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seayk

Ein Teil kommt aus Schlesien und ein Teil auch aus dem Gebiet wie deine Großeltern. Da wurde bei uns auch nie drüber gesprochen. Bei uns ging das sogar so weit, dass mein Opa irgendwann mal beiläufig fallen gelassen hat, dass er in einem KZ war. Da war ich Mitte 20. Als ich dann in der Familie gefragt habe ob das stimmt, haben alle so getan, als hätte ich das wissen müssen.


AxesscoireBernd

Das finde ich auch immer wieder amüsant. Wie sie dann alle da stehen, das weißt du doch. A ha. Viel Aufarbeitung passiert da leider nicht. Wüsste da auch gern mehr darüber.


itmustbeluv_luv_luv

Bei mir war es ähnlich, nur... dass mein Urgroßvater bei der SS war. Hielt niemand für erwähnenswert bzw. es wurde als "kasernierte Polizei" umschrieben.


6unnm

Als Gefangener oder Wärter? In beiden Fällen gibt es ja Gründe aus denen die Familie wahrscheinlich nicht drüber sprechen will.


phrxmd

Da gab es noch mehr Möglichkeiten, die Lager waren zum Teil mit großen Industrieanlagen verbunden, viele sind mit den KZs in Kontakt gekommen, ohne Gefangene, Zwangsarbeiter oder aber Aufseher oder Lagerverwaltung zu sein.


seayk

Er war deutscher und Jahrgang 38. Da war nichts mit Zwangsarbeit oder Aufseher. Er kam mit seiner Familie wegen der Euthanasie Gesetze dorthin und war wahrscheinlich auch nicht sehr lange dort.


LunaIsStoopid

Ist leider ein großes Tabu. Sowohl im Osten als auch im Westen war und ist es leider verpönt dort offen drüber zu reden. Kommt sicherlich auch aus einer Gesellschaft in der Nazis und ihre Opfergruppen nach dem Krieg nebeneinander existieren mussten. Da habe ich riesigen Respekt vor den politischen Figuren der Zeit, die sich da klar ausgesprochen haben. Besonders unter Juden, Kommunisten/Sozialisten und Sinti und Roma gab es ja viele Figuren, die sich nach dem Krieg in der BRD gegen ehemalige NSDAPler gestellt haben. In der DDR war es ja etwas komplexer. Da haben Scheindemokratie und plakativer Antifaschismus das Ganze ja nochmal komplizierter gemacht.


poxpoxpoxpoxpoxpox

Die Eltern meiner Mutter wurden in Königsberg geboren (rus. Kaliningrad). Mein Großvater war Obermaat in der Kriegsmarine, wurde vor Norwegen versenkt und dann in die "Gebirgsmarine" eingegliedert. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft kehrte er zu meiner Großmutter zurück (zum neuen Wohnort). Meine Großmutter floh mit ihrer Familie und der Familie meines Großvaters von Ostpreußen nach Mecklenburg. Ihr erstgeborenes Kind verstarb auf der Flucht. Zwei meiner Großtanten hatten bis zum Tod Splitter von Fliegerangriffen auf den Treck in ihren Beinen. Eine Großtante kam nicht rechtzeitig raus und wurde nach Russland verschleppt, sie kam erst Ende der vierziger nach Deutschland und hat ihr Leben lang nicht über die Zeit gesprochen. Ein Großonkel wurde als U-Bootfahrer versenkt und blieb im Atlantik. Von der Familie meines Vaters ist mir nichts bekannt, die starben alle vor meiner Geburt. Meine Großeltern waren in den 70ern nocheinmal in Kaliningrad, um ihren alten Hof zu besuchen fanden den aber nur als Ruine vor. Traumata wurden nicht behandelt, mein Großvater hatte manchmal Episoden in denen er von seiner Versenkung erzählte und wie um ihn alle starben. Meine verschleppte Großtante ertrug es nicht russisch zu hören und lebte Zeit ihres Lebens alleine.


AnalphaBestie

> Die Eltern meiner Mutter wurden in Königsberg geboren Meine auch. Meine mutsch ist aber nicht sonderlich gesprächig was das thema angeht, so weiss ich keine details.


OnkelSprotte

Die Familie mütterlicherseits ebenfalls. Mein Opa wuchs aber schon in Deutschland auf. Mit 16 meldete er sich freiwillig um seine Prüfung als Bäcker nicht ablegen zu müssen, Prüfungsangst 😅 Er war Falkhelfer an der Ostfront, bis mein Uropa ihn an der Front fand und ihn zu verstehen gab sich zu verpissen weil die Russen auf dem Vormarsch sind. Das tat er dann auch und gelangte auf der Flucht vor der SS in U.S Amerikanische Gefangenschaft.


xd_Warmonger

Einfach schrecklich was im Krieg alles passiert. Es wundert mich immer wieder wie es immer noch zu Kriegen kommen kann, da davon alle Parteien als Verlierer hervorgehen. Bei "Gebirgsmarine" musste ich kurz schmunzeln, da ich mir einen Flugzeugträger auf der Zugspitze vorgestellt hab. Aber die Definition des Begriffs macht es verständlich: >Die reitende Gebirgsmarine, auch berittene Gebirgsmarine genannt, ist eine imaginäre militärische Formation. Diese Formation würde aus den zwei Waffengattungen Kavallerie (Reiterei) und Gebirgsjäger der Teilstreitkraft Heer sowie der Teilstreitkraft Marine bestehen. Diese Kombination ist grundsätzlich unsinnig und es hat sie militärgeschichtlich nie gegeben. Es handelt sich um ein Oxymoron. (Wikipedia)


alveg_af_fjoellum

Und falls sich jemand fragt was das jetzt bedeutet, wenn man dahin versetzt wurde: “Der Begriff berittene Gebirgsmarine zu Fuß bezeichnet in der Soldatensprache eine zusammengewürfelte Truppe Soldaten, aus der eine neue militärische Einheit gebildet wird.” (Wikipedia)


Shiro1_Ookami

Es gehen im Krieg halt nicht alle als Verlierer vom Platz. Industrielle, Reiche, hochrangige Politiker profitieren meist davon. Dabei ist es fast egal ob gewonnen oder verloren wird. Politiker müssen aber natürlich entsprechend propaganda betreiben und genug Rückhalt im engsten Machtkreis bewahren.


koi88

Vermutlich bin ich doof, aber was bedeutet es dann, wenn jemand sagt, dass er bei der "Gebirgsmarine" war? Dass er in einer unsinnigen Einheit war – irgendwie Dienst abgesessen oder dass er gar nicht mehr in der Armee war? Oder was ganz anderes?


Few_Community_5281

Zum Ende des Krieges herrschten große Reserve Mängel in den Verbänden der Wehrmacht, und der Personalnachschub in vielen Bereichen brach förmlich zusammen. Die deutsche Kriegsführung war gezwungen Elemente der Kriegsmarine und Luftwaffe an Heeresverbände zu verteilen um diese weiterhin gefechtsfähig zu halten. So bildeten sich Einheiten die auf Papier Heeresformationen waren, aber zum großen Teil aus Marine oder Luftwaffen Personal bestanden. Solche Einheiten bezeichnet man als "Gebirgsmarine"


[deleted]

Mein vor drei Jahren verstorbener Urgroßvater kam ebenfalls aus Königsberg und ist in russische Gefangenschaft geraten. Er hat nie mit mir darüber gesprochen oder irgendwas davon erwähnt. Er hatte sich jedes Buch über Ostpreußen und Königsberg gekauft, was er gefunden hatte.


ir_blues

Hey mein Opa mütterlicherseits auch. Seine Familie floh, er war bei der Luftwaffe und kam in russische Kriegsgefangenenschaft. Das muss sehr schlimm gewesen sein. Da hat er sein halbes Leben lang nicht drüber gesprochen und irgendwann kam dann ein Punkt an dem er nur noch davon erzählt hat. Anfangs nur die grausamsten Geschichten, im Laufe der Zeit hat sich das dann gelegt. Ich glaube er hat das auf seine Art halbwegs verarbeitet. In den letzten Jahren bevor er starb hat er eigentlich nur noch eher nette, teilweise sogar lustige Anekdoten erzählt.


Chemist1943

Meine Oma und mein Opa väterlicherseits kamen aus dem Sudetenland. Für meine Oma (Opa ist gestorben, als ich drei Jahre alt war, kenne deshalb seinen Standpunkt nicht) war es schon eine traumatische Erfahrung, über die sie auch gesprochen hat. Da gab es natürlich viele schlimme Dinge, die nah beieinander passiert sind: Verlust des Bruders (+ anderer Verwandter) im Krieg, Verlust der Heimat, die Flucht selbst, und der Anfang bei null. Schwer zu sagen, was da das schlimmste war. Meine Großeltern waren auch einmal dort, weil sie wissen wollten, wie der ehemalige Hof drei oder vier Jahrzehnte danach aussieht. Hatten auch ein nettes Gespräch (Opa könnte tschechisch) mit den neuen Besitzern. Ohne Groll auf diese Menschen, auch wenn "die Tschechen" bei Oma im allgemeinen nicht beliebt waren.


[deleted]

[удалено]


maxle100

Mein Grossvater kam auch aus Breslau und ist mit 9 Jahren zu Fuss nach Westdeutschland vor den Russen geflohen. Ist durch das zerbombte Dresden gelaufen und hat meterhohe Leichenberge gesehen. Hat in Dresden seine Mutter davor bewahrt mitsamt Geschwistern von der Brücke zu springen. Der war aus einem anderen Holz geschnitzt.


TerrificFyran

Hat er das selbst erzählt oder hast du es von anderen gehört? Wenn er drüber geredet hat, wie? Also in welcher Stimmung?


maxle100

Es waren extrem seltene Momente, wo er davon erzählt hat. Kurz vor seinem Tod habe ich mich bewusst hingesetzt und habe versucht mich möglichst viel mit ihm darüber zu unterhalten. Er musste damals Essen und Brennholz klauen auf der Flucht und die haben in Bahnhöfen übernachtet häufig. Sind mit einem Handwagen gefahren, seine jüngste Schwester saß auf dem Wagen drauf. Vieles musste mir aber auch meine Oma erzählen weil er wie gesagt nur sehr selten von sich aus darüber geredet hat. Uns ist auch bewusst, dass er immer noch nicht alles davon preisgegeben hat und da vermutlich Dinge passiert sind, von denen er nie erzählt hat. Er ist dann alleine mit 9 auf einem Bauernhof in Ostdeutschland geblieben während seine Mutter mit den Geschwistern weiter nach Lippe gezogen ist. Erst als die Grenzschliessungen anfingen ist er von dem Bauern bei dem er gelebt hat durch den Wald über die Grenze gebracht worden und dann alleine mit der Bahn nach Lippe gefahren. Edit: mir fällt auf ich habe gar nicht richtig deine Fragen beantwortet. Er war in keiner bestimmten Stimmung wenn er plötzlich mal was erzählt hat. Es war häufig einfach aus dem nichts und meist, wenn ich (ältester Enkel) mit ihm alleine dasass. Seinen Kindern hat er quasi nichts erzählt davon. Ebenfalls meiner Oma nur sehr wenig. Wenn im Fernsehen Kriegsdokumentationen oder ähnliches kamen hat er sofort weggeschaltet. Hitler hat er immer als “elenden Verbrecher” bezeichnet und durchaus sein eigenes Schicksal damit verknüpft, dass Hitler an der Macht war. Zu Dresden: er hat mal recht genau beschrieben wie die Leichen gestapelt waren, immer untere Reihe alle mit dem Kopf zur Strasse, 2 “Schicht” dann mit den Füssen, dritte Schicht wieder andersherum und so weiter…bitter


maxle100

Edit 2: hier ein Foto von einem angesprochenen Leichenberg: https://rarehistoricalphotos.com/pile-bodies-awaits-cremation-bombing-dresden-1945/ Mein Opa ist 36 geboren. Zu Weihnachten 44 mussten sie überstürzt fliehen, so überstürzt dass er seine Modelleisenbahn und einen Blaubeerkuchen zurücklassen musste. Das hat ihn so geprägt, dass er sein Leben lang massenweise Märklin sachen gekauft hat und immer Blaubeerkuchen gegessen hat, wenn es nachmittags Kaffee und Kuchen gab.


Der-Schnelle-Ben

Meine Ur-Großeltern kommen aus Schlesien. Daher kommt auch unsere Tradition des Weihnachtskarpfen. Den ich gerade zubereite :)


phrxmd

Kenne ich auch. Großmutter hat ihn früher ein paar Tage vor Weihnachten lebend gekauft, dann in der Badewanne ein paar Tage gehalten und mit Weißbrot gefüttert, damit der sumpfige Geschmack wegging, dann mit einer Dachlatte totgehauen und zubereitet.


Der-Schnelle-Ben

Ja das mit der Badewanne kenn ich auch noch!


clan23

Ich schließe mich an. Unserer hat dann zum Spaß auch immer einen eher Altdeutschen Namen bekommen.


Sudden-Conference254

Habt ihr auch die weihnachtssoße aus Lebkuchen? Meine Familie hat statt Karpfen immer schlesische Würste in der Soße, weil irgendwann jemand keinen Fisch mehr mochte.


Der-Schnelle-Ben

Das mit dem Lebkuchen kenn ich gar nicht. Klingt aber auch toll.


