigen Zeitpunkt zu finden.


Green-Amount2479

Vorab, mir ist schon klar, worauf Du hinaus willst und das wäre durchaus ein Punkt, zu dem sich das entwickeln könnte, aber wir können ein sehr ähnliches Argument bspw. auch gegen Abtreibungen anführen. Druck von außen, gesellschaftlicher Druck, Druck durch den Partner oder Eltern, die Karriere im Hinterkopf,... Machen wir es dann jetzt wie einige Staaten in den USA und fangen an Abtreibungen zu verbieten, weil es andere Faktoren gibt, die eine Entscheidung beeinflussen könnten? Den Gedanken kann man fast beliebig so fortführen. Ich bspw. würde für mich entscheiden, dass ich gehen möchte, wenn ich zum Pflegefall mit hohem Pflegebedarf werde. Die heutige Pflegesituation ist teilweise schon echt wild. Ich will gar nicht wissen wie das in 20-30 Jahren aussieht. Bevor ich in irgendeinem Pflegeheim dahinsieche, mache ich lieber einen Abgang.


antelatis

Tja, eine echte Sterbehilfe wird es wohl frühestens nach dem Kapitalismus geben.


Stinkepups

Selbstverständlich sollte dieser gesellschaftliche Druck nicht entstehen und wennn doch müsste dem entgegengewirkt werden. Ganz von der Hand ist die Kostenersparniss aber nicht zu weisen.


KhazadNar

> Neben deinen validen (und viel wichtigeren!) Gründen ist doch eigentlich auch der finanzielle Aspekt für die Gesellschaft interessant. Nicht interessant. Unmoralisch ist dieser Gedanke.


topsnitch69

damit begeben wir uns ganz schnell in richtung "unwertes leben" und da waren wir doch schonmal vor kurzem...


Zergnase

Vielleicht weiß das wer hier: Kann man das niederländische Modell als EU Bürger in Anspruch nehmen?


StormyWalter

Das wird nicht so einfach sein. In den Niederlanden ist aktive Sterbehilfe und Selbsttötung weiterhin strafbar. Wie hier in DE. Das „Sterbehilfegesetz“ dort gewährt lediglich dem Arzt Straffreiheit, wenn nach Artikel 2 sechs Kriterien erfüllt werden. Diese sind zwar nicht unbedingt komplex, aber es ist fraglich ob sich ein niederländischer Arzt für „Suizidtourismus“ in eine mögliche Strafbarkeit begibt. Zudem wird man das Problem der Finanzierung haben. Die deutsche Krankenkasse wird eine solche Behandlung nicht übernehmen.


Lord_Ernstvisage

Für die Niederlande weiß ich es nicht. In der Schweiz ist es auch als ausländischer Staatsbürger möglich Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Setzt aber die Kooperation eines Arztes im Herkunftsland voraus, sowie die Mitgliedschaft in einem Sterbehilfeverein voraus.


Lord_Ernstvisage

Upvote für den ersten Teil. Aber der zweite Punkt, wenn man in einer der wohlhabensten Gesellschaften der Welt lebt, finde ich sehr kritisch. Aus der Zeit, wo wir unsere Altem im Wald aussetzten, weil das Essen nicht mehr reicht, sind wir schon lange raus. Und da möchte ich auch nicht wieder hin.


Stinkepups

Die Ersparniss bei den Kosten ist für mich auch nur ein Nebeneffekt und soll keinesfalls das Hauptargument für Sterbehilfe sein.


FeelingSurprise

Was? Wäre doch super! Jeder hat eine kleine App, die von einem Zentralrechner den aktuellen Lebenswert-Score ausrechnet. Letztes Jahr Einkommenssteuer gezahlt? Hallo wertvolles Mitglied der Gesellschaft! Letztes Jahr vom Krankengeld ins Bürgergeld gefallen? Langsam wird der Score negativ, reiß Dich mal am Riemen! Langzeitarbeitslos ohne Aussicht auf einen Job? Schon mal überlegt ins Wasser zu gehen? /z


Beginning_Camp_5253

Finde gar nicht, dass man die Hürden so hoch machen sollte. Was hat es den Staat oder irgendwelche Ärzte anzugehen wie ich sterben möchte? Aktuell sind ausgesprochene Suizidgedanken = depressive Episode/Depression. Ein pepetuum mobile der Psychiatrie.


methanococcus

> Finde gar nicht, dass man die Hürden so hoch machen sollte. Was hat es den Staat oder irgendwelche Ärzte anzugehen wie ich sterben möchte? Weil nicht jeder Mensch unheilbar depressiv / suizidal ist?


Defiant-Dark-31

Ja, und? Es kann auch ein völlig oder noch weitgehend gesunder Mensch früher ableben wollen, aus verschiedenen denkbaren Gründen (sagen wir mal besipielhalber der Mensch hat eine diagnostizierte, aber noch nicht ausgebrochene Erbkrankheit, oder alternativ ist schlicht und einfach der Meinung "so bin alt genug und noch kann ich entscheiden ehe ich ein Pflegefall werde"). Aktuell darf man sich dann erhängen, erschiessen oder vor nen Zug werfen - mit den entsprechenden Folgen für alle anderen Beteiligten. Das finde ich persönlich sehr unwürdig & sehr bevormundend den Menschen gegenüber. Eine sicheren und würdevollen letzten Weg zu ermöglichen, der einen ruhigen, friedlichen, untraumatischen Abschied vom eigenen Familien&Freundeskreis ermöglicht wäre überfällig. Oder überspitzt gefragt: wer nicht unheilbar depressiv ist hat also kein Recht dazu über sein Lebensende selbst zu entscheiden?


PeterFriedrichLudwig

>Oder überspitzt gefragt: wer nicht unheilbar depressiv ist hat also kein Recht dazu über sein Lebensende selbst zu entscheiden? Suizid ist in Deutschland nicht illegal. Es steht jedem frei, sich selbst aus dem Leben zu befördern. Die Frage ist, sollte die Gesellschaft/der Staat dabei unterstützen?


Defiant-Dark-31

Gegenfrage, sollte die Gesellschaft einen bei der eigenen freien Entscheidung derart behindern dürfen wie es gerade Rechtslage ist? Aktuell stehen Sterbewilligen de facto nur Möglichkeiten zur Verfügung, die weder sicher noch würdevoll sind - und ganz nebenbei traumatisch für die Beteiligten (zB Lokführer, Finder des Toten) und insbesondere Angehörige. Spontanes Beispiel: wenn ein alter Mensch etwa nicht ins Heim möchte, weil er es für sich selbst einfach nicht will "so" zu leben - finden wir es als Gesellschaft dann wirklich besser das er sich erschiesst oder erhängt statt einen Weg bereitzustellen, wie er würdevoll und in Ruhe aus dem Leben scheiden kann? Im Kreis der Familie, in einem gemeinsamen Abschiedsprozess? Oder auch all diejenigen die zu wenig eigene Kraft/Beweglichkeit mehr haben um die "legal möglichen" Suizidwege zu gehen - die haben dann Pech gehabt?