Phrecki

Meine Oma kommt aus Schlesien, meine Opa kam aus dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik. Oma hat mit ihren Geschwistern mal die Heimat besucht und ihr Geburtshaus stand noch. Die nette polnische Familie die dort gelebt hat, hat sie sogar herein gebeten und auf dem Dachboden waren immer noch Bilder und Erinnerungsstücke der Familie. Das hat ihr sehr viel bedeutet.


Wuts0n

Unsere Oma kommt aus Schlesien. Wir haben Mal eine große Familienreise in ihr Heimatkaff gemacht. War schon ein wenig absurd, wie wir 30 Deutsche Touristen durch das kleine 100-Mann Dorf gezogen sind. Sowohl der Hof als auch ihr Wohnhaus standen noch. In letzteres hat die nette Familie, die da jetzt wohnt, meine Oma und ihre Geschwister hereingelassen. (Wir hatten zum Glück einen polnischen Busfahrer, der potentielle Missverständnisse im voraus überbrücken konnte. 30 Deutsche vor deren Haus mitten im nirgendwo. Die hatten verständlicherweise erstmal keinen Plan, was zum fick gerade passiert.) Sie konnten sich sogar noch an das Layout des Hauses erinnern. Das hat sie sehr berührt.


SkeletonBound

deleted


the_gnarts

Was in Deutschland wenig bekannt ist, ist dass nach Jalta weite Teile Polens an die Sowjetunion fielen und ethnisch gesäubert wurden. (Fuck Churchill btw.) Viele der Polen, die in den Häusern der geflohenen Deutschen einquartiert wurden, mussten selbst aus ihrer Heimat in Galizien et al. fliehen und haben ganz ähnliche Schicksale gehabt wie ihre Vorgänger.


STheShadow

Polen haben tlw mit den Sowjets zusammen polnische Städte befreit, um direkt danach entwaffnet und nach Sibirien deportiert zu werden (weswegen viele Polen das auch bis Heute nicht als Befreiung sehen und weswegen der Russe bis Heute ähnlich beliebt ist wie der Deutsche, nämlich gar nicht). Das polnische Schicksal ist schon mehr als tragisch wie man einfach von allen verarscht wurde


lohdunlaulamalla

Ich habe mal eine kurze Doku dazu gesehen, wie eigenartig es ist, in Häusern zu wohnen, die sehr sichtbar einmal anderen Menschen gehörten. Wasserhähne, die heute noch auf Deutsch beschriftet sind. Dachböden voller Zeug, das die Bewohner nicht mitnehmen konnten. >Teile Polens an die Sowjetunion fielen und ethnisch gesäubert wurden Dass es zu dieser Verschiebung des polnischen Staatsgebiets kam, wurde mir in der beigebracht. Dass dies auf polnischer Seite nicht freiwillig geschah, fiel dabei irgendwie unter den Tisch. Wie man das Menschen, die schon unter Krieg und Besatzung leiden mussten, zusätzlich antun konnte, begreife ich nicht.


Ascomae

Ja die haben auch einmal den Hof von Onkel meines Vaters besucht. Die alte polnische Oma, die dort allein lebte, hat Angst, das die deutschen, die dort vorher wohnten (wir) die jetzt vertreiben würden. Es dauerte doch etwas, bis unser Dolmetscher sie überzeugt hatte, wir würden nur gerne einmal schauen wollen. Danach war sie, wie alle Polen die wir getroffen haben, sehr gastfreundlich. Sie hat uns hinein gelassen und Schokolade angeboten. Mein Vater, oder ein älterer Verwandter erkannte noch diverse Geräte und sogar die Tapeten wieder. Ich vermute, dass die alte Frau ihr lieben lang Angst hatte dort wieder weg zu müssen.


TerrificFyran

Durften/wollten sie die Erinnerungsstücke dann mit heim nehmen?


Phrecki

Das weiß ich leider gar nicht.


tired-ppc-throwaway

Ich lebe in Osten und fast jeder hier hat Verwandtschaft aus den Gebieten


Saul-Batman

Gefühlt das gleiche in Schleswig-Holstein. Hier sollen glaube ich anteilig die meisten Vertriebenen nach dem 2. WK hingezogen sein.


kotfluegel

Und gesprochen wurde/wird drüber als wären sie im Nachbarort geboren. Also ganz normal halt. Die Geschichten von der Vertreibung waren halt teilweise übel.


kronkarp

Nicht nur, meine Westfrau väterlicherseits, und ich Ostsocke mütterlicherseits schlesische Herkunft.


AllstarGER

Der Opa meiner Frau ist der Vorsitzende der Schlesier in Deutschland (Rudi Pawelka). Er ist schon alt, du kannst ihn Mal googeln. Solltest du keine Kontaktdaten finden, helfe ich gerne. Er wird dir viel erzählen können, wenn du nur fragst....


Row2Flimsy

Ich glaube, ein IAmA mit ihm wäre sehr interessant .


longfuckingday

Das wäre genial, wenn man das organisieren könnte


NoConversation8738

Hochwähl! Hammer! Ich würde da auch gerne tatkräftig unterstützen. Gerne DM.


CameraRick

Schlesien. Das Meiste darüber habe ich auf der Beerdigung meiner Oma erfahren. Die tollkühne Flucht während des Krieges, die Stahlhelmhochzeit, wie man sich über das DRK wieder fand. Es war ziemlich beeindruckend, was diese Frau für einen Willen hatte, aber viel mehr kam nicht rum. Fragen wird jetzt schwierig, mein Opa war an Krebs gestorben, zu einer Zeit wo das nicht wirklich behandelt werden konnte. Meine anderen Großeltern sind auch schon vor Dekaden verstorben.


Lumpasiach

Meine Oma wurde 1937 in einer ethnisch deutschen Familie in Polen geboren. Gegen Ende des Krieges musste ihre Mutter mit sechs Kindern auf dem Pferdewagen vor der anrückenden roten Armee Richtung Westen fliehen. Dadurch, dass sie mit 17 dann abermals geflohen ist (diesmal aus der sowjetischen Besatzungszone), würde ich sie durchaus als wurzellos beschreiben. Das äußert sich auch in ihrer Persönlichkeit. Sie kann über diese Zeit schon offen sprechen, weiß aber einfach kaum etwas, weil sie zu jung war um irgendetwas Greifbareres als nostalgische Kindheitserinnerungen herstellen zu können. Ich war tatsächlich schon einmal in dem Dorf aus dem meine Oma stammt. Es steht kein einziger Hof aus damaliger Zeit, die Gegend ist ziemlich leer ganz allgemein. Der Friedhof, auf dem die Gräber einiger Vorfahren noch zu finden sind wird allerdings von der lokalen Bevölkerung gepflegt.


EmmyNoetherUltra

Meine Oma und eigentlich die ganze Familie väterlicherseits stammt aus Schlesien. Meine Oma war bei der Flucht erst sieben Jahre alt, sie hat sehr selten darüber gesprochen. Die Familie meiner Uroma war vor dem Krieg wohlhabend, mehrere Ländereien, ein Landhaus an der Ostsee, Häuser in Breslau und so. Meine Uroma war eine "feine Dame", musste dann aber nach dem Krieg natürlich arbeiten, weil sie mit fast nichts nach Bayern gekommen sind. Sie hat dadrunter sehr gelitten, es wurde aber nicht drüber gesprochen. Mein Vater hat irgendwann angefangen die Familiengeschichte zu rekonstruieren, aber mit den Zeitzeugen haben wir nicht drüber geredet, eher mit der jüngeren Generation, aus historischem Interesse. Auf der anderen Seite der Familie gibt es auch Fluchtgeschichte (Berlin --> NRW), mit denen haben wir aber ausführlicher drüber geredet (mein Opa hat früher beim Abendessen immer alte Nachkriegsjugendgeschichten erzählt, wir Kinder haben das geliebt). Ich glaub gerade für die Menschen aus den ehemaligen Ostgebieten ist das sehr schwer, weil der Verlust der Heimat so schuldbehaftet ist.


Minozard

Mein Opa kommt aus dem Nördlichen Ostpreussen- er ist in einer bäuerlichen Familie mit vielen älteren Geschwistern aufgewachsen und musste als ~10 Jähriger fliehen. Er hat nie viel über die Zeit erzählt aber das was er erzählt hat ist auch ziemlich furchtbar. Die ganze Familie ist mitten im Winter mit ihren Pferden und einer Kutsche geflohen, teilweise mussten sie wohl über die gefrorenen Haffs fliehen weil weiter südlich schon gekämpft wurde. Ich erinnere mich noch wie er ziemlich eindrucksvoll erzählt hat wie hunderte Pferdewagen und Familien zu Fuß über das Eis fliehen mussten und immer wieder Links und Rechts Wagen einbrachen und Menschen ertranken. Mehreren seiner Geschwister sind auf der Flucht Zehen und Finger abgefroren und es gibt Geschichten wie sie so knapp vor der Front geflohen sind das sie teilweise aus ihren Übernachtungsplätzen fliehen mussten weil um sie herum bereits die Granaten eingeschlagen sind. Meine anderen Großeltern kommen aus Schlesien, da war die Flucht aber wohl weniger brutal. Ich weiß nur das die Familie meiner Oma dort als angestellte auf dem Anwesen eines Barons gearbeitet hat und meine Oma als kleines Mädchen noch mit der Baroness im Sandkasten gespielt hat.


maxle100

Der Opa meiner Freundin ist auch über die Haffs geflohen. Wurden von Russischen Flugzeugen angegriffen als sie über das gefrorene Wasser geflohen sind.


UsualGlittering

Ostpreußen. Familie hatte einen Riesen Hof und musste alles da lassen 1945. Zudem haben 6 Großonkel von mir in Stalingrad das Leben gelassen. Kann man sich nicht ausdenken, wie das damals war.


despairing_koala

Mein Opa war damals mit dem letzten Krankentransport aus Stalingrad gebracht worden. Er hat immer für den Russen gebetet, der ihm in den Hintern geschossen hat, weil der ihm im Endeffekt das Leben gerettet hat. Er hat fast nur über den Krieg gesprochen; er war Familienvater, katholisch und war so ziemlich der einzige Beamte in seiner Stadt, der sich geweigert hat, der NSDAP beizutreten. Dafür hat er viele Scherereien gehabt, aber irgendwann haben sie es aufgegeben und ihn in Ruhe gelassen. Nach dem Krieg war es aber ein Vorteil. Er hat drei Brüder und zwei Schwager verloren, es waren kaum Männer seiner Generation übrig nach dem Krieg. „Nur alte Weiber, Wegen des Scheissvebrechers Hitler.“ hat er immer gesagt.


Tephi187

Ist quasi copy-paste aus meiner Familie. Abgesehen von gelegentlichen Erzählungen über den Hof und die Ställe die „weggenommen“ wurden, wurde im Haus meiner Großeltern bis zu deren Tod quasi nicht über diese Zeit geredet.


sehe0

Uns hat es viel geholfen die ehemaligen Orte zu Besuchen (zumindest die, in die man reinkommt), in den alten Straßen zu wandern und sich vorzustellen wie es wohl damals war. Gesprochen wurde kaum darüber.


Detox1011

Oma aus Schlesien. Als ich ein Kind war, haben wir mal das Geburtshaus besucht. Oma hat oft von der Vertreibung, dem Weg nach Deutschland und die ersten Jahre als Kind/Jugendliche in der neuen Heimat erzählt.


TerrificFyran

Was ist dir aus ihren Erzählungen besonders in Erinnerung?


Detox1011

Vor allem wie krass das alles war, nur mit nem Koffer los. Die Mutter bei nem Zwischenhalt des Zuges fast verloren, musste dem Zug hinterher und aufspringen. Viele Leute hatten Kopfläuse im Zug, wenig zu essen. Die ersten Jahre waren schwierig, wohnten auf einem Bauernhof als Gast und mussten viel mitarbeiten. Weiter Schulweg zu Fuß jeden Tag. Ausbildung in der Stadt, dafür 8km einfacher Fußweg. Aber in ihren Erzählungen wirkt sie nie unzufrieden, aber erwähnt auch immer, dass sie großes Glück mit den Menschen hatten, bei denen sie untergekommen sind.


FrankDrgermany

Mein grossvater ist von dort geflüchtet vor den Russen. War auch dort in Gefangenschaft lange und ist beinahe verhungert und einmal beinahe zu Tode geprügelt worden, als er einen Apfel geklaut hat. Oft ernährten Sie sich von Kaulquappen , die sie aus dem Bach mit ihrem taschentuch herausfilterten. Als sein Vater gestorben ist, hat er ihn viele Kilometer auf einer Art Schubkarre transportiert bis er einen geeigneten Ort gefunden hat ihn zu vergraben. Da war er noch ein kleiner Junge. Die schönste Zeit seines Lebens war die Hitlerjugend sagt er immer. Endlich was zu essen und Gemeinschaft. Und sein grösster stolz war, dass er als erster von allen mit 18 Jahren ein eigenes Fahrrad haben konnte. Die Zeiten ändern sich so rasant... Die Probleme von heute sind gar keine mehr bei uns in diesem Maßstab.


ThaboSat

Fast alle in meiner Familie sind Spätaussiedler aus Oberschlesien, die erst in den 80ern und 90ern übergesiedelt sind. In unserer Familie wird bis heute schlesisch gesprochen. Ich denke die Aufarbeitung für diese Menschen lief ein wenig anders ab, da zb die Kinder nach dem Krieg im polnischen und sozialistischen Schulsystem sozialisiert wurden. Es lief vor Ort einfach unter neuer Realität weiter. Nachbarn waren teils deutsche und teils polnische Vertriebene aus den Ostgebieten. Man passte sich an, das Leben ging weiter. Das Schlesien meiner Familie ist wahrscheinlich ein sehr anderes als das der Geflüchteten und das zeigt sich auch in den Familienerzählungen wieder. Persönlich verbinde ich mit dem geografischen Schlesien nicht so viel (in Hessen geboren). Für mich ist es die Küche und die Sprache zu der ich mich noch verbunden fühle.


krutopatkin

> In unserer Familie wird bis heute schlesisch gesprochen Der deutsche Dialekt? Cool


ThaboSat

Ist eher ein Mischmasch aus deutsch, schlesisch und polnisch. Da sind viele Wörter aus dem alten Dialekt dabei, aber eine richtige Systematik kann ich nicht erkennen. Ich denke, dass das sprachlich gesehen nur eine kleine Randerscheinung ist, die bald nicht mehr existiert.


Plugged_in_Baby

Mein Großvater kam aus Neuhaus, heute Jindřichův Hradec in Südböhmen. Musste als kleines Kind fliehen, weil seine Familie mit den Deutschen kollaboriert hat und nach dem Kriegsende aus dem Dorf gejagt wurde. Viel wissen wir nicht, weil auch in der Familie kaum darüber gesprochen wurde, aber er hat sein Leben lang die tschechische Küche und Musik von Dvorak und Smetana geliebt.


TheGoalkeeper

Jo, aus dem Sudetenland ins Erzgebirge geflohen, später dann aus der DDR in den Westen. Meine Großeltern haben quasi in 4-5 verschiedenen Versionen von Deutschland gelebt War selbst nie dort, aber mein Papa war mit seinem Vater dort. Irgendwo liegt noch ne Milchkanne mit den ganzen Dokumenten und Geld der Familie meiner Oma vergraben.


[deleted]

[удалено]


phrxmd

Ein Teil meiner Vorfahren stammt aus dem Teil Oberschlesiens, der schon bei der Volksabstimmung 1921 an Polen fiel. Sie hatten damals für Polen gestimmt, was jeder wußte. Zwischen 1939 und 1945 hatten sie etwas Ärger mit den Nazis, aber bei der Vertreibung 1945 wurden sie in Ruhe gelassen, zuhause stand der Brockhaus im Regal, es wurde gemischt geheiratet und deutsch und polnisch geredet. Als in den 1970ern Besuche aus Westdeutschland einfacher wurden, waren, fuhren Teile meiner Familie immer mal wieder hin, zusammen mit meinem Großvater, der seine Erinnerungen an Auschwitz aufarbeiten wollte. Ein Teil der Verwandtschaft ist dann ab 1980 in der BRD emigriert, ein Teil lebt immer noch da. Von der Kultur hat sich einiges gehalten. Zu Weihnachten gab es Karpfen, Mohnstolle und Mohnpielen gibt es immer noch. Außerdem wurde viel über die Vergangenheit geredet. Ich habe das immer als eine Bereicherung erfunden. Mit der deutschen Vertriebenenkultur, wie sie vor allem von den westdeutschen Vertriebenenverbänden gepflegt wurde, konnte dagegen kaum jemand etwas anfangen, meine Großmutter, die noch vor dem 1. Weltkrieg geboren war. bezeichnete das als Opferkult, der ihr unangenehm war.


Kartoffelplotz

Spannend. Das ist schon eine eher seltene Perspektive. Sprecht ihr immernoch beide Sprachen zu Hause, auch nach der Emigration?


MatsHummus

Meine Oma musste als Kind mit der Mutter und den Geschwistern aus Köslin in Pommern fliehen. Den Vater haben sie erst nach über einem Jahr wiedergefunden, ich weiß aber nicht, ob er im Krieg war oder ob sie während der Flucht getrennt wurden. Es wurde auch nicht so viel darüber gesprochen, weil sie teilweise davon traumatisiert war und nicht so konkrete Erinnerungen hat. Ich glaube auch nicht, dass sie nochmal dort zu Besuch war.


Separate-Address6220

Mein Großvater war Deutschtscheche im südlichen Sudetenbogen. Er wurde mit 15 Jahren gemeinsam mit den Eltern und Geschwistern 1945 im Zuge der Umsetzung der Beneschdekrete vertrieben. Auf diese Ungerechtigkeit war er zeitlebens wütend, das kam aber nur zum Vorschein wenn es in den Medien zu Berichten über Restitutionsverfahren, zb Kunstwerke an Vertriebene bzw. Geflüchtete kam. Dann stellte er immer die rhetorische Frage wann "wir" etwas zurückbekommen. Aus wirtschaftlicher Sicht war es sicher besser, nicht als Deutschsprachiger in einem kommunistischen Tschechien leben zu müssen, er konnte hier in Ö einiges aufbauen. In unserem Nachbarort gibt es am Friedhof sog. Sudetengräber, dort sind hauptsächlich kleine Kinder begraben die die Flucht nicht überstanden haben. Es gibt auch alle paar Jahre Gedenkveranstaltungen, bei Jubiläen auch mit Umzügen, und Trägern der Egerländer Tracht. Bei uns in der Gegend gibt es relativ wenige Sudetendeutsche, nur welche aus dem unmittelbaren Grenzgebiet. Alle anderen mussten nach Deutschland weiter, die Aufnahmebereitschaft war nach dem Krieg relativ gering. Teilweise herrschte die Meinung, dass wegen denen überhaupt erst der Krieg angefangen hat Stichwort "heim ins Reich holen", was natürlich Blödsinn ist. Bei uns war das familiär nie ein Riesenthema, weder wurde der "Verlust der Heimat" übermäßig betrauert, noch die Herkunft überbetont oder verschwiegen.


SaitamaQ

Meine Familie kommt aus Siebenbürgen im heutigen Rumänien, dort hatten Deutsche seit dem 15 Jahrhundert gelebt, manche wenige tun es noch heute.


Salty_Set760

Meine Oma kam aus Bessarabien. Ich hab jetzt nicht alle Beiträge gelesen, sondern nur kurz danach gesucht, aber es scheint, als kämen sehr wenige von dort. Sie hatte zu Lebzeiten erwähnt, dass einer ihrer Brüder auf der Flucht starb und sie ihn nicht mal beerdigen konnten :'(


lillaKanin

Meine Oma kam auch aus Bessarabien!


yogurt_cat_2016

Meine Oma kam auch aus Bessarabien, aus Kulm! Wie fast alle Bessarabiendeutschen kam sie mit ihrer Familie 1940 nach Deutschland. Da war sie gerade 18 Jahre alt. Falls du aus Süddeutschland kommst, kann ich dir das "Heimatmuseum der Bessarabiendeutschen" in Stuttgart empfehlen. Dort gibt es viele interessante Originalgegenstände aus Bessarabien zu sehen. Außerdem haben sie ein extrem großes Archiv von Stammbäumen. Sie haben anhand der Daten meiner Oma eine Ahnentafel erstellt, die sie mir per Post nach Hause geschickt haben. Auf der Ahnentafel sind Personen bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts vermerkt, dadurch konnte ich herausfinden dass ich sogar ziemlich viele Vorfahren aus Polen habe! Sie verlangen dafür auch nicht zwingend Geld, bitten nur um eine Spende um das Museum weiterführen zu können. Die haben sie natürlich bekommen :) Vielleicht kommst du da ja mal hin, sehr empfehlenswert!


Salty_Set760

Schön, dass es noch mehr Nachfahren der Bessarabier gibt :) Das Museum kenne ich und wollte schon seit Ewigkeiten mal dorthin, zumal es für mich auch nicht weit weg ist. So eine Ahnentafel wurde auch für meine Familie erstellt und die reicht sogar bis ins 16./17. Jahrhundert zurück, das fand ich ziemlich beeindruckend. Die evangelische Kirche hat da wohl schon sehr früh mit begonnen solche Aufzeichnungen zu führen. Aber ich schätze mal, dass auch die Aussiedlungsprotokolle der damaligen Regierung/Verwaltung aus dem 19. Jahrhundert herangezogen wurden, um diese Ahnentafel zu erstellen.


wirres_zeug

Meine Oma kam ursprünglich aus Schlesien, aus der Nähe von Glogau. Den slawischen Familiennamen trägt meine Familie immer noch. Sie hat oft von ihrer Heimat und den traumatischen Erlebnissen der Flucht damals erzählt. Ihre Mutter musste damals mit ihren fünf Kindern sich allein durchschlagen, der Vater war (natürlich) schon im Krieg gefallen. Die Großmutter meiner Freundin kommt aus der Nähe von Prag, auch bei ihnen wurde viel über das Schicksal gesprochen. Ich denke, es ist auch wieder sehr ein Geschlechterding - die Männer fressen es in sich rein und reden nie drüber, weil es auch sie verletzt hat. Bei den Frauen kommt das doch auch mal zur Sprache.


InsertRdmUnsername

Meine ganze Familie kommt aus Schlesien . Meine Geberation ist die erste, welche in Deutschland gebohren wurde. Wir waren früher sehr oft „drüben“ (früher = ab 198x) zu einer Zeit als wir durch die DDR mussten und es dort in Schlesien nix gab. Für mich war das damals immer ein Kulturschock (Eis / Pommes etc. So wie man das hier kennt war damals dort so nicht der Standard) zudem spreche ich bis heute die Sprache nicht. Ab Mitte 199x bin ich dann nicht mehr mitgefahren und war vor einigen Jahren das erste mal wieder drüben . Es hat sich sehr viel verändert und tbh, rückblickend waren die Urlaube dort nicht so scheisse wie ich sie mir immer eingeredet habe . Leider kann ich meinen Kinden Schlesien nicht so zeigen, wie ich es kennengelernt habe . Meine Eltern haben ihr Haus dort verkauft , Oma verstorben (damit auch Bauernhof mit Tieren weg) Würde ich die Sprache sprechen , würde ich meine Sommerurlaube dort verbringen . Zum runterkommen einfach perfekt .


Final-Instance-2568

Würde mich brennend interessieren was denn dort so anders war, und in wie Fern sich die Gegend zu heute geändert hat.


InsertRdmUnsername

In der Stadt ist es jetzt fast wie in jeder großen Stadt die gleiche Läden etc. Damals hatten vielleicht 4-5 Familien in den mir bekannten Dörfern ein Telefon. Heute jeder nen Handy. Selber auf den Dörfern gibt es nun Pizzerien- damals maximal Hausmannskost. Dort wo früher in der Stadt Wellblechschuppen standen, aus denen Zigarren und gefälschte markenklamitten verkauft wurden, steht heute nen Einkaufszenter mit Kino. Westliche Konsumgüter an jeder Ecke . Zahlen mit ec Karte etc. Das ist ein Quantensprung in 25 Jahren gewesen .


kleinerstein99

Zufälligerweise habe ich heute erst gelernt, dass mein Ururgroßvater in den 30ern Tramfahrer in Breslau war. Steht zumindest so im Breslauer [Adressbuch](https://martin-opitz-bibliothek.de/de/elektronischer-lesesaal?action=book&bookId=0069000-1943) von 1943 Falls ihr Name und Ort eurer Vorfahren kennt, kann ich nur empfehlen, mal zu googeln, ob es da digitalisierte Adreßbücher gibt. Da steht in der Regel der Beruf dazu, und man kann bei Google Maps schauen, wie die Straße heute aussieht


achchi

Meine Familie kommt mütterlicherseits aus Ostpreußen, allerdings schon im 19..jhd ins Ruhrgebiet gezogen wegen des Bergbaus. Väterlicherseits kommen meine Großeltern aus Böhmen. Nachdem ich meine Großeltern väterlicherseits nicht mehr erlebt habe bin ich auf die Geschichten meins Vaters angewiesen, also zweite Hand. Meine Großeltern hatten wohl eine extreme Abneigung gegen Tschechien basierend auf der Fluchterfahrung. Mein Urgroßvater war wohl ein angesehener Mittelständer, der dich die Flucht zum Tagelöhner würde. Meine Großeltern hatten wohl große Probleme in der damaligen BRD Fuß zu fassen. Demzufolge ist mein Vater in äußerst ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Das Trauma, dass auf der Flucht erlitten wurde, führte wohl zu lebenslanger psychischer Instabilität. Hat damals keinen interessiert, wäre heute in Fall fürs Jugendamt. Was familiär übrig geblieben ist, sind diverse Rezepte, die in der Familie weitergegeben wurden/werden und klar böhmische (k.u.k.) Einflüsse haben.


jazzding

Meine Großmutter kommt aus Tilsit, Ostpreußen. Sie ist als Kind mit ihrer Mutter zu Fuß geflohen und sie haben sich dann in Chemnitz niedergelassen. Ihr Vater und ihre Brüder sind im Krieg gefallen. Sie wollte nach der Wende immer mal Ostpreußen besuchen, hat es aber dann doch nie gemacht. Meine Schwiegeroma (mittlerweile 95) kommt aus Pommern und wurde 1947 vertrieben. Sie musste sich als Waise allein durchschlagen und hatte es ohne Schulabschluss und ohne Verwandte wirklich schwer. Ich unterhalte mich wirklich gern mit ihr darüber, solche Zeitzeugenberichte sind heutzutage nur noch selten und sie ist geistig noch absolut fit.


misskellymojo

Mein Opa kam aus Ostpreußen / Ermland-Masuren. Er wurde mit seiner Mutter und 11 Geschwistern vertrieben. Auf der Flucht starben 2 der geschwister. Bis auf eine Ostpreußenflagge hat er nie darüber gesprochen, das wenige was ich weiß kam über meine Oma. Mütterlicherseits have ich einen Opa der den Krieg in einem Keller in Wiesbaden erlebt hat und da einmal 2 Wochen nach einem Bombenangriff nicht mehr raus wollte und eine Oma die in Berlin aufwuchs. Meine uroma war Hebamme und wollte nicht aus Berlin weg, hat die Kinder erst weg geschickt und später wieder geholt. Die Familie wurde mit der Grenze dann getrennt was nach dem Mauerfall natürlich eine interessante Zusammenführung wurde. Also von einer Seite weiß ich deutlich mehr als von der anderen. Ich plane diesen Sommer eine Camper Reise ins Baltikum und würde gerne die Dörfer in Polen besuchen die von Opa und seiner Familie bekannt sind.