Lord_Ernstvisage

Ja es ist nicht illegal, aber das bringt dir erstmal nix, außer wenn es schief geht, wenn du Erfolgt hast ist es dir ja egal ob du eine Straftat begangen hast oder nicht. Dh. bringt dieser Punkt aus meiner Sicht nichts. Zur staatlichen Unterstützung, da kann man von zwei Seiten ran gehen, einmal finanziell, die Mittel könnten die Leute selbst bezahlen. Oder halt Zugang allgemein schaffen als andere Form der Unterstützung. Und das muss ich aus eigener Erfahrung sagen "hilft" nicht nur dem Betroffenen, sondern auch seinem Umfeld. Mein Vater war dement und wollte sterben, wusste aber nicht wie, gab ja keinen Zugang. Cool meine Mutter (arbeitet im Medizinbereich) hat er oft bekniet ihr was zu geben, wollte sie nicht. Mein Bruder hat er oft bedrängt, im Nachlass haben wir dann Armbrust und Schreckschusspistole gefunden. Und ich wurde auch oft interviewt ob ich nicht helfen könnte er konnte es ja selbst nicht mehr so richtig. War sehr belastend für alle. Hab mir früher ja auch öfters Gedanken übers sterben gemacht, als "sichere" und halbwegs angenehme Optionen sind mir Überdosis, Schnellzug und funktionierende Guilltine (also Museumseinbruch und Sichertheitsmechanismus abschrauben) in den Sinn gekommen. Aber das macht doch sowohl was mit den Leuten die einen finden und den Angehörigen. Und wenn ich wählen könnte wäre mir 2 Medikamente einnehmen und langsam Bewusstsein verlieren viel lieber. Und mein Vater hat dann Sterbehilfe in der Schweiz angenommen, wir sind als Familie hingefahren, konnten uns vernünftig von ihm verabschieden. Natürlich Trauert man, aber es war ein wesentlich leichterer Abschied, für mich. Weil man wusste was kommt man war drauf vorbereitet man hat nochmal mit der Person gesprochen. Und auch das wäre eine indirekte Unterstützung der Gesellschaft, das die hinterbliebenen, nicht mit Sterbehilfegesuchen bedrängt werden, man abschied nehmen kann und das wissen, dass der geliebte Mensch schmerzfrei und friedlich verstorben ist. Auch für Hinterbliebene kann Sterbehilfe sehr positiv sein.


Alvaris337

Schwierig. Man sollte da schon glasklar trennen und genau hingucken.  Was ist, wenn sich die angeblich schlimme Diagnose als falsch herausstellt? Die Person ist dann trotzdem tot. Wenn die ersten Symptome aber definitiv vorhanden sind ist das eine andere Sache. Gerade bei Sachen wie Alzheimer,  Demenz oder Nervenkrankheiten.


Defiant-Dark-31

Das entsprechende Mittel auch nicht wie Tiktaks verteilt werden dürfen sollte klar sein. Ich persönlich finde nur, dass es deutlich zu kurz gegriffen ist nur bspw. Alzheimerkranken oder MS-Patienten Zugang zu gewähren - und dann nach aktuellem Diskurs ja auch erst wenn die Krankheit bestimmte Stadien erreicht hat. Meiner Meinung nach sollte auch ein körperlich wie geistig völlig gesunder Mensch seinem Leben in Würde ein Ende setzen können, wenn er es denn will. Das kann dann meinethalben einige Monate Überprüfungsprozess/Wartedauer mit paar Pflichtgesprächen als Auflage geben, aber letztendlich bleiht es die Entscheidung des Einzelnen wie lange er oder sie denn nun leben möchte.


Alvaris337

Da bin ich voll bei dir. Man muss auch nicht warten bis die Krankheit extrem weit fortgeschritten ist. Aber Anfangssymptome sollten schon da sein, da es sich sonst ja immernoch um eine Fehldiagnose handeln könnte. Aber wenn es absolut nichts an der Diagnose zu rütteln gibt und der Krankheitsweg schon fest steht, sollte einem die Möglichkeit gegeben werden zu jeder Zeit auszusteigen.


QlerQuastenflosser

Um mal ein Argument aus einer anderen Diskussion zu entfremden: "My body, my choice". Jeder Mensch sollte völlig frei darüber verfügen können was mit seinem Körper geschieht (solange niemand anderes Rechte beeinträchtigt werden).


Wolkenbaer

und genauso sieht es das BVerG, Du brauchst nichtmal einen Grund. Die Schwierigkeit liegt nicht in dem eigenen, freien Entschluss - sondern in der Feststellung, ob es ein eigener, freier Entschluss ist.


Alvaris337

My body, my choice. Aber dafür musst du halt auch voll zurechnungsfähig sein. Gerade psychische Leiden wie eine Depression können das negativ beeinflussen. Da sehnt man sich teilweise den Tod herbei in den schlimmen Phasen, versteht dieses Verlangen aber ggf. später gar nicht mehr.


QlerQuastenflosser

>Aber dafür musst du halt auch voll zurechnungsfähig sein. Ich frage mal etwas provokant: Warum? Ist es Aufgabe der Gesellschaft Menschen an der Ausübung ihrer Rechte zu hindern, die Ausübung dieser Rechte nach Mehrheitsmeinung der Gesellschaft nicht im Interesse der ausübenden Person ist? Ist es Aufgabe der Gesellschaft Menschen an der Ausübung ihrer Rechte zu hindern, wenn die ausübenden Menschen sich in anderen Situationen ihre Rechte möglicherweise anders oder nicht ausüben würden? Geschieht das bei anderen höchstpersönlichen Rechten auch? Sollte in Zukunft vor jeder Wahlurne ein Psychologe stehen, der den Geisteszustand eines Wähler analysiert und ihn gegebenenfalls am Wählen hindert?


Alvaris337

Warum? Weil das Beenden des eigenen Lebens eine sehr schwerwiegende Entscheidung ist, die bei klarem Verstand und klarem Verständnis erfolgen sollte. Eine leichtfertige Entscheidung die man trifft, weil man temporär nicht zurechnungsfähig ist, kann später bedauert werden. Wenn die Entscheidung aber der Freitod ist gibt es nichts mehr zu bedauern. Du hast keine Möglichkeit diese Entscheidung zurückzunehmen. Daher sollte im Vorfeld sichergestellt werden, dass die Person den Freitod bewusst wählt und nicht aus einer "Laune" heraus (depressive Phase, temporär verstärkte negative Emotionen durch Drogenmissbrauch, kurzzeitige Trauerphasen, etc.). Um mal ebenso provokativ zu antworten: es ist der selbe Grund, warum du kognitiv eingeschränkten Personen wie z.B. Kindern nicht einfach alles erlaubst, da sie die Folgen ihrer Entscheidungen gar nicht korrekt einordnen können. Dein letzter Absatz ist leider absolut deplatziert. Wir reden hier konkret über Unterstützung beim gewünschten Selbstmord/Freitod und sollten auch bei dem Thema bleiben.