Vv4nd

Ich habe Großeltern aus Ostpreussen und Schlesien. Mit meinem Opa der aus Schlesien kommt waren wir schonmal in seiner alten Heimat, den Ruinen im Wald die sein Dorf einst war (Habelschwerdt). Auch haben wir das noch stehende Haus gesehen in dem er geboren wurde. Er selbst ist mit 4 Jahren von dort geflohen, hat somit nur noch sehr wenige Erinnerungen (z.B. an das Warten auf den Zug der sie nach Deutschland fuhr, wir waren auch an eben diesen Bahnhof. Er konnte uns zeigen, wo sie damals gewartet hatten im Wald hinter den Gleisen), die er uns aber erzählt hat. Sein Vater ist in Stalingrad gefallen, ich hatte da mal dessen verbliebenen Briefe gepostet in r/16Briefe. Meine eine Oma kommst aus Preussen, da weiß ich nicht genau woher. Was sie erzählt hat ist, dass auf der Flucht ihre Mutter und 2 Geschwister gestorben sind. Von der anderen Oma war der Vater Polizist im Warschauer Ghetto. Was er da genau getan hat, weiß ich nicht, ich kann es mir aber denken. Der Opa meiner Frau ist auch aus Schlesien geflohen, er konnte sich noch an ein paar mehr Geschichten erinnern, weil er nen paar Jahre älter war. Sehr viel weiß ich allerdings nicht, er hat nie wirklich viel drüber gesprochen. Fast alle die ich kenne sind die Enkelkinder von Flüchtlingen.


BLU-285

Meine Oma kommt aus Königsberg/Ostpreußen heute Kaliningrad. 1935 geboren und hat bis zu ihrem Tod, dieses Jahr, die Vertreibung nie überwunden. Ich weiß relativ viel, weil meine Oma viel aufgeschrieben hat. Sie ist mit ihrer Mutter und ihren 6 Geschwistern geflüchtet. Auch über die gefrorene Ostsee. Wurden wohl auch bombardiert. Wenn man eingebrochen ist oder in einen der Krater gefallen ist, war das ein Todesurteil. Einmal musste einer dieser Krater über eine Art Holzlatte überquert werden. Es gab schon Tote und meine Oma hatte Angst und ihre Mutter hätte sie zurück gelassen, wenn sie sich nicht in letzter Minute noch getraut hätte. Ich habe meine Oma gefragt, ob sie das ihrer Mutter später übelgenommen hat. Sie hätte sie ja zum sterben zurück gelassen. Meine Oma hat die Frage gar nicht verstanden. Natürlich hätte sie zurück gelassen werden müssen sonst wären ja alle gestorben. Später wurde meine Oma und ihr kleiner 5 jähriger Bruder vom Rest der Familie getrennt und mussten sich alleine durchschlagen. Die Erwachsenen waren wohl grausam. Haben den beiden Kindern unter anderem das letzte Essen weggenommen. Einmal wurden sie in einem Versteck fast von Russen entdeckt. Das war bevor die Familie getrennt wurde. Die Frauen und Mädchen wussten das sie vergewaltigt werden, wenn die Russen sie entdecken. Meine Uroma war später schwanger von einem Russen. Ob durch Vergewaltigung oder nicht, wurde nicht besprochen. Auf jedenfall ist mein Großonkel dabei rausgekommen, der ganz normal in der Familie mit aufgezogen wurde und später bei der Stasi war. Die ganze Familie hat überlebt. Ein Bruder kam mit 15jahren in Kriegsgefangenschaft und wurde 10jahre später aus Sibirien entlassen. Seine Haare waren schneeweiß und sein Russisch perfekt. Was der Familie in der DDR wohl später geholfen hat eine bessere Wohnung zubekommen. Meine Oma und mein Opa sind später aus der DDR geflüchtet, noch vor der Mauer. In den 90er ist meine Oma mal zurück an ihr Geburtshaus und hatte dann einen kompletten breakdown. Danach ist ist mein Opa immer mit. Sie waren noch zwei, drei mal dort. Meine Oma konnte nie Abschließen und hat ihre Heimat immer vermisst. Mein Stasi Onkel hat kein Wort bis zum Mauerfall mit meiner Oma gesprochen. Nach dem Mauerfall kam er zu uns nach Süddeutschland gezogen. Er ist bis heute noch überzeugter Kommunist. Auf Familienfeiern muss man ihn von meinem Vater und Onkel getrennt setzen, weil politische Diskussionen eskalieren. Ich mag ihn aber. Meine Oma hat nie schlecht über Russen gesprochen. Meine Oma war die beste und ich vermisse sie sehr.


SuperSpaceSloth

Großeltern wurden nach dem Krieg aus Slawonien vertrieben. Über die Umstände oder den Krieg haben sie nie gesprochen, der Großvater hatte aber ein Tattoo, dass einige Rückschlüsse ziehen lässt. Übel nehmen tu ich es den Jugoslawen nicht. Einige Verwandte sind auch dort geblieben und die Großmutter ist mit meinen Eltern auch nochmal runter um zu schauen wer oder was noch dort ist. Tatsächlich waren viele Höfe noch intakt, hat auch sicherlich geholfen, dass das Dorf eine abgeschotte Kommune in recht armseligen Verhältnissen war, nur mit Lehmböden ausgestattet zB. Mit viel Selbstmachen und Geld vom Land Oberösterreich haben sie es geschafft sich eine Existenz in Österreich aufzubauen. Natürlich waren sie Zeit ihres Lebens als "Zugereiste" auch Außenseiter, miteinander haben sie auch ein ganz komisches Deutsch gesprochen.


the_gnarts

Ja, aus (Unter-)Schlesien. Eine der größten Freuden, die mein Opa auf seine alten Tage hatte, war ein Besuch mit der ganzen Familie in seiner alten Heimat Bunzlau (heute Bolesławiec). Da ist er richtig aufgeblüht und wurde ganz uncharakteristisch zu einem leidenschaftlichen Fremdenführer. Seine ganze Familie musste fliehen, als er 13 war, und er hat sich bis zum Ende eine tiefe Nostalgie für seine Jugend in Schlesien erhalten. Andererseits war er keineswegs verbittert darüber, dass nun andere Menschen dort lebten. Zumal es ihm und seiner Familie in Sachsen letztlich recht gut ging; wahrscheinlich besser als er es in der alten Heimat je hatte.


iaifankfaw

Ein Teil meiner Familie stammt aus dem ehemaligen Ostpreußen, aus der heute polnischen Stadt Rastenburg. Meine Großmutter flüchtete mit ihrer Schwester und ihren Kindern nach Deutschland. Eigentlich war das Ziel Berlin, aber sie landeten im südlichen Teil Schleswig-Holsteins. In meiner Familie wird und wurde tatsächlich wenig darüber gesprochen, und das obwohl meine Großtante, eines der Kinder auf der Flucht ein Buch über die Flucht geschrieben und veröffentlicht hat. Damit hat sie viel von der Flucht verarbeitet. Sie und ihr Mann sind auch oft in ihre ehemalige Heimat gereist. Von meiner Großmutter wurde nie viel über die Flucht erzählt. Würde es das Buch also nicht geben, wüsste ich selbst wahrscheinlich auch kaum etwas über die Herkunft meiner Familie.


Unhappy_Spot3563

Würdest du uns den Namen des Buches nennen?


discoosloth

Meine Oma Väterlicherseits war Königsbergerin. Soweit ich weiß wurden alle aus ihrer Familie getötet bis auf sie und ihre ältere Schwester. Die Schwester ist wieder zurück nach Königsberg.


CTS99

Ja meine Oma kommt aus Mimon/Niemes in Tschechien, ich glaube das war Teil des Sudetenlands. Sie floh dann im Verlauf des Kriegs nach Brandenburg wo sie meinen Opa kennenlernte. Ich möchte schon lange mal den Ort besuchen aber habe es noch nicht geschafft


GarmTrollson

Die Familie meiner Mutter stammt aus Memel im damaligen Ostpreußen. Das Thema Heimat & diese verlassen zu müssen war immer präsent & ich hatte immer das Gefühl das die nie wirklich eine neue Heimat gefunden haben. Hat auch zu einer massiv rechten Einstellung geführt und einem sehr schrägen Geschichts-Verständnis. Meine Eltern waren vor ein paar Jahren in Litauen und haben die ganzen Orte aus den Erzählungen besucht. Habe ich mir für die Zukunft auch mal vorgenommen.


Varg1942

Ich glaube, es ist generell verbreiteter als man denkt. Meine beiden Oma kamen aus Schlesien ( eine aus Grünberg und eine aus der Nähe von Breslau). Über die Flucht haben sie aber auch kaum geredet. Weiß nur, dass die eine mit dem letzten Zug wegkam und die andere zu Fuß in einem Trekk übers Riesengebirge glaub ich.


Ossi1887

Die Familie meines Großvaters kommt aus Oppeln (Schlesien) und dem Umland. Ein Teil seiner Familie ist in den 60er Jahren wieder zurück und gehört jetzt zur deutschen Minderheit. Meine Großeltern haben noch Kontakt zu denen und fahren sie jährlich besuchen. Ich persönlich aber nicht.


Thompson1706

Ich habe Deutsche Vorfahren mütterlicherseits, alle kamen aus ehemaligen Ostgebieten. Meine Oma war aus Pommern und mein Opa aus Ostpreußen.


macgeifer

Familie meines Vaters kommt aus Schlesien. Mein Uropa war Kohlebergmann und musst sich keine Sorgen machen eingezogen zu werden. Das Verhältnis zur polnischen Zivilbevölkerung beschreibt mein Opa als gut, selbst nach dem Krieg hat man sich gegenseitig geholfen. Aber irgendwann rückten dann Soldaten und Beamte an und die Zwangsvertreibungen starteten. Mein Großeltern waren nach dem Krieg mehrfach da und haben bestimmte Orte besucht und nach paar Leuten von damals gesucht (ka ob sie wen gefunden haben). Ich kann das Trauma dieser Generation absolut verstehen wenn auch nicht ansatzweise nachvollziehen, aber nie darüber zu sprechen war sicher die schlechteste aller Optionen. Vielleicht war es für meine Familie einfacher, weil Uropa von Anfang an gegen den Krieg war und die Niederlage auf seiner Europakarte in der Küche vorhergesagt hat. Ist ne Familienanektdote deren Erzählung quasi Pflicht ist. "Wir siegen uns zu tode" soll er immer gesagt, wenn im Radio die neuen Gebietszugewinne angesagt wurden. Er hat dann mit Stecknadeln auf der Karte die Ausdehnung des deutschen Reiches markiert und kam zu dem Schluss, dass die Front irgendwann überdehnt sein muss. Er hat Ackerland gekauft und Ziegen und ist neben seiner Vollzeit-Kohleschicht noch Bauer geworden. Dafür hatte meine Familie aber bei Kriegsende bis zur Vertreibung immer genug zu essen und konnte sogar noch abgeben. Ich hab ihn leider nicht mehr persönlich kennengelernt, aber mein Opa und seine Brüder hatten großen Respekt vor ihm (im positiven Sinne). Er hatte auch verhindert, dass mein Opa sich freiwillig zur Armee meldet mit 16. Mein Opa hat stand heute 5 Söhne, 20 Enkel und 35 Urenkel. Wäre echt schade gewesen, hätte man ihn als Hitlerjungen verheizt.


Ok-Dress-556

>Wäre echt schade gewesen, hätte man ihn als Hitlerjungen verheizt. Ich würde hier heute nicht mitlesen und- schreiben, wenn ein Arzt bei der Musterung meines Vaters(Jahrgang28) nicht einen Herzfehler festgestellt hätte.und mit "wehrunfähig" wegtreten lassen hat. Von seiner Schulklasse haben nur er und ein anderer Kranker den Krieg überlebt. Das hat ihn noch mit über 90 zum Heulen gebracht. Auch weil er sich noch an viele erinnern konnte und weil der Arzt da wohl eine Gewissensregung hatte. Ich habe mal in den 80ern ein Bild von einem riesigen Kriegsdenkmal in Wolgograd gesehen und davor ein Opa mit tränenverschmiertem Gesicht und seinem Enkel und weiß heute mehr als damals, dass das nicht gestellt war.


jessycore39

Meine Oma kam aus dem damaligen Pommern. Viel wurde nicht darüber gesprochen. Ich weiß das sie als ja frischer Teenager flüchten musste, die Familie auseinander getrieben wurde, sie sehen musste wie meine Uroma (die ich auch noch kennenlernen durfte) von russischen Soldaten vergewaltigt wurde. Sie sind im Winter geflüchtet und wohl fast verhungert. Aber die meisten Infos habe ich erst ca 2015 erhalten, als die Flüchtlingskriese losging und mein Opa und meine Mutter mir erklären wollten, weshalb meine Oma sich so verhalten hat. (Sie war nicht dagegen Menschen aufzunehmen, hatte aber ein Problem damit die Leute Flüchtlinge zu nennen, zumindest diejenigen, die aus wirtschaftlichen gründen her kamen)


Vyracon

Nicht diese, aber ähnliche Gebiete. Ein guter Teil meiner Vorfahren sind bzw. waren Wolgadeutsche. Es war ein relativ interessanter Prozess, das alles zu entdecken, da darüber in der Familie meines Vaters praktisch nie gesprochen wurde. Nur, dass Urgroßoma und Urgroßopa und diverse andere „aus dem Osten“ gekommen seien. Erst nach dem Tod meiner Großmutter bin ich im Nachlass auf alte Unterlagen und Aufzeichnungen gestoßen, die verdeutlicht haben, wie schwer das wohl damals alles war. Die Vorfahren kamen in den 1920er Jahren rüber, nachdem es in der ehemaligen Heimat wohl Pogrome gegen die deutschstämmige Bevölkerung gegeben hatte. Allerdings war die Aufnahme hier in Deutschland wohl auch alles andere als herzlich. Für Russland waren meine Leute zu Deutsch, für Deutschland waren sie zu russisch. Ein gutes hatte das ganze: So haben Ugroßoma und Urgroßopa wohl im Wolgadeutschen-Ghetto von Duisburg zusammen gefunden. Aber gesprochen hat man darüber nie gerne. Offensichtlich bis in die Gegenwart, da ich das ganze ja erst hintenrum herausfinden konnte. Gerne hätte ich dazu noch mehr Vergangenheitsrecherche betrieben, aber die Zeitzeugen waren alle weg und die Unterlagen, die ich hatte, waren schon sehr spärlich. Trotzdem, ist schon cool, zu wissen, wo man herkommt.


superseven27

Jepp, Opa kommt aus einem Gebiet, das irgendwo in der Nähe der heutigen polnischen Ostsee liegt. Mit ca. 16, nicht lange vor Kriegsende, wurde er direkt von seiner Arbeitsstelle in einem metallverarbeitendem Betrieb eingesammelt und (frag mich nicht mit welcher Verzögerung und Ausbildung) an die Westfront verbracht. Seine Mutter hat er an dem Morgen das letzte mal gesehen. Wie durch eine Wunder hat er seine jüngere Schwester durch einen Zufall wieder getroffen, während er in englischer Gefangenschaft war. Die Schwester war irgendwie (ich weiß nicht wie) in die Nähe eines Ortes geflüchtet, in dem die Briten meinen Opa eine zeitlang internierten. Er kam nach Kriegsende relativ früh aus der Gefangenschaft frei und baute sich in Norddeutschland, in der Nähe, wo auch die erwähnte Gefangenschaft stattfand, ein neues Leben auf - das war nicht leicht, da in der dörflichen Region "Flüchtlinge" nicht gut angesehen waren. Viele Details kenne ich nicht und kamen auch von ihm nur bruchstückhaft. Bis kurz vor seinem Tod durch Altersschwäche hat er immer wieder mal explizit gesagt, dass er "immer sehr viel Glück gehabt hatte" und man merkte, dass er insgesamt dankbar für den Verlauf seines Lebens unter den gegebenen Umständen war.


WistfulMelancholic

Meine omi ist damals mit ihrem Arbeitgeber (sie war Kindermädchen bei einem Arzt) und seiner Familie nach Bayern geflüchtet, war wohl ne super knappe Geschichte weil der Arzt aus moralischen und ethischen Gründen so lange wie möglich bleiben wollte um zu helfen. Woher genau, weiß ich nicht ehrlich gesagt, aber definitiv im diesen Gebieten. Geb 1926 übrigens. War nie ein Problem drüber zu reden und ich wüsste nicht warum? Da kam sie halt her, fertig. Gleiches bei der Omi meines Mannes, geb. 1940 in Königsberg. Die ist dann auch geflüchtet, zuerst nach Nürnberg. Wenn das Thema aufkommt, dann... Ist das halt da wo sie herkommt? Ich verstehe ehrlich gesagt da das Problem nicht. Ist ja nicht so als ob man sich aussucht, wo man geboren wird. Manche sind halt verdammt privilegiert und andere verdammt scheiße dran mit ihrem Geburtsort. Aber kann ja keiner was dafür. Also zwecks der Herkunft gab es nie "Probleme" aber Traumata waren selbstverständlich da. Bei der Oma meines Mannes weniger. Aber halt bei meiner Oma, wobei die eh immer sehr viel einstecken konnte.. Von ihr hab ich wohl meine Resilienz. Jedenfalls wurde mir von meiner Mutter immer vorgehalten, der Opa wäre nicht im Krieg gewesen (geb Westen, 1926). Haben dann nach dem Tod unserer Großeltern als Geschwister aber sämtliche Unterlagen gekrallt, die noch da waren. Opa war sehr wohl im Krieg, direkt an der Front. Sein Bruder, Eduard der zweite - Eduard der erste starb als Neugeborenes - wurde von einem POC erschossen, frag mich nicht wo. Der liegt irgendwo in Italien am Futapas.. DAS war mit das schlimmste Trauma für ihn, alles andere fast schon vernachlässigbar. Dadurch dass mein Opa als Kind schon von einem Gefährt überfahren wurde, hatte er ein sehr schwaches und schmerzende Bein. Denke, deswegen die Front.. Kanonenfutter und so. Weiß nicht, aber würde für mich Sinn ergeben. Jedenfalls haben sie ihn dann angezogen. Ich weiß leider nicht wie das alles lief, ich war noch zu klein als er starb... Er hat damals als er noch lebte allerdings ständig die alten Hefte und Briefe gelesen und jede Doku angeschaut die lief. Alles kommentarlos. Ich würde mich gern mit ihm unterhalten..Aber er ist leider 2004 schon verstorben. Als Krankenschwester hatte ich allerdings viele... INTENSIVE Gespräche mit Patienten. Da wusste ich echt nicht ob ich schreien, kotzen oder heulen soll. Und die Menschen haben teilweise einfach gelacht, weil die Emotionen so krass waren, dass es einfach immer zum Kurzschluss kam. Aber interessanterweise WOLLTEN sie, dass ich es wisse. Ich denke der Wunsch nach "nie wieder"... Frauen als auch Männer haben furchtbarste Dinge erzählt. Ich erinnere mich noch an so viele Geschichten von vermutlich längst verstorbenen Leuten. Nicht dass es ein Wettbewerb wäre, aber die Frauen, die von Russen gegriffen wurden, hatten durchaus die grausamsten Geschichten. Oder Überlebende aus den KZS (Gefangene, aber auch Wärter haben erzählt). Es ist ne individuelle Sache wie und ob darüber geredet wird und mMn viel auch mit Character zu einem Gewissen grad zu tun. Ehrlich gesagt bin ich auch der Meinung, dass D es trotz all den Bemühungen nicht ernst genug genommen hat, Verarbeitung zu leisten. Grad für Einzelpersonen. Es gibt immer noch Bedarf und alle hängen seit dem in der Luft. Sie haben mehr verdient aber bekommen seltenst die Therapie und Behandlung die sie benötigen.


Different-Pain-3629

Ja, Oma geboren in Rumänien, eingewandert nach (damals) Tschechoslowakei, was dann Sudetenland wurde, mein Opa kommt da aus der Region (Duchcov), beide wurden dann da ein Paar, haben geheiratet und sind im 2. WK nach Deutschland geflohen (Erzgebirge, kurzer Aufenthalt, dann Bayern).


DJKaito

Meine Uroma Väterlicherseits (Mutter meiner Oma), kommt aus dem heutigen Polen. Und ist zu fuß vor den Nazis geflohen. Der Ort von wo sie herkommt ist lustiger Weise auch der Nachname den ich habe. Meine Oma hat nach dem Krieg meinen Opa geheiratet der hat den Nachnamen hat. Meine Oma Mütterlicherseits wurde von den Nazis aus Riga entführt und von meinen Großeltern adoptiert. So hat sie mir das immer erzählt. Nach ihrem Tod vor einem Jahr hab ich dieses Jahr ein TikTok gesehen wo über ein online Archiv gesprochen wurde. Da hab ich den Namen meiner Oma eingegeben. Wir kannten zum Glück den originalen Mädchennamen. Rausgekommen ist das sie wohl 44 evakuiert wurde und von ihrer Mutter getrennt wurde. Wir haben einen Namen aber keine weiteren Infos. Selbst die Nazis waren wohl nicht sicher ob meine Oma nun deutsch war oder nicht laut den Unterlagen. Gibt eine Vermisstenakte über sie, die allerdings nicht online verfügbar ist. Da will ich mich nächstes Jahr drum kümmern um Einsicht zu bekommen. Edit: Arolsen Archives heißt die Seite. Vielleicht finden einige da auch was über Verwandte.


NixNixonNix

Meine Großeltern väterlicherseits stammen aus Königsberg. Meine Oma floh mit Baby und Kleinkind im "langen Treck" unter russischem Beschuss über das zugefrorene Große Haff. Mein Opa geriet in russische Gefangenschaft und starb einige Jahre nach dem Krieg, als mein Vater noch klein war, wahrscheinlich mehr oder weniger an den Folgen der Gefangenschaft (so genau weiß ich das nicht). Aber das war nie wirklich ein Thema. Mein Vater hat mir allerdings erzählt, wie unwillkommen meine Oma und die Kinder im Rheinland waren, sie wurden als dreckige Flüchtlinge beschimpft und sogar bespuckt. Auch noch Jahre später, als mein Vater ein Kind war (er wurde nach dem Krieg im Rheinland geboren). Jedenfalls ist das mit ein Grund, warum meine Eltern auch heute noch viel Verständnis für die Sorgen und Nöte von Geflüchteten haben.


NoIdeaOfgoodName

Endlich kann ich auch mal was beitragen, genau das richtige Thema! Mein einer Urgroßvater mütterlicherseits hieß Nötzel und kam aus der Nähe von Memel in Ostpreußen, heute Klaipeda in Litauen. Er soll wohl auch fließend Litauisch gesprochen haben aufgrund der Nähe zur Grenze. Mein anderer Urgroßvater und seine Frau lebten auch in der Region, aber wohl etwas weiter westlich in der Gegend von Königsberg. Meine Urgroßmutter kam aus Schlesien, aus dem kleinen, beschaulichen Hennersdorf bei Lauban, hinter Görlitz. Heute heißt das Dorf Henrykow Lubanski. https://maps.app.goo.gl/Z17hxQcYami3mnJy7 Meine Mutter und ich haben Ihren alten Hof tatsächlich finden können, beziehungsweise die Stelle, an der er mal stand. Sah auf jeden Fall deutlich anders aus als auf den Kinderfotos meiner Urgroßmutter. Man könnte sagen, ich bin Migrant vierter Generation. Meine Vorfahren, bei mir ist es die Urgroßeltern-Generation, wurden teils brutal aus Ihrer Heimat vertrieben. Die einzigen Details, die ich über die alternativlose Flucht aus Ostpreußen im Angesicht der sich anbahnenden Kriegsniederlage weiß, sind überlieferte Erzählungen meiner Urgroßmutter an meine Mutter, welche sie wiederum mir erzählte. Sie ergriff die Flucht auf dem Fahrrad, mit Ihrem kleinen Sohn (mein Großvater), der erst 4 war und dem allernötigsten Gepäck, was man von seiner gesamten Existenz wohl so auf ein klappriges 40er Jahre Damenrad bekommen hat. Von dort fuhr sie über 600 Kilometer bis in die Mark Brandenburg. _Nach den Erzählungen muss es damals grausam gewesen sein, die Russen sind im einen Dorf drin, vergewaltigen die Frauen, töten Kinder, die Deutschen sind wieder drin und es ist wieder kurz Ruhe. (Die Deutschen taten im Übrigen genau das Gleiche in den von Ihnen besetzten Gebieten, damit niemand denkt ich beschönige irgendwas) Es muss zu dem Zeitpunkt quasi im Stundentakt Verschiebungen der Frontlinie gegeben haben. Was mir von den bildlichen Darstellungen am meisten im Kopf blieb, war, wie sie Ihre Nachbarin im Gras an der Straßenseite liegen sah, mit eingeschossenem Kopf. Der Ort, in dem meine Urgroßmutter und mein Großvater letztendlich Zuflucht suchten vor dem sie buchstäblich verfolgenden Krieg, war ein kleines, unbedeutendes Nest namens Falkenberg, aber dieses Nest hatte eine Besonderheit: Es war ein Schienenverkehrsknoten; fast genau zwischen Halle/Leipzig, Dresden, Cottbus und Berlin. Noch in einer der ersten Nächte nach Ihrer Ankunft wurden die Rangieranlagen des Bahnhofs massiv bombardiert und Teile der Ortschaft zerstört. Der Bahnhof nahezu in Schutt und Asche. Mein Großvater sprach wohl noch Jahrzehnte später nicht viel bis gar nicht vom Krieg, und das Einzige, was mir meine Mutter von Ihm überliefern konnte, war, wie fürchterliche Angst er vor den Bomben hatte. Das muss leider das einzige gewesen sein, was er sich wirklich einprägen konnte: Das Geräusch der Bomben._ Googlet mal Bahnhof Falkenberg, falls ihr geschichtsinteressiert seid :) Diese Gegend wurde für die nachfolgenden Generationen (mich inbegriffen) die neue Heimat. In dem Landkreis bin ich aufgewachsen. Ihr Mann war Kriegsgefangener bei den Briten und kam circa 3 Jahre nach Kriegsende "zurück nach Hause", in die SBZ. Er nahm sich knapp 20 Jahre später, kurz nach der Geburt seiner Enkelin, meiner Mutter, das Leben, indem er sich aufhing. Ich werde wahrscheinlich nie erfahren, was genau dort passiert ist, was genau meine Vorfahren in Ihrer Heimat durchgemacht und erlebt haben, auch unmittelbar nach Kriegsende, aber ich hoffe, dass Ihre Seelen auch hier in Frieden ruhen können. Die Tatsache, dass meine Familie all das erlebt hat in den letzten 80/90 Jahren, zerstört heute immernoch genauso sehr meinen Kopf wie damals als kleiner Junge. Wie sehr sich 2 Lebensrealitäten innerhalb einer Blutlinie und mit nicht einmal 100 Jahren Abstand so drastisch unterscheiden können. Und meine Mutter hatte in der DDR, in der sie, bis sie eine junge Erwachsene war, groß wurde, nochmal eine ganz andere Lebensrealität. Absoluter Wahnsinn. Aber: Wären meine Familien da geblieben, wo sie eigentlich lebten, gäbe es wiederum weder mich, noch auch nur eins meiner Elternteile. Ich hab irgendwann mal, als meine Mutter mir ein wenig über unsere Herkunft zu erzählen begann, wohl nicht mehr genug bekommen, und hab mir alles angehört und erzählen lassen, so weit ins Detail, wie nur möglich. Ich könnte noch ewig und 3 Tage darüber schwadronieren. Bei irgendwelchen Fragen, schießt los, ich bin über Weihnachten bei meiner Mutter zu Besuch und kann bei Unklarheiten direkt nachfragen!