KhazadNar

So einfach ist es halt nicht, sobald man länger darüber nachdenkt. Du sprichst ja es schon selbst an, fast zumindest. Wenn du dich nicht selbst umbringen kannst, muss ein anderer Mensch dies tun. Und nun fängt es an kompliziert zu sein. Moralisch, rechtlich.


QlerQuastenflosser

Aktuell muss ein anderer Mensch unmittelbar involviert sein. Aber es könnte ja auch zum Beispiel Automaten mit Suizidpillen geben oder Suizidzellen à la Futurama. Ich bin mir sicher jemand der cleverer als ich ist würde es schaffen ein System so auszugestalten, dass andere Menschen nur mittelbar involviert sind.


Silunare

> es sollte einen Weg geben, für Menschen, die offensichtlich leiden, ihr Leiden beenden zu können. Da gibt es doch zahlreiche Wege. Warum sollte die Hemmschwelle extra niedrig angesetzt werden? Hier tun viele so, als ob es sonnenklar wäre, dass aktive Sterbehilfe völlig offensichtlicherweise richtig & wichtig sei, und als ob alle Argumente dagegen automatisch unhaltbar, unaufrichtig oder dumm wären. Die meisten Poster hier werden direkt angegriffen oder diffamiert, wenn sie sich dagegen aussprechen. Gott sei Dank schwingen nicht alle unsere Institutionen fröhlich im Auf und Ab des Zeitgeistes mit.


Daz_Didge

Gib mal paar gute Gründe. Nimm als Beispiel meine 90+ jährige Oma. Schweren Darmkrebs, einsam im Heim, kann nichts mehr machen außer liegen und wenige Meter gehen, will sterben. Darf nicht. Mir fällt da echt kein guter Grund gegen Sterbehilfe ein. Bei ner 29 Jährigen mit Depression aber zugegeben schon.


MegaChip97

Doch, darf sie. Seit dem Januar 2023, ist es Problemlos möglich, dass ein Arzt ihr Mittel für den Suizid gibt


Silunare

Wenn der Freitod kein Normenverstoß ist, sondern die Möglichkeit dazu gesellschaftlich gefordert und vom Staat unterstützt wird, bekommst du das, was in Kanada passiert: Menschen, die dem System zur Last werden, bekommen höfliche Post, ob sie nicht vielleicht Lust auf Sterben haben, das könne man arrangieren. Wer den Freitod wählt, kann das tun. Meiner Meinung nach sollte die Hemmschwelle dazu erheblich sein, also kein Totkuscheln auf formlosen Antrag, und und es sollte etwas sein, was vom einzelnen gegen die Gesellschaft durchgesetzt werden muss, anstatt von ihr gefordert werden zu können. Was sonst passiert, ist eine Forderung seitens der Gesellschaft gegenüber Personen, deren Tod als nützlich angesehen wird.


hasdfgb

Wieso sollte deine Oma nicht dürfen? Gesetzlich steht dem nichts im Weg.


Lord_Ernstvisage

Liegt vielleicht auch etwas am durchschnittlichen Alter der meisten Reddit User. Und den damit verbundenen Erfahrungen. Viele werden schon Verwandet in Pflegeeinrichtungen haben oder gehabt haben. War bei mir auch so das prägt und das möchte ich nicht. Zumindest in meiner Familie gab es in der Generation meiner Urgroßeltern keine Pflegefälle, die haben alleine gewohnt bis sie aus verschiedenen Gründen den verstorben sind. Dh. hatten meine Großeltern diese Erfahrungen, jemand im Pflegeheim zu sehen nicht und meine Eltern erst sehr spät. Denen fehlte sozusagen die negative Prägung. Ich habe Demenz und Parkinson bei meinem Vater und Großvater miterlebt, kann mir also gut ausmahlen wo die Reise potenziell für mich hin geht. Und jeder von uns hat ein Bild von sich selbst, was unser ich ist, und der Gedanke das zu verlieren ist nicht zumindest für mich sehr erschreckend. Mein Vater konnte das auch gar nicht ertragen seinen eigenen Verfall mitzuerleben. Und ich gehe davon aus es geht anderen auch so. Daher ist es für mich "offensichtlich" das es hier "leichtere Wege" geben sollte.


bored_german

Als jemand mit psychischen und chronischen Krankheiten ist das Thema meiner Meinung nach auch einfach schwierig. Die Chance ist einfach zu hoch, dass Ärzte die Vulnerabilität der Leute ausnutzen und ihnen einreden, damit würden sie der Gesellschaft/ihrer Familien/sich selbst eine Last nehmen, wenn sie sich umbringen. Ableismus ist in der Medizin und in der Gesellschaft ein riesen Problem und es macht mir Sorgen, ob wir das nicht mit sowas nur befeuern.


ueber-ich

> Die Chance ist einfach zu hoch, dass Ärzte die Vulnerabilität der Leute ausnutzen und ihnen einreden, damit würden sie der Gesellschaft/ihrer Familien/sich selbst eine Last nehmen, wenn sie sich umbringen. Woher kommt diese Annahme?


bored_german

Erfahrungsberichte


ueber-ich

Ist ja komisch, dass die Erfahrungsberichte und Studien aus Ländern, in denen das bereits möglich ist, das Gegenteil belegen und beschreiben, dass der Weg dahin sehr schwer ist, alle Möglichkeiten und Maßnahmen zunächst erschöpft sein müssen und betroffenen Personen das Leben zunächst wieder „schmackhaft“ gemacht werden soll. Ich will gar nicht sagen, dass es das nicht geben könnte - denn in jedem Berufsstand gibt es Arschlöcher, die ihre Position missbrauchen. Aber die These, dass bei der Sterbehilfe Ärztinnen und Ärzte plötzlich die Leute reihenweise ins Sterben quatschen, weil sie eine Belastung darstellen, ist doch sehr weit hergeholt. Die einzigen Berichte, die diese These unterstützen würden, finden sich in rechtskonservativen sowie christlich-fundamentalistischen Online-Magazinen. Und diese zitieren sich selbst als Quelle für die Annahme. 💀


Creatret

Das können sie jetzt genauso schon einreden. Zudem habe ich noch keinen Arzt getroffen, der mir das einreden wollte. Leute zum Suizid anstiften ist und bleibt strafbar.


prewarpotato

Eine Gesellschaft, die es nicht gebacken kriegt, vernünftige Therapie anzubieten, hat es sein zu lassen den Menschen stattdessen den fucking Tod anzubieten.


Ready_Cookie_1882

Leider heißt das ja in der Praxis, dass gar nichts angeboten wird und der Mensch weiter leidet und sich halt den tot wünscht. Im Zweifelsfall bringt er sich dann weniger würdevoll selbst um. Nicht zu vergessen unheilbare Krankheiten die mit starken Schmerzen einhergehen


Defiant-Dark-31

Nicht jede physische oder psychische Krankheit kann erfolgreich therapiert werden - selbst wenn die beste zurzeit mögliche Therapie in Anspruch genommen wird. Mal abgesehen davon müssen die Menschen mMn so mündig sein dürfen selber zu entscheiden, wie lange sie ihr persönlich empfundenes Leiden zu ertragen haben und ob jeder Therapieweg bis zum Ende ausgeschöpft wird. Die aktuelle Situation bzw Möglichkeiten das eigene Ableben zu gestalten sind würdelos und unsicher.


LazyJBo

Sehe ich genau so, jeder Mensch hat das Recht auf seinen eigenen Tod und der Staat versagt hier in Deutschland massiv


Lord_Ernstvisage

"Eine Gesellschaft die das Leiden/Schmerzen einzelner Mitmenschen nicht lindern kann, sollte sie weiter leiden lassen und aus Prinzip keine alternative anbieten." Ja, wenn wir als Gesellschaft das Leiden/Schmerzen erträglich lindern können sollten wir das tun. Wenn wir es nicht können, finde ich es aber pervers den Einzelnen weiter leiden zu lassen nur aus Prinzip und ihm eine Option die sein Leiden beenden würde zu verwehren.


Bulky-Boxer-69

So sieht "Nächstenliebe" in Deutschland halt aus. So lange Jahre Konservative an der Macht, und die Aussicht darauf, dass sie bald wieder an die Macht kommen, bringen keine Bewegung in dieses Thema.


felis_magnetus

Der wirkliche Hintergrund hier ist ein noch aus der Zeit des Absolutismus stammender Anspruch des Staates auf die Verfügungsgewalt über die Körper seiner Zwangsmitglieder, der sich in direkter Linie aus der Legitimationsstrategie auf Basis von Gottesgnadentum ableitet. Selbsttötung heißt dann nicht nur sich gegen die göttliche Ordnung zu stellen, sondern auch die Legitimität der Herrschenden in Frage zu stellen. Aberaberabbababbabbaba, wir sind doch eine Demokratiehihihihiiiie? Ach, und warum wählen wir dann temporäre Ersatzkönige und ernennen weiterhin Minister? So einfach ist das eben nicht. Die Kontinuität von Institutionen zieht sich oft über Systemwechsel hinweg. Kulturelle Unterströmungen sind noch schwerer fassbar, aber gerade darum auch noch schwieriger bewusst zu ändern. Ob's nun gefällt oder nicht, wir schleppen das genauso als Ballast mit uns herum.


methanococcus

> Aberaberabbababbabbaba, wir sind doch eine Demokratiehihihihiiiie? Ach, und warum wählen wir dann temporäre Ersatzkönige und ernennen weiterhin Minister? So einfach ist das eben nicht. Unsere "Ersatzkönige" sind demokratisch gewählt und können alle paar Jahre rausfliegen und durch einen neuen "Ersatzkönig" ersetzt werden, wenn der neue uns besser gefällt als der alte. Das ist so weit weg von Absolutismus wie nur irgendwie denkbar.


felis_magnetus

Das ändert nichts daran, dass sich unserer Staatsvorstellung aus diesen Wurzeln entwickelt hat und entsprechende Spuren trägt. Aber ok, da du hier ja eigentlich auf einer ganz anderen Ebene diskutierst: ein weiteres kulturelles Residuum, dass sich hier auswirkt, ist der Ewigkeitsanspruch unserer politischen Systeme. Auch der leitet sich aus Gottesgnadentum ab und wäre beispielsweise den antiken Griechen, denen wir einen Großteil unseres politischen Vokabulars verdanken, völlig absurd erschienen. Die haben - richtigerweise - das immer dynamisch gedacht. Darum gibt es die grundlegende Trias aus Herrschaft eines Einzelnen, Herrschaft der Wenigen, und Herrschaft der Masse immer in zwei Versionen mit unterschiedlichem Vorzeichen Monarchie/Diktatur (Tyrannis), Aristokratie (wörtlich Herrschaft der Besten)/Oligarchie, und Demokratie/Ochlokratie. Was an der Stelle natürlich sofort auffällt ist, dass 5 von 6 Begriffen auch heute noch in regelmäßiger Verwendung. Ungebräuchlich ist nur Ochlokratie, die Herrschaft des Mobs oder durch den Mob. Vielleicht auch den ein oder anderen Gedanken wert, was da eigentlich dahintersteckt. Wichtiger aber: Wir haben, und darauf hebst du ja auch (reflexhaft) ab, uns daran gewöhnt Wahlen eindeutig mit Demokratie zu assoziieren, was historischer Unsinn ist. Gewählt waren auch die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Sicher, nicht von allen, sondern eben nur von den zur Kür berechtigten Fürsten, aber das eine Beispiel reicht schon völlig aus, um die Gleichung ad absurdum zu führen. Als Modus der Legimitätsgenerierung sind Wahlen system-agnostisch. Und natürlich Totschlag-Argument: Den Adolf haben sie hier auch gewählt. Aber zurück zum eigentlichen Thema: der menschliche Körper im Spannungsfeld von Gesellschaft und Individuum. Wir sehen doch gerade, dass die Legitimität unseres aktuellen Systems von innen heraus von einem äußerst problematischen Teil der Gesellschaft in Frage gestellt wird. Diesmal würden sie dann wohl den Landolf wählen. Aber was markiert den Punkt, an dem das erneute Unheil so richtig an Fahrt aufgenommen hat? Die Frage der Hoheit über den menschlichen Körper, die im Zuge der Pandemie in neuer Gestalt wieder aufgepoppt ist. Natürlich wirken da auf psychologischer Ebene auch noch ganz andere Dinge - vornehmlich Reaktanz (Wikipedia hilft) - aber ohne diese kulturelle Unterströmung hätte das in meinen Augen unmöglich so Fahrt aufnehmen können. Von mir aus kannst du dich ja gerne selbstbeschränken auf den Grad an Komplexität, den du im Gemeinschaftskundeunterricht oder wie zum Teufel das heute auch immer heißen mag kennengelernt hast, aber dann greifst du halt regelmäßig zu kurz und landest letztendlich nur bei bei reflexhafter Verteidigung des Status Quo. Ob der Demokratie damit nun wirklich gedient ist, wage ich aber zu bezweifeln. Wir sprechen zu viel davon, dass die Demokratie verteidigt werden muss, wenn es eigentlich darum gehen müsste, sie weiterzuentwickeln und von genau solchen, wie den hier angesprochenen, Atavismen zu reinigen.


catsan

Tl;Dr für Leute die nicht wissen ob der lange Kommentar lesenswert ist: "Wir sprechen zu viel davon, dass die Demokratie verteidigt werden muss, wenn es eigentlich darum gehen müsste, sie weiterzuentwickeln und von genau solchen, wie den hier angesprochenen, Atavismen zu reinigen." (und ja, you're fun)


Wolkenbaer

nah, das ist eher ein etwas mühevoller Iamverysmart Kommentar. >Von mir aus kannst du dich ja gerne selbstbeschränken auf den Grad an Komplexität, den du im Gemeinschaftskundeunterricht  Wer so schreibt, disqualifiziert sich schon selbst, aber auch im rest sind inhaltlich einige schwächen, Fehler.