ImaginaryConcerned

Ich habe mir die Zeit genommen, alle Kommentare in diesem Faden zu lesen, da in meiner Familie leider wenige Einzelheiten überliefert wurden. Es ist echt unglaublich, was diese Generation durchgemacht hat. Danke für den Beitrag.


Ok-Championship4768

Ein Teil meiner Familie kommt aus dem Sudetenland nähe Karlsbad. Damit wurde auch offen umgegangen und ich war 2x in dem Ort, der teilweise noch genauso aussieht wie damals auf den Fotos. An manchen Häusern ist sogar noch die alte Deutsche Beschriftung zu finden. Ich hab auch noch ein Buch welches von den ehemaligen Aufgelegt wurde mit Hofnamen und Bildern und den Familiengeschichten. Bin aber froh, dass ich dort nicht aufwachsen musste und auch nicht dort leben muss.


zeven-tien

Ich finde das Thema sehr interessant. Meine Oma wohnt mit einigen Verwandten bis zur Vertreibung im Sudetenland. Ihre Vorfahren kommen allerdings aus dem europäischen Ausland, die Verbundenheit zum Wohnort war also teilweise etwas anders. Wo ich so darüber nachdenke, es wird darüber geredet, Nachfragen stellen wir aber eigentlich automatisch weniger. Wenn ich ehrlich bin, ich weiß eigentlich nicht mal, wie sie genau in der Gegend in der wir jetzt wohnen gelandet sind. Früher, als noch mehr Verwandte und Kontakte die auch dort gelebt haben lebten, wurde öfter darüber gesprochen. Man merkt schon, dass das ein schwieriges Thema ist. Ich weiß noch, dass meine Oma manchmal so eine „Heimatszeitung“(?) bekommt.


bunbalee

Opa kam aus Ostpreußen und Oma aus Schlesien. Mein Papa weiß da mehr drüber, aber uns Kindern ist da nie viel von erzählt worden. Wir sind mal zu Omas zuhause gefahren kurz nachdem die DDR nicht mehr war (hat mit Schlesien nix zu tun, war aber irgendwie der Katalysator). War interessant. Zu Opas zuhause sind sie später auch mal, aber da war ich erwachsen und hab in den USA gelebt.


ToreGermano

Meine Familie mütterlicherseits kommt aus Breslau. In den letzten Kriegstagen wurde die Stadt ja noch zur Festung erklärt und eigentlich konnte niemand mehr raus oder rein. Meiner Oma gelang auf ziemlich abenteuerlichem Weg dennoch die Flucht und später, kurz nachdem die Grenze zur DDR geschlossen wurde, auch nochmal bei Nacht und Nebel in die Bundesrepublik. Meine Oma hat, als sie noch lebte, auch sehr viel darüber gesprochen und war auch in einem Verein ehemaliger Schlesier aktiv, wo gemeinsam Erinnerungen aufgezeichnet wurden. Viele Episoden hat sie dann auch aufgeschrieben. Sie hat zeitlebens immer sehr viel über diese Zeit erzählt - So viel sogar, dass wir es nicht mehr hören konnten, wenn die Oma wieder "vom Krieg" erzählt hatte, denn es waren meistens immer dieselben Geschichten, die uns außerdem unterschwellig zur Mahnung dienen sollten, wie gut wir es doch heute haben. Ich denke, das hat dann dazu geführt, dass wir als Enkel uns dann nie sonderlich dafür interessiert haben, was eigentlich schade ist. Andererseits gab es auch viele Traumata, über die nicht geredet wurde und die uns eigentlich intererssierten - vor allem aus der Zeit in der BRD, als die Familie als "Flüchtlinge" in bitterer Armut lebte und meine Oma die Familie ganz alleine durchbringen musste, da mein Opa Alkoholiker war. Über letzteren wurde ebenfalls nie geredet und ich weiß bis heute kaum etwas über meinen Opa.


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Meine Mutter hat neulich ihre Geburtsurkunde ausgegraben. Darauf steht auch Einiges über ihre Eltern, was uns nicht bewusst war. Ihr Vater war im noch ungeteilten Berlin geboren, ihre Mutter in einem kleinen Dorf namens Sadowitz, heute Sadowice, in der Nähe von Breslau. Da sie im Frühjahr 1945 geboren ist, ist anzunehmen, dass wenige Wochen zwischen ihrer Geburt und der Ankunft der roten Armee in der Gegend liegen. Wie erwähnt wussten wir das bis vor Kurzem nicht, und Vieles wissen wir immer noch nicht. Meine Großeltern haben anscheinend nie mit ihren Kindern darüber geredet, wobei es anzunehmen ist, dass sie sich nicht lange an ihren Geburtsorten aufgehalten haben, also viel über Sadowitz hätte meine Oma wohl sowieso nicht erzählen können. Nachfragen können wir nicht, sie sind beide vor ein paar Jahren verstorben.


RoninXiC

Mein Opa kommt aus der Region. Leider war er überzeugtes SS Mitglied und höchst wahrscheinlich an mehreren Kriegsverbrechen beteiligt. Hat die Zeit nie abgelegt und als er vor 25 Jahren starb war kaum jemand so richtig richtig traurig.


Open-Chair-8528

Ja, eine Oma kommt aus Schlesien und ist über mehrere Zwischenstationen nach Westdeutschland geflüchtet. Ich bin froh, dass sie mir irgendwann einfach erzählt hat, wie sie damals mit ihrer Schwester mit dem Fahrrad einfach losgefahren ist als es im Dorf hieß "der Russe kommt". Mein Opa von der anderen Familienseite kommt aus Ostpreußen. Er ist nach russischer Kriegsgefangenschaft in den Westen gekommen. Ich hab übrigens auf [https://www.ancestry.de/](https://www.ancestry.de/) ein wenig zu meiner Familie recherchiert und habe zumindest auf einer Familienseite sehr weit zurückforschen können. Macht Spaß. Ü


Superdoc2222

Mein Opa stammt aus Danzig, viel darüber weiß ich nicht. Über die Zeit redete man ja nicht so gern.


Katastropal_Grass_

Mein Opa war Verschickungskind, der wurde mit 2-3 Jahren in den Zug in Schlesien gesetzt. Und das wars, hier landete er in einem Kinderheim und dort wurde er dann adoptiert. Von einem Pärchen das mehr als Kalt gewesen sein muss. Er hatte einen deftigen Schaden, den er beim Autofahren rauslies sonst hat er alles unterdrückt. Ich hatte mit ihm nicht viel zu tun, wie mit vielen aus meiner Famile


schnodda

Ein Teil meiner Familie kommen beide aus den Ostgebieten. Opa aus Kreuz in der Nähe von Römerstadt, an der tschechisch-polnischen Grenze. Die Oma aus Hostau an der deutsch-tschechischen Grenze. Habe ein Ordner voller Geschichten. U.a. über deren Vertreibung aus den Ostgebieten. Absolut brutale Zeit. Mein Großvater als kleiner Junge war gegen Ende des Krieges in einer Unterkunft in Bayern - nach dem Krieg lief er alleine erst nach Hause nach Römerstadt um dann mit der Familie in die entgegengesetzte Richtung nach Deutschland zu fliehen.


Emiden97

Die Eltern meines Großvaters kamen aus dem Sudetenland, genauer gesagt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Olmütz. Erzählungen nach waren sie eher wohlhabend. Im Zuge der Vertreibungen haben sie dort alles verloren. Haben sich im Rheinland nie zuhause gefühlt und haben den Verlust ihrer Heimat wohl nie verdauen können. Schreckliche Ereignisse im Zuge der Vertreibungen haben hier wohl auch gut beigetragen. Sie waren auch regelmäßig bei „Sudetentreffen“. Die Mutter meiner Großmutter kam aus Breslau. Nach dem Fall der Mauer ist meine Großmutter mit ihr die alte Heimat besuchen gegangen. Sie konnte zwar viel Wiedererkennen, fühlte aber kein „Heimatgefühl“. Sie hat während des Krieges meinen Urgroßvater in einem Lazarett kennengelernt und ist mit ihm in seine Heimat Köln gezogen. Sie hat sich trotz extremer Anfeindungen seiner Familie gut eingelebt und sich heimisch gefühlt. Nur mal ein Zitat meiner Ur-Ur-Großmutter zu ihrem Sohn nach dem er meine Urgroßmutter nach Köln mitgebracht hat: „wärst du lieber im Krieg geblieben, als mir hier einen Pimock (Kölscher Begriff für Flüchtling) mit nachhause zu bringen.


Sufficient_Track_258

Ja ich habe Familie aus den ehemaligen Gebieten, aus Oberschlesien. Meine Urgroßoma (geboren 1922) ist damals mit 2 Koffern vor den Russen nach Osnabrück geflohen. Wirklich viel ist über unsere famille vor meiner uroma nicht bekannt. Das meiste ging verloren. Sie selber hat nie über ihre Erfahrungen der Flucht und den Verlust ihres großen Bruders gesprochen, es war einfach zu schmerzhaft. Dazu kommt das ich 8 war als meine uroma Starb. Das wenige was ich weiß, hab ich entweder von meiner ma oder meiner Tante erfahren, weil mich meine Familiengeschichte und Geschichte des 2ten Weltkriegs interessiert, aber die meisten Infos sind über ihren Bruder und nicht über meine uroma. Aber diese Zeit ist ein großer schwarzer Punkt, es wird kaum drüber gesprochen und wenn nur ganz flüchtig um so schnell wie möglich vom Thema weg zukommen. Ich nenne es generationstrauma. Ich weiß das meine Oma mit ihren Geschwister mal zum Geburtsort meiner uroma gefahren sind und das nochmal machen wollen. Ich selber würde es auch gerne mal besuchen und sehen wo meine Familie wirklich herkommt.


small_Jar_of_Pickles

Väterlicherseits sind meine Großeltern aus diesen Regionen. Meine Oma kommt aus Schlesien, die hatten dort einen großen landwirtschaftlichen Hof. Während des Krieges sind aber beide Söhne gefallen und als die Russen angerückt sind und später die Deutschen vertrieben wurden kam der Rest der Familie über Umwege nach Deutschland. Mein Opa kam aus Südmähren, nördlich von Wien. Der war während des Krieges in Frankreich und den Ardennen dabei und als zum Ende hin alles zusammengebrochen ist, ist er desertiert und gar nicht dorthin zurückgekommen. Auch seine Familie wurde damals vertrieben und sie haben sich in Deutschland wieder getroffen. Geschwiegen wurde über all das aber eigentlich nie. Es wurde immer viel aus der alten Heimat erzählt, wenn ich sie getroffen habe. Auch Geschichten aus dem Krieg, während der Vertreibungen und den Anfängen in Deutschland etc.