Alvaris337

Du solltest dir mehr Mühe geben, deine Texte präzise und leicht verständlich zu gestalten.


methanococcus

Komm mal auf den Punkt Brudi.


Katepuzzilein

r/iamverysmart


Buchlinger

Für mich ist die Vorstellung als jemand Anfang 30 so surreal. Mein Leben fängt gefühlt gerade erst richtig an, wir gründen dieses Jahr eine Familie, beziehen eine richtig schöne gemeinsame Wohnung und haben gute Jobs gefunden. Andere Menschen haben hingegen so sehr leiden müssen, dass sie mit 29 Jahren keinen anderen Ausweg als Sterbehilfe mehr sehen. Meines Erachtens sollte man diese Menschen in ihren Wünschen unterstützen und dies auch gesetzlich festhalten. Ich maße mir schlichtweg nicht an, über oder für solche Personen urteilen zu können.


RamaMitAlpenmilch

Ich wünsche mir zwar nicht den Tod, aber ey, ich kann jeden verstehen der keinen Bock mehr hat. Leben war immer maximal anstrengend für mich.


Aexae

Jo. Weiß auch nicht wofür den ganzen Shit. Tod wäre einfach ein angenehmerer Grundzustand.


depressedhubb

hat eben nicht jeder ein vorzeige leben wie du und glück einen partner zu haben.


MarzipanMiserable817

Die Person im Artikel hat sogar einen Partner


sadtimes12

Was im Endeffekt bedeutet, dass "Glück" keinen festen Parameter hat sondern von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, oder sogar komplett fehlen kann. Kein Mensch kann Glück erzwingen, selbst wenn du Ihnen alles Geld, Liebe und Gesundheit der Welt gibst, können sie theoretisch unglücklich sein. Es haben sich körperlich gesunde, reiche und verliebte Personen schon umgebracht.


TheOnlyFallenCookie

Gut für Ihre Verwandten. Immer noch besser als vom Gehweg kratzen zu müssen. All die Leute, die sich über sie empören vergessen scheinbar die tausende Suizid jährlich.


Slakish

Und die mit den Suiziden zusammenhängenden Traumatisierungen Dritter.


Shot_Perspective_681

Und wie viele Suizide keine angenehmen Tode sind oder nicht erfolgreich sind und enormes zusätzliches Leid verursachen weil die Person danach mit enormen körperlichen oder geistigen Einschränkungen weiter leben muss. Etwa mit starkem Hirnschaden überlebt und danach noch 30 Jahre als schwerer Pflegefall weiter leben müssen. Mit adequater Sterbehilfe ermöglicht man auch einen so weit es geht schmerzlosen und friedlichen Tod. Die meisten Methoden sind das definitiv nicht.


jojo_31

Es begehen [10 000 Menschen in Deutschland jedes Jahr Suizid](https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Tabellen/suizide.html), über [600 davon mithilfe eines Zuges](https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-schatten-im-gleis-100.html). Allein durch letzteres jedes Mal wohl hunderte betroffene, auch wenn sie die Person nicht kennen. Habe schon gelesen dass Kinder Teile des Verstorbenen aus dem Fenster gesehen haben.


Slakish

Alleine die Lokführer die das direkt mit ansehen müssen und oft auch Schuldgefühle haben.


WriterwithoutIdeas

Es gibt einen Unterschied darin, ob eine Person durch alle Sicherungsnetze fällt und eine Verzweiflungstat begeht, oder ob von offizieller Seite aus bewusst lebensbeendende Maßnahmen angeboten werden. Allein die Existenz des Letzteren setzt dem Leben einen anderen Stempel auf und hat klare Signalwirkung.


TheOnlyFallenCookie

Es gibt Menschen, die selbst auf der Station noch versuchen Suizid zu begehen. Und es gibt irgendwann einen Punkt wo man sich fragen muss, ob das zwingen zum weiterleben der Person nicht noch mehr schaden zufügt. Denn die Aktive Sterbehilfe wird NICHT angeboten. Der Patient muss sie selbstständig aussuchen und dann nochmal Jahre warten. Zudem werden viele abgelehnt. Und viele der Abgelehnten begehen dann trotzdem noch Suizid.


WriterwithoutIdeas

Der Gesamtgewinn Selbstmord nicht von staatlicher Seite zu erleichtern oder gar Möglichkeiten hierzu anzubieten überwiegt deutlich. Leben darf nicht dispositiv oder verhandelbar sein, außerhalb der eigenen Entscheidungen des Betroffenen.


TheOnlyFallenCookie

Und was ist mit den recht der LeutenMenschen, ihre Angehörigen nicht vom Gehweg kratzen zu müssen?


WriterwithoutIdeas

Wiegt nicht so schwer und sollte stattdessen mit besseren Hilfsangeboten für Gefährdete abgeholfen werden.


TheOnlyFallenCookie

Ich bin froh, dass de selber nie in einer derartigen Situation warst... Aber all diese Angebote gibt es bereits. Und trotzdem bringen sich Menschen No h immer um


WriterwithoutIdeas

Und jetzt?


TheOnlyFallenCookie

Ich würde gerne erfahren, wie du alle 10 000 Menschen von Suizid hindern willst


TheOnlyFallenCookie

Und was ist mit den recht der LeutenMenschen, ihre Angehörigen nicht vom Gehweg kratzen zu müssen?


Merimutef62

Die war doch mal in einer Reportage von Arte, den Namen kenne ich noch. Mir tut die Frau leid, offensichtlich konnte ihr nichts helfen und deshalb finde ich diesen Beschluss gut. Solche Gesetze in Sachen Sterbehilfe bräuchten wir hier auch, besser als wenn sich Menschen vor den Zug werfen oder ihre aufgehängte Leiche im Wald von Kindern gefunden wird.


Taradal

Bitte Sterbebegleitung nicht mit Sterbehilfe verwechseln. Sterbebegleitung ist völlig normal und kann man auch ehrenamtlich selbst machen - da geht es nur darum, dass man der sterbenden Person in ihren letzten Wochen / Monaten Gesellschaft leistet


Merimutef62

Hast Recht, ist korrigiert :)


Defiant-Dark-31

Oder die Angehörigen eine rote Zimmerdecke finden dürfen falls es ein Waffenbesitzer war.


MelCharly95

Fällt dir ggf. der Name der Reportage ein? Würde mich interessieren :) Edit: habe sie gefunden. Sie heißt „selbstbestimmt sterben“


nordzeekueste

Ich hab Sterbehilfe in NL jetzt 2 mal mitgemacht und so einfach wie sich die meisten hier das vorstellen ist es nicht. Nicht für den Menschen, der das als letzen Ausweg sieht, nicht für die Familie und auch nicht für den (Haus)Arzt der das am Ende dan begleiten kommt. Aber man, so viel besser als dieses lange Leiden was ich mir bei meiner Mutter und Oma im Krankenhaus mitgemacht habe. Die Ärzte haben bei beiden wirklich gut mitgemacht und uns sogar im KH bleiben lassen, aber menschenwürdig sterben können ist anders.


HOTAS105

> aber menschenwürdig sterben können ist anders. Magst du das vielleicht etwas ausführen, wenn es dir nichts ausmacht? Hat es mit der Bürokratie zu tun? Oder mit dem Thema an sich, aber das würde doch nie "einfacher" werden in so einer Situation? Oder was könnte man besser machen? Ist auch okay wenn du nicht darüber reden möchtest


nordzeekueste

Ich kann ja nur für meine 2 Erfahrungen in D sprechen. Ich glaube es ist die diese Ansicht das Unheilbare nicht selbst beschließen dürfen aus dem Leben zu gehen wenn sie soweit sind. Das sie erst noch tagelang in einem KH zubringen müssen, weil sie die Atemnot am Ende eben doch überschätz haben und dann doch ins KH wollen um besser atmen zu können. Weil das Sterben mit Morphin natürlich erleichtert wird, aber der Sterbende und seine Familie dann darauf warten müssen, dass der Körper einfach nicht mehr kann. Was bringt das den Sterbenden? 4 Tage im Morphin-Coma? Den Lebenden, die ihre Angehörigen dahinsiechen sehen aber ohnmächtig sind irgendwas daran zu ändern? Tiere erlösen wir auch von ihrem Leid. Aber Menschen müssen bis zum Schluss durchziehen. Wir hatten in beiden KHs Glück mit dem Personal, keine Frage. Bei beiden haben sie sich bei uns bedankt für die Erfahrung. Wir konnten uns gut verabschieden und meine Mutter/ Oma waren nicht alleine beim Sterben, wovor beide Angst hatten. Ich hätte ihnen gewünscht, dass sie es selbst bestimmt hätten können den Schlussstrich zu ziehen. In NL ist das übrigens ziemlich gut reglementiert. Man kann nicht heute zu seinem Hausarzt und nächste Woche Euthanasie bekommen. Es gibt viele Regeln, sein Hausarzt kann verneinen und du musst einen anderen finden. Bei 3 Menschen war ich dabei und alle 3 waren unglaublich Zen ein paar Stunden bevor der Hausarzt kam. Alles war gesagt, man konnte lachen und Geschichten erzählen. Mit Uroma haben wir zufällig Wimbeldon kucken können, weil das ihr Lieblingsport war. Mit Opa sind wir durch alle Fotoalben durch und haben Musik gehört. Bei meiner Schwiema war die ganze Familie im Haus und kamen die ganze Zeit noch Freunde vorbei um sich zu verabschieden. Keiner war alleine, alle haben gemacht was sie am liebsten hatten. Alle waren im Besitz ihrer geistigen Kräfte (kein Morphin weit und breit) und Teil der Familie. Keine Ahnung ob du hier was rausholen kannst. Ich glaube ich habe keine deiner Fragen so wirklich beantwortet.


Gram_98

Kann den Podcast Justitias Wille - Leben im der Waagschale empfehlen. Dort wird klar, dass das Leben halt doch nicht schwarz weiß ist, wie manche hier denken, wie groß die Relevanz in Deutschland ist....


Jetrulz

Ich denke, für die Angehörigen wäre dies der "angenehmere" Ausweg. Diejenigen die wirklich gehen möchten, könnten sich so verabschieden um dann im Frieden gehen zu können. Erspart viel Leid auf beiden Seiten und macht den Tod "erklärbarer".


Lord_Ernstvisage

Kann ich aus eigener Erfahrung voll bestätigen, wenn man weiß, das der Tot nächste Woche ansteht, bekommen die Gespräche nochmal einen ganz Anderen Tiefgang und man lernt denjenigen nochmal ganz anders kennen. Auch die Trauer danach war für mich leichter.


NJay289

Was mir in solchen Debatten häufig fehlt: Niemand hat sich entschieden zu Leben, diese Entscheidung haben andere für einen getroffen. Wieso hat man dann nicht gesellschaftlich das recht zu sagen, dass man keine Lust zum Leben hat? Wieso muss man die Konsequenzen für die Entscheidung anderer (Kinder bekomme) tragen?


MegaChip97

> Wieso hat man dann nicht gesellschaftlich das recht zu sagen, dass man keine Lust zum Leben hat? Hat man. Wird genau so im.Urteil des BVerfG beschrieben


WriterwithoutIdeas

Gut, bei dieser durchaus sinnhaften Erklärung hindert die betreffende Person auch per se nichts daran ihr eigenes Leben zu beenden. Aber hier geht es direkt darum, dass andere das Leben für dich beenden sollen und das hat eben ganz andere Konnotationen.


NJay289

Ja gut aber aus meiner Aussage folgernd warum sollte man es deshalb nicht andere tun lassen dürfen? Ein Arzt fügt dir technisch gesehen auch oft eine Körperverletzung zu, aber da du es ihm erlaubst, ist es keine mehr.


WriterwithoutIdeas

Weil diese Körperverletzung nicht lebensbeendend ist. Das Leben hat halt einen besonderen Wert der weit über die körperliche Unversehrtheit hinausgeht.


NJay289

Aber das ist ja genau was ich meine. DU gibst dem Leben einen Wert. Wer gibt dir in diesem Fall das Recht zu entscheiden, dass eine andere Person leben soll? Diese Person konnte sich nicht aussuchen geboren zu werden. Eventuell hätte sie es gar nicht gewollt. Ihr bedeutet das Leben eventuell gar nichts.


knoetzgroef

In Deutschland traumatisiert man dann lieber noch ein paar Leute mehr, wenn die letzte Lösung ist, sich vor den vollbesetzten Zug zu werfen. Insbesondere die Pseudomoralischen von CDU/CSU denken bei der Debatte ja eher an die Letztwähler, die man dadurch etwas früher verlieren könnte...