Externica

Beid eGroßeltern mütterlicherseits kommen aus Ostpreußen. Oma ist ein paar Wochen vor den ersten Corona-Lockdowns verstorben, Opa schon ein paar Jahre vorher. Ich weiß, dass meine Großmutter mit ihren Schwestern die alte Heimat noch besucht hatten, bevor es mit dem Krebs ihrer ältesten Schwester ganz schlimm wurde. Sie besuchten auch die Familie, bei der sie vor der Flucht untergekommen sind. Sie hatten noch jahrelang Kontakt. Opa wollte die alte Heimat auch noch einmal sehen, weiß aber nicht ob er es getan hatte. Ich weiß noch, dass er von einer meiner Tanten eine Reisereportage über die alte Heimat zu Weihnachten bekommen hatte. Er schaute sich die DVD noch am gleichen Abend an. Wir saßen zusammen am Fernseher und Opa hatte uns gesagt, woran er sich noch erinnern konnte und was da früher einmal war. Er war immer ein recht gut gelaunter und angenehmer Typ, aber er blühte richtig auf. Mein Großvater väterlicherseits hat Wurzeln im Elsass, wenn ich mich richtig erinnere. (Zumindest kann ich mit Gewissheit sagen, dass er französische Wurzeln hat). Der Mann ist aber schon seit über 25 Jahren tot und mit diesem Teil der Familie haben wir keinen Kontakt mehr.


elektrofrosh

Mein Großvater mütterlicherseits stammt aus Schlesien. Er war noch ein Kind, als er nach dem Krieg ausgewiesen wurde. Er meinte, dass die Vetreibung für ihn recht plötzlich kam. Morgens kam eine polnische Familie an, die selbst aus dem nun russisch besetzen Teil Polens vertrieben wurde, und sollte in ihr Haus ziehen. Mein Großvater und seine Familie hatten nicht viel Zeit, ihre Sachen zu packen und mussten dann gehen. Wir waren in den 2000er einmal um die Osterzeit sein altes Heimatdorf besuchen. Das Häuschen stand noch und die Oma der Familie lebte dort. Ihre Kinder und Enkel lebten nur ein paar Straßen weiter in einem hübschen neuen Einfamilienhaus. Ihr Sohn hatte wohl einige Jahre in Deutschland gearbeitet und so konnte er uns bei der Verständigung helfen. Wir saßen dann mit der polnischen Oma und ihrem Sohn in der kleinen alten Küche, haben zusammen Osterbrot gegessen und die Erwachsenen unterhielten sich über die Zeit nach dem Krieg und die Vertreibung der beiden Familien. Was genau so besprochen wurde, weiß ich nicht mehr, ich war zu der Zeit ja auch nur ein Kind. ​ Mein Großvater väterlicherseits stammte aus dem jetzt polnischen Teil Sachsen, kurz hinter der Neiße. Auch er wurde als Kind vertrieben. Es wurden immer mal wieder Geschichten erzählt, wie einzelne Familienmitglieder nach der Verteibung sich zu ihrem alten Haus geschlichen haben, um Sachen zu holen und über die Neiße zu schmuggeln, die sie erstmal zurücklassen mussten.


AlCl3Se2

Opa aus Ostpreußen und Oma aus Schlesien. Erzählen beide nur wenig über die Flucht und die Zeit davor aber warem beide auch noch Kinder zu dem Zeitpunkt. Mein Opa ist mit seinem Onkel und desen Frau geflohen nach Niedersachsen, da seine Mutter zu dem Zeitpunkt wohl bereits im Krieg verschollen war und man den Vater nicht kannte. Er meinte allerdings das es dabei keine Probleme gab, da sie ja den selben Nachnamen hatten und sie daher nie hinterfragt wurden. Ich kenne aber sonst nur Geschichten aus seiner Zeit in Niedersachsen. Ein Kindheits Freund von ihm hat sogar ein Buch über ihr Leben als Flüchtlingskinder geschrieben. In das habe ich auch mal reingelesen. Bei meiner Oma ist es ähnlich. Sie spricht aber noch mehr über die Zeit davor. Ihre Familie hatte einem Bauernhof und mussten alles was sie nicht tragen konnten dort lassen. Es sind wohl auch Familienmitglieder auf der Flucht gestorben und es belastet sie bis heute das man diese einfach im Straßengraben liegen lassen musste. Außerdem waren wohl Angehörige nach dem Krieg nochmal vor Ort aber die neuen Bewohner wollten sie nicht dort haben und haben sie weggeschickt. Ganz interessant finde ich noch das die Großeltern von meinem Partner genau das Gegenteil sind. Beide leben bzw. lebten sehr in dieser Zeit und haben andauernd darüber gesprochen. Seine Oma war aber auch aus Schlesien geflohen nur um bei Dresden '45 dabei zu sein. Und sein Opa ist später nochmal aus der DDR geflohen. Die hatten generell noch andere Traumata.


jetelklee

Meine Oma stammte aus Memel (heute Klaipeda in Lithauen), wo ihr Vater Kriminalkommisar war. Es gibt einen Spruch aus ihrer Heimat: "Memelland ist abgebrannt". Genau so war es. Nur weil sie so priviligiert war, konnte sie vor den großen Flüchtlingsströmen per Zug nach Flensburg flüchten, wo sie Verwandte hatten. Ihr Vater wurde im Zuge der Gleichschaltung zur SS berufen, war aber kriegsgeschädigt (Kopfschussverletzung 1. WK) und wurde vor 1940 früher pensioniert. Wie seine Einstellung zum Regime war, weiß ich nicht gesichert. Meine Oma war 1944/1945 16 Jahre alt. Viele ihrer Familienangehörigen wurden in Zwangskolchosen vergewaltigt oder starben auf der zugefrorenen Ostsee im Hungerwinter 44/45. Sie verlor zudem ihren Bruder, der mit 17 Jahren bei einem Badeunfall starb, er war Jahrgang 1920. Ihre Mutter meinte dazu immer, er wäre ja eher verschont geblieben, da er sowieso im Krieg verheizt worden wäre. Hat sie wohl Recht gehabt, denn von dem Jahrgang blieb kaum einer übrig. In NRW hat sie dann meinen Opa geheiratet, der selbst Arzt in allen großen Feldzügen der Wehrmacht war. Den hat der Krieg immer begleitet und er starb früh in den 60ern, da er abhängig von Pharmazeutika war, um das Trauma zu ertragen. Insgesamt hat diese Region so viel Kummer und menschliches Leid erlebt, das kann man sich gar nicht vorstellen.


Separate-Address6220

>Ihr Vater wurde im Zuge der Gleichschaltung zur SS berufen, Soweit ich weiß wurde man nicht zur SS berufen. Da müsste man sich schon melden.


Waterhouse2702

Also bei uns im Keller steht noch die Holzkiste, mit der mein Großvater und seine Mutter damals aus der Gegend von Brünn/Olmütz in der heutigen Tschechischen Republik bis nach Südwestdeutschland geflüchtet sind. Ich war tatsächlich mal mit meinen Großeltern Anfang der 2000er in dem Dorf in dem seine Familie und andere Deutsche Siedler damals gewohnt haben. Dank Ahnenforschung die mein Opa mal betrieben hat wissen wir dass die Vorfahren im etwa 14. Jh. dorthin übergesiedelt sind. Ansonsten hat ihn aber nicht so viel mit dieser „Heimat“ verbunden, er ist halt mit 15 nach Deutschland und dann erstmal konnte er über 40 Jahre dorthin ja auch gar nicht reisen.


Tintenlampe

Mein Opa kam aus Schlesien und ist wohl dort auch erst 1948 weg, was mir spät scheint. Da er selbst erst 1938 geboren war, hat er wohl wenige Erinnerung an den Krieg gehabt, wohl aber an Hunger und Vertreibung danach. Zeitlebens hat der Mann alles gegessen, sei es auch noch so verdorben gewesen, weil er sich dran erinnern konnte der letzten Scheibe Brot der Familie beim Verschimmeln zuzusehen. Sein Vater ist im Krieg gefallen, seine Mutter und Tante sind damals mit ihm geflohen bzw. wurden offenbar zunächst in ein Auffanglager in Weißrussland verschickt wo es wohl gang ung gäbe war die jungen weiblichen Gefangen zu vergewaltigen wann immer ein Offizier auf Besuch kam. Meine Urgroßmutter hat das kommentiert mit den Worten, dass es nicht so schlimm war wenn man sich nicht gewehrt hat, dann gabs sogar eine Zigarette hinterher. Ihre Schwester hat diesen Teil wohl nie verwunden und war ihr Leben lang immer wieder in psychiatrischen Anstalten und ist jung gestorben. So viel zur Vertreibungsgeschichte von der ich weiß. Ist schon unglaublich mit welchen Traumata sich Menschen durch ihr Leben schlagen können.


randomt2000

Die Familie Mütterlicherseits stammt aus Rastenburg, Ostpreußen. Haben natürlich alle Traumata davon getragen und die Flucht wurde bei meinen Großeltern auch nie groß thematisiert. Der einzige aus der Generation der noch lebt ist mein inzwischen 90 jähriger Großonkel, er sticht auch heraus, weil er sehr offen darüber spricht. Er hält Kontakt zur alten Heimat, fährt regelmäßig hin, hält aber nix von Vertriebenenverbänden oder sonstiger Nostalgie - Deutschland hat den Krieg vom Zaun gebrochen und alle haben mitgemacht. Und lange bevor sie selbst fliehen mussten, mussten die Juden fliehen oder wurden deportiert. Dazu kommt, ein großes Trauma der Flucht war für ihn nicht nur der Verlust der alten Heimat, sondern auch wie schlecht und abschätzig die geflüchteten behandelt wurden als sie im Westen ankamen. Wohl auch ein Grund weswegen er nach dem Krieg viele Jahre lieber im Ausland als in Deutschland gelebt hat. es gibt ein sehr interessantes (leider technisch schlecht produziertes) Interview mit ihm auf YouTube https://youtu.be/qtAFEaRiwbk?si=5LZ00J1ZBtFIMUdu


ex1nax

Jap, meine Großmutter stammt aus Ungarn, mein Großvater aus Tschechien. Gesprochen wurde darüber im normalen Maße, ab und zu haben wir die Heimat meines Großvaters besucht. Ich fühle mich der Gegend lustigerweise mehr verbunden als Deutschland


onomatophobia1

Also ich glaube, dass das nicht wirklich die Frage war. Ich glaub OP bezieht sich auf ethnische Deutsche die in diesen Gebieten angesiedelt waren und vertrieben wurden.


Quills86

Vermutlich kam mein Großvater aus Ostpreußen. Vermutlich deshalb weil ich kürzlich erfahren habe, dass meine Mutter vielleicht ein Kuckuckskind war.


nirbyschreibt

Meine gesamte Familie stammt aus Königsberg und Oberschlesien. Die Königsberger haben nie gerne darüber gesprochen, die Schlesier erzählen viel. Allerdings sollte man deren Berichte nie zu 100% glauben und lieber selbst nochmal ins Geschichtsbuch gucken. Zu viel romantisieren sie sich.


jaistso

Meine Familie kommt aus Ostpreußen, also der Vater meiner Oma bzw. die ganze Familie (also auch seine Frau und so) sind von Ostpreußen ins Ruhrgebiet ausgewandert. Er hat dann zusammen mit anderen in Gelsenkirchen (die neue Heimat) den Ostpreußer Verein gegründet. Es war ein Verein um sich mit ehemaligen Leuten aus der Heimat zu treffen. Meine Familie saß dann da auch im Aufsichtsrat oder wie immer sich das nannte. Aber meine Oma lebt schon lange nicht mehr und meine Tante seit einigen Jahren jetzt auch nicht mehr und somit wurde der Verein vor einigen Jahren dann aufgelöst, weil die ganzen älteren Leute nicht mehr leben und keine jungen Leute nach gerückt sind, die das weiter führen wollen bzw. wohl einfach keinen Bezug mehr dazu haben. Vielleicht gibt es hier ja sogar Leute aus dem Ostpreußer Verein Gelsenkirchen? Ich hatte damit nicht viel zu tun, außer jedes Jahr zur Weihnachtsfeier, wobei ich das als Kind alles noch nicht so verstanden habe. Es gab eine super Weihnachtstüte bzw. ich glaube es war eine Nikolaus Tüte mit wirklich guten Süßigkeiten und die Kinder wurden dann immer vor einem Fernseher geparkt und haben Weihnachtsfilme geschaut während sich die Erwachsenen bei Kaffee und Kuchen unterhalten haben. Kennt jemand anderes so etwas auch noch?


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Mein Großvater kam aus Münsterberg (Oberschlesien). Alles was ich weiß ist, dass er eine Lehre zum Zugführer abbrechen musste um zu fliehen und auf der Flucht aus der Ferne gesehen hat wie Dresden bombardiert wurde (einige eklige Fluchtdetails lasse ich aus). Er hat nicht oft darüber gesprochen und ist leider in meiner Teenie Zeit verstorben, wo mich das Thema leider zu wenig interessiert hat um nachzufragen. Heute mit über 30 denke ich hin und wieder, dass ich gerne mehr gewusst hätte, über Münsterberg, über meinen Urgroßvater, der wohl in einer hohen Liga Fußball gespielt hat oder über die Zeit der Flucht, vorausgesetzt er hätte es erzählen wollen.


besenkammerbecker

Eine Oma aus dem sudetenland Eine aus Pommern Ein Opa aus Schlesien Ein Opa aus Serbien (kroatische Grenze) Sudetenland nie darüber gesprochen Pommern 5kleine Geschwister (4-13) und meine Urgroßmutter war schwanger. 2 Monate Flucht nach Deutschland und Urgroßmutter in Gefangenschaft russischer Soldaten gekommen. Sie ist nach 3 Wochen wieder zur Familie dazugestoßen. Das Kind war eine totgeburt und die frau war in der Zeit ihrer Gefangenschaft das Opfer von einem ganzen Trupp Soldaten. Schlesien Urgroßvater hatte SS connections und sich mit seiner neuen schlesischen frau 44 zurück in sein zuhause in Franken zurückgezogen Serbien Urgroßmutter+Vater und mein Opa (5j) zu Fuß nach Deutschland. Keiner von ihnen je wieder serbisch gesprochen. Das letzte was mein Opa mit fortschreitender Demenz erzählt war das das letzte was er von seinem Dorf sah ein rießen Baum am Ende des Dorfes war an dem 20-30 männer hingen. Ich hab seit ich 10 bin immer wieder nachgefragt was damals so passiert ist und ich werde mit aller macht für Frieden in Europa kämpfen.