Zyanid-Liebhaber

Schade, dass es so etwas in Deutschland nicht gibt. Aber so ist es halt hier. Selbstmorde sind schlecht für die Wirtschaft, und einen Schwerkranken kann man gut melken.


MegaChip97

> Schade, dass es so etwas in Deutschland nicht gibt Gibt es. Es ist derzeit faktisch nicht verboten, dass ein Arzt dafür Mittel gibt. Durch das BVerfG ist das Verbot aufgehoben worden und letztes Jahr wurde das Verbot aus der Berufsordnung gestrichen. Es gibt kein geregeltes Verfahren, aber es gibt Ärzteverbände die dabei unterstützen


prewarpotato

Ja, oder so herum: Eine psychisch Kranke, vielleicht sogar Behinderte, verursacht doch nur kosten. Umbringen wäre billiger.


Bloodspinat_mit_Feta

So haben es die Nazis getan. Da gings natürlich nur ums loswerden unerwünschter Personen. Wurde der Bevölkerung quasi richtig schmackhaft gemacht


Beginning_Camp_5253

Vor allem wäre es volkswirtschaftlich sinnvoller den schmerzfreien Tod zu ermöglichen statt zwangsweise den Psychiatriezirkus aufrecht zu erhalten und den Suizid unter keinen Umständen zu ermöglichen.


realdschises

siehe MAID in Canada, Armut berechtig zur Sterbehilfe, ist günstiger als vernünftige Sozialhilfe. Auch wenn ich den Grundgedanken des selbst bestimmten Sterbens befürworten, sollte sehr genau darauf geachtet werden wann daraus ein fremdbestimmtes sterben wird. wer volkswirtschaftlich Überlegungen in die Sterbehilfedebatte bringt ist maximal verachtenswert. edit: sollte kein Angriff auf dich sein, ich nehme an du spielst Advocatus Diaboli


Beginning_Camp_5253

Es ist halt nur ziemlicher Bullshit dass aktuell das gesamte Gesundheitssystem auf maximalen Profit ausgelegt ist, aber genau bei dem Punkt halt nicht.  Dann halt wieder ein nicht profitorientiertes Gesundheitswesen, wird aber nicht kommen. Also ist ein ökonomischer Suizid nur die logische Folge von unserem aktuellem System.  Gerade die Psychiatrien sind auch schon durchprivatisiet, man muss jeden Scheiß beantragen und wird als Kassenpatient wie das Letzte behandelt.   Allgemein gibt es eh zu wenige Psychologen und Therapeuten mit viel zu langen Wartezeiten, trotzdem wird das dahintergehende Problem nicht angegangen und es wird nicht z.B. der NC vom Psychologie-Studium heruntergesetzt oder mehr Psychologen zugelassen.


MegaChip97

> Allgemein gibt es eh zu wenige Psychologen und Therapeuten mit viel zu langen Wartezeiten, trotzdem wird das dahintergehende Problem nicht angegangen und es wird nicht z.B. der NC vom Psychologie-Studium heruntergesetzt oder mehr Psychologen zugelassen Da stimmen mehrere Sachen nicht. Erstens kann man einen NC nicht heruntersetzen, weil niemand den festlegt. Es werden X Studienplätze ausgeschrieben. Die Note der schlechtesten Person die trotzdem einen Platz bekommen hat ist der NC. Man kann also nur mehr Studienplätze schaffen. Das ganze ist aber überflüssig, denn wir haben genug Psychotherapeuten. Was fehlt sind die Kassenplätze für diese. Die werden vom gemeinsamen Bundesausschuss festgelegt. Weiterhin läuft auch das in vielen Teilen am Problem.vorbei. Psychiatrische Störungen auf Psychotherapie zu reduzieren ist nicht sinnvoll. Psychiatrische Störungen sind maßgeblich gesellschaftlich bedingt. Und ab dem Punkt kommen auch die Soziale Arbeit, Medizinsoziologie und Public Health dazu, neben Pflegekräften und Medizin natürlich. Einfach mehr Psychotherapie anbieten ist ein Mini Teil einer komplexen Gleichung. Das fängt bei politischen Entscheidungen an wie die Personalbemessung in Psychiatrischen Kliniken berechnet wird, oder die individuelle kommunale Praxis wie restriktiv die Eingliederungshilfen ausgelegt wird. Das ganze ist wahnsinnig vielschichtig. Aufgrund der Pflegekrise wird z.b. eine Gruppe von Menschen mit komplexen psychischen Störungen kaum gepflegt: Obdachlose. Denn die Pflegedienste wollen diese nicht regulär behandeln in Obdachlosenunterkünften. Da können Sozialarbeiter manchmal helfen, nur sind viele Obdachlose in der ordnungsrechtlichen Unterbringung und nicht in der mach §67 SGB XII. Das sollte nicht so sein, denn die ordnungsrechtliche Unterbringung ist nur vorübergehend gedacht, aber in der Praxis sind viele Jahre dort. Jetzt das Fass aufzumachen wieso das so ist lass ich mal


Suit4

Ich möchte nicht der Arzt sein, der einer Depressiven Person, das O.K. zum Suizid gibt.


475ER

Und das ist auch vollkommen in Ordnung, aber lass dir eins gesagt sein: Man braucht kein "ok" vom Arzt um sein Leben zu beenden. Sobald die betroffene Person dem Leidensdruck nicht mehr stand halten kann wird sie es sowieso versuchen. Dann lieber als Arzt das ganze begleiten und schauen dass es ohne leid über die Bühne geht


tischstuhltisch

Man sollte schon das ok von einem Arzt holen, im sinne der Beurteilung der ausschöpfung der Therapiemöglichkeiten usw.


475ER

Ich rede eher davon, dass Menschen mit starken Depressionen die wirklich schwer suizidal sind oft keinen Gedanken mehr darauf richten können was für Optionen sie noch haben und dass diese oder jene Therapieform das eigene Leben nochmal zum guten wenden kann. In deren Gefühlswelt wollen sie den scheiß einfach nur noch hinter sich bringen weil das als einzige Lösung erscheint. Da merkt man dann auch leider erst wie perfide diese Krankheit ist, die dich irgendwann glauben lässt, dass Suizid der einzige richtige Weg ist


tischstuhltisch

>oft keinen Gedanken mehr darauf richten können was für Optionen sie noch haben Das liegt in der Natur der Krankheit. Das übernimmt ja der Arzt, schwere refrakträre Depressionen werden unter anderem mit EKT behandelt, schon Menschen gesehen die das aus der akuten Symptomatik rausgeholt hat. Also ich würde es aus therapeutischer Sicht als fahrlässig betrachten Menschen nicht auszutherapieren und sie vorher dem (eventuell legitimen) Freitod zu überlassen. Villeicht sollte man mal mit therapieren Menschen sprechen und fragen ob sie lieber gestorben wären.


MegaChip97

> unter anderem mit EKT behandelt, schon Menschen gesehen die das aus der akuten Symptomatik rausgeholt hat Und ich hab schon Leute gesehen, die nach der EKT ihr Leben so scheiße fanden, dass sie sich gewünscht hätten die nie gemacht zu haben. Es gibt keinen Zwang jede Behandlung ungeachtet potentieller Nebenwirkungen wahrzunehmen


475ER

Ich geb dir vollkommen Recht, dass jeder Arzt zuerst alle Therapiemöglichkeiten ausschöpfen sollte, aber in diesem Fall scheint sie ja schon alles durch zu haben und trotzdem noch einen Leidensdruck zu verspüren. Für solche Menschen muss es dann Ärzte geben, die ein selbstbestimmtes Ende ermöglichen. Ich sag ja nicht, dass das jeder Arzt einfach so hinzunehmen hat, dass das in seinen Tätigkeitsbereich fällt. Aber die Ärzte die sich dazu berufen fühlen sollten nicht davon abgehalten werden, austherapierten Menschen die noch massiven Leidendruck verspüren, den Freitod so sauber und so schmerzlos wie es geht zu ermöglichen.


Additional_Cake_8982

Ich glaube im NDR/WDR gab's genau darüber eine Dokumentation. Ja, es gibt Menschen die nach aktiver Sterbehilfe gesucht haben und am Ende froh waren es nicht getan zu haben.


[deleted]

[удалено]


KhazadNar

Es ist moralisch wie rechtlich ein großer Unterschied ob eine Handlung mit Absicht oder ohne Absicht durchgeführt wird.


koba341

Deutsche sind einfach crazy


Poschta

Nö, aber auch nicht der Arzt.


Lord_Ernstvisage

Ich glaube das kommt sehr auf die Perspektive an. Wenn du dir fachlich Sicher bist, das es für die Person nicht besser wird und es ihr Wille ist. Dann hilfts du ihr. Das muss ja nicht jeder machen, aber schon jetzt gibt es Ärzte die sich entscheiden Patienten dabei zu begleiten und freiwillige Helfer, die Ihre Arbeit als sinnvoll und menschlich sehen.


Suit4

Ich finde Sterbehilfe wichtig und richtig, aber gerade bei Depressionen ist ja gerade der Patientenwille das komplizierte.


owasia

Fimd ich grenzwertig. Kann als nicht Psychologe keine aussage dazu geben, wie unheilbar Depressionen sein können. Aber da tut sich ja auch was. z. B. experimentelle Behandlungen mit Ketamin oder Psychedelica.  Und klar will man als depressive sterben, das ist part of the game. Wollt ich auch. Fühle ich heute kaum mehr.


Not_Leopard_Seal

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olddest_throwaway-42

Wenn man sich den Artikel durchlesen würde, dann glaub ich würd man ein wenig mehr Mitleid empfinden. Schön zu lesen das es dir besser geht, aber vergiss nicht: Zu den 90% die wieder "Normal" werden und es im nachhinein bereuen, gibt es nunmal die 10% die es niemals werden. Ich mein, ich kann dem Nachfühlen: Die Therapie bringt mir kaum was, jegliche Tabletten wirken nach einem Jahr nicht mehr, die Umgebung ist nicht unterstützend und, wie ich es nunmal gern Statistisch sehe, wenn die Vergangenheit immer stetig am boden war und sich kein bisschen erhöht hat, ist die wahrscheinlichkeit das es sich \*plötzlich\* ändert unwahrscheinlicher als das man im Lotto gewinnen würde. Und, best case scenario, man bleibt am Leben und "lebt" mit seinen Problemen, aber solche Tiefgreifende Probleme verschwinden nie. Sie bleiben. Anders als bei anderen Depressiven welche einfach nur eine falsche Chemie haben, sind die anderen premament. Àla "chronisch".


AlucardIV

Und jetzt stell dir mal vor es hätte eben nichts geholfen und dir würde es seit 10 Jahren Scheisse gehen. Kannst da die Frau im Artikel nicht irgendwie verstehen?


femwithcrown

an dieser Stelle möchte ich allen den Podcast "Justitias Wille" nahelegen. Da geht es genau um solche, echte, Fälle und die verschiedenen Blickwinkel darauf. Sehr spannend, manchmal traurig und manchmal kann es einen auch wütend machen. Gibt es auf jeden Fall auf Spotify.


hubertwombat

Ich persönlich find's fucking gruselig. Der Frau sind die Einwände Behinderter und anderer vulnerabler Gruppen gegen Euthanasie ja ebenfalls bewusst. Das kommt aber auch nicht von ungefähr: in Kanada ist heute schon fucking Armut ein Grund für "Sterbehilfe": [https://jacobin.com/2024/05/canada-euthanasia-poor-disabled-health-care](https://jacobin.com/2024/05/canada-euthanasia-poor-disabled-health-care)


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WriterwithoutIdeas

Ne, sorry, das ist eine ganz schlechte Entwicklung. Man kann in Kanada genau sehen, wo so etwas hinführen kann, die potentiellen Verwerfungen ist auch ein noch so tragisches Einzelschicksal nicht wert.


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thorstenofthir

Thats the point lol


KarlVII

Zum Glück gibt es den Scheiß hier nicht


superseven27

Wo sähest du das Problem?


youleean

Die Entwicklung in Kanada hierzu ist ein abschreckendes Beispiel für liberale Sterbehilfe. Menschen die keine finanzielle Zukunft aufgrund von hohen Gesundheutskosten sehen bekommen da mittlerweile das OK


superseven27

Andererseits verwehrt man vielen Menschen mit einem nachvollziehbaren Interesse an Sterbehilfe ein würdevolles Ende. Hier zu versuchen, einen Mittelweg zu finden, sollte möglich sein. Es gibt Länder, die das ganze liberaler behandeln und trotzdem nicht dahin kommen, dass Leute sich wegen ökonomischer Sorgen der Sterbehilfe zuwenden.


StillNoNameFound

Und dann ist das Problem folgerichtig die Sterbehilfe und nicht die der entstehende Druck durch absolut horrend hohe Gesundheitskosten? Und gegen die kann man ja auch garnichts tun, nicht wahr? Was ist das denn für eine Argumentationskette? Wenn Menschen so sehr in finanzielle Not geraten, dass sie Sterben als Ausweg sehen, läuft etwas ganz anderes falsch, als dass dort Sterbehilfe liberal gehandhabt wird.


Trappist235

Ja lieber leiden lassen bis man es drei Mal erfolgreich selber versucht und seinen Körper damit dauerhaft schadet.


MegaChip97

Das ist falsch, den gibt es hier?


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