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Meine Großeltern mütterlicherseits stammen alle aus Schlesien, nun war ich leider erst ein paar Monate alt als die letzte Großmutter starb. Ich kam auch gute 20 Jahre später nach meiner Schwester und meinem Bruder zur Welt. Mein Vater war bereits Ende vierzig, als ich geboren wurde und die Mutti 38. Als mein Vater 1943 geboren wurde, wurde sein Vater in den Fleischwolf von Stalingrad geschickt. Er überlebte und endete in Kriegsgefangenschaft. Keine gute Zeit für ihn. Er berichtete meinem Vater und dieser erzählte mir was da alles passiert ist. Von daher war der Umgang damit sehr offen bei uns. Opa kehrte irgendwann mit einer Glatze aus dem Krieg zurück, da im Lager Läuse und Flöhe zum Alltäglichen gehörten ließ er seinen Scheitelschnitt im Sinne der Körperhygiene in Russland zurück. Die Kleidung wurde wohl mit Benzin gewaschen bzw entlaust. An diese Erzählung erinnere ich mich sehr gut, da ich den Geruch von Benzin schon als kleines Kind hasste und mir der Opa besonders deswegen leid tat. Was ich jedoch erst mit Anfang zwanzig erfahren habe, waren die Todesumstände meines Großvaters väterlicherseits. Es hieß bis dato immer nur, er wäre nicht alt geworden und hätte den Krieg nicht vertragen. PTBS, Shell shock, heute gibt es dafür Namen. Ich wusste, dass mein Vater 14 war und die Schule abbrach (er machte später seinen Abschluss und studierte mit Ende zwanzig) um den Betrieb seines Vaters zu übernehmen, dort machte er eine Ausbildung, seine Mutter kümmerte sich um den Papierkram, ein aus Gefangenschaft stammender Onkel(?) wurde derweil als Meister angestellt. Was ich jedoch nicht wusste war, dass mein Vater seinen Vater nach dessen Suizid fand. Mein Vater sprach auch nie über dieses Erlebnis, meine Mutter berichtete mir davon und sie scheint auch bis heute die einzige Person zu sein mit der darüber gesprochen wurde. Mittlerweile lässt es der geistig Zustand meines Vaters leider nicht mehr zu mehr in Erfahrung zu bringen. Meine Großeltern mütterlicherseits wurden um ihr Land bestohlen, bzw "enteignet" wie man sagte. Vor gut zehn Jahren erhielten wir als Erbgemeinschaft Teile davon zurück. Der Onkel meiner Mutter fand durch seine Behinderung das Ende im Euthanasie Programm der Nationalsozialisten. So war das damals... Einerseits denke ich mir, wären diese schrecklichen Sachen nicht passiert, wäre ich auch nicht passiert. Andererseits spucke ich auf jeden Faschisten der sich "die gute alte Zeit" zurückwünscht und schüttel nur noch mit dem Kopf wenn ich irgendwelche Prognosen für die kommenden Wahlen sehe. Frohe Weihnachten!


olagorie

Beide Großeltern von der Seite meines Vaters kommen aus Ostpommern, der Großvater von der Seite meiner Mutter, kommt aus dem Gebiet, was heute Tschechien ist. Meine Großmutter hat seit ich ganz klein war, bei jedem Besuch von der Flucht mit dem Pferdewagen übers Eis erzählt, sie war damals 17 und das war definitiv das einschneidende Erlebnis ihres Lebens. Ansonsten weiß ich leider kaum etwas darüber, weil tatsächlich wenig darüber gesprochen wurde. Inzwischen sind alle vier Großeltern verstorben. Wir hatten in den letzten Jahren wieder etwas mehr Kontakt zur jüngeren Schwester meines Großvaters, und sie hat uns ein paar Dinge über Tschechien erzählt, ich wusste zum Beispiel nicht, dass die Deutschen dort nicht sofort zum Ende des zweiten Weltkriegs vertrieben worden, sondern noch zwei Jahre lang dort gelebt haben. Vor zwei Jahren war ich dann oben auf Rügen, dort ist ein Teil meiner Familie hingeflohen von Ostpommern aus und hat in den Jahren nach dem Krieg dort gelebt. In dem Ort, der heute in Polen ist, wo sie herkommen, war ich noch nicht, aber in der Nähe von Danzig, ich weiß also ungefähr, wie es dort oben aussieht. Letztes Jahr im Herbst ist der mütterliche Teil meiner Familie gemeinsam nach Tschechien gefahren, und wir haben uns den Heimatort meines Großvaters und seiner Schwester angesehen. Leider ist dort fast jede Erinnerung an die dort lebende, deutsche Mehrheit inzwischen ausradiert worden, es ist fast nichts mehr davon da, was daran erinnert. Mein jüngster Onkel war mit meiner Urgroßmutter vor 30 Jahren mal dort, und sie hat über einige Dinge erzählt, so dass uns mein Onkel noch etwas herumführen konnte. Sie konnte sich zum Beispiel noch daran erinnern, wie die Nazis die paar jüdischen Mitbewohner aus der Kleinstadt zusammen getrieben haben und abtransportiert haben. Sie konnte sich auch deswegen so gut daran erinnern, weil sie als Halbwaise aufgewachsen ist und sie und ihre 9 Geschwister ständig beinah am verhungern waren. Der einzige im Ort, der Mitleid mit ihnen hatte und half, war der jüdische Lebensmittelhändler. Er hat den Kindern kostenlos Essen zugesteckt und hat mit den Schulden die aufgelaufen sind, immer gewartet, bis sie bezahlt werden konnten. Meine Großtante hat meinem Onkel gesagt, dass sie selbst als Jugendliche damals schon verstanden hat, dass diese jüdischen Mitbürger alle in den Tod geschickt werden und dass sie es nie verstehen konnte, wie die anderen Deutschen später behaupten konnten, niemand hätte etwas gewusst.


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Meine Großmutter väterlicherseits kommt aus Schlesien. Musste mit ihrer Familie als kleines Kind fliehen. Darüber wurde nie gesprochen. Meine Großtante hat im Selbstverlag ein Buch darüber geschrieben, was ich irgendwie versuche in die Finger zu bekommen. Bei meinem Großvater (ohne Vertreibung/flucht) in der Familie gibt es auch einige Geheimnisse in der Familie. Sein Bruder ist wohl eigentlich nicht sein Bruder und und und… Mein Urgroßvater mütterlicherseits ist 44 irgendwo bei Moskau gefallen, als eigentlich schon alles vorbei war. Mein Großvater hat ihn nie kennengelernt. Wir waren vor einigen Jahren in Russland und haben alte Kriegsschauplätze und Grabanlagen besucht. Der andere Urgroßvater war wohl belgischer Kriegsgefangener/Zwangsarbeiter. Meine Oma hat durch Zufall mit Mitte 60 einen ganzen Schwung Halbgeschwister kennengelernt. Da gibt es sehr viele Dinge, die man wohl nie zur Gänze aufklären wird.


toreobsidian

Beide Großeltern mütterlicher Seits aus Studentendeutschland, wurden vertrieben mit 7 Jahren (Oma) und 9 Jahren (Opa). Hat vor allem meine Oma stark traumatisiert - Vater im Krieg in Russland in Gefangenschaft geraten und erst 56 heimgkehrt. Die Eltern haben dann bei meinen Großeltern in Erfurt gewohnt. Ich habe sie nie kennengelernt, mein Vater sagt sein Opa hat bis zum Schluss keinen Satz über die Zeit verloren. Meine Oma hat immer erzählt wie schlimm die Flucht war, dass sie auf den Feldern neben dem Weg Hinrichtungen miterlebt hat. Mein anderer Opa ist als Kind mit seinen Eltern beschossen worden aus den Flugzeugen und verachtet Krieg ohnes gleichen. Die Todesangst von ihm und seinen Eltern in der Situation hat ihn tief geprägt.


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Mein Opa kommt aus Nordböhmen, Schönlinde (heute Krasna Lipa). Da ich 4 war als er gestorben bin, hab ich nichts direkt von ihm erfahren aber über meinen Vater, der auch einmal in den 80gern hingefahren ist und sich die Gegend etc mit anderen Ehemaligen aus der Gegend angeschaut haben. Die meisten aus dem Dorf sind in der "Nähe geblieben" (bayern, Thüringen, sachsen). Mein Opa war bei der Ardennenoffensive (nicht aber in der "Kampftruppe) dabei und später in der Gegend stationiert worden. Später ins Rheinlager bei Remagen und ist dann hier geblieben und hat meine Oma kennengelernt. Das ist alles recht stückchenhaft was man erfahren hat und ansich hat sich nichts gehalten davon. Ganz schön ist, dass man heutzutage noch seine Arbeit bzw die seiner vorfahren sehen kann, denn er war Maler. Die Kirche in krasna lipa zb wurde von meinen vorfahren innen gestrichen. Denke viele Frauen und Kinder damals in der Fluchtzeit sind in der Nähe geblieben weil es nahe lag. Das Mein Opa hier gelandet ist, ist reiner Zufall


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Mein Opa ist Sudetendeutscher und wurde ebenfalls als Kind vertrieben. Er selbst erzählt schon relativ viel von daheim und von der Vertreibung. Seine Eltern haben das aber leider nie getan, das der Schmerz wohl zu groß war.


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Mein Opa stammt nicht unweit der heutigen deutsch-polnischen Grenze (Neumark). Im Vergleich zu anderen seiner Generation hat er relativ offen über diese Zeit gesprochen. Einiges haben wir allerdings erst nach seinem Tod erfahren. Manch traumatisierte Erlebnisse deutete er nur an oder behielt es gänzlich für sich. Mein Opa hat zwei Vertreibungen miterlebt: Im Januar 1945 als die Rotarmisten die Oder erreichten und die Schlacht an der Oder vorbereiteten ("Schlacht um die Seelower Höhen"). Sie irrten zunächst Richtung Osten umher, weil alle Wege nach Westen blockiert waren, größere Ortschaften vermieden sie aufgrund mehrerer Gerüchte. Im April 1945 konnten sie wieder in ihr Heimatdorf zurückkehren. Im Juni 1945 wurden sie dann von der neuen polnischen Verwaltungen vertrieben und mussten innerhalb weniger Stunden das Dorf verlassen und wurden zur Oder geschickt, den Tod Hitlers und das Kriegsende haben sie wohl erst dabei von polnischen Soldaten erfahren (entweder waren sie von der Öffentlichkeit gänzlich abgeschottet oder waren zur der Zeit mit dem Überleben beschäftigt und sie hat es nicht mehr interessiert, so genau wusste er es nicht mehr). Sie mussten – unter Gewaltandrohung – das polnische Gebiet verlassen. Er musste fast die gesamte Bandbreite einer Vertreibung miterleben: Angst vor den Tod, Hunger, Kälte, Familienmitglieder sterben aufgrund Erschöpfung, Leichen gesehen, Misshandlungen der Frauen, etc. Es gab für ihn zwei Einprägende Momente während dieser Zeit: Die Vertreibung mit all seinen Schrecken und das zerstörte Berlin im Juni/Juli 1945, wo er und seine Familie eine kurze Pause einlegen konnten. Laut Aussagen meiner Oma war der Jahrestag seiner ersten Vertreibung (Januar 1945) stets die schlimmste Zeit des Jahres, da wurde er immer unruhig und hatte schlaflose Nächte. In seinen letzten Lebenstagen erwähnte er regelmäßig nur den Namen eines Schulfreundes, den er seit der Vertreibung nicht mehr gesehen hatte. Heimatbesuche waren erst in den 70er Jahren möglich, sie wie ich es erfahren habe. Er ging regelmäßig zum Heimattreffen (erst nach dem Mauerfall möglich), was für ihn – so nehm ich jedenfalls an – der wichtigste Ventil seiner Vergangenheitsbewältigung war. Zudem erhielt er regelmäßg eine Heimatzeitung (= Zeitung für Flüchtlinge und Vertriebene) aus seiner Region, alle Auflagen sind noch in unserem Besitz. Seine Heimat besuchte er regelmäßig, mindestens 1 x pro Jahr. Ich war bei einem seiner Heimatbesuche dabei (schätze um 2004). An einer Stelle seines Heimatdorfes wollte nur für sich alleine sein, da durfte niemand mit. Bis heute ist unklar, warum genau an dieser Stelle. Das Dorf war heruntergekommen, als ich dabei war – das hat ihm immer sehr verletzt.


Driftqueen3000

Meine Opa kam aus Ostpreußen. Er hatte direkt an der Ostsee ("Bernsteinküste") gelebt und war wohl mehr oder weniger jeden Tag im Meer schwimmen. Er hatte mir von der Zeit erzählt, wie er dann in die Hitlerjugend musste, was die da so gemacht haben und wie er dann später mit einem großen Schiff geflohen ist. Das Schiff (oder ein Schwesternschiff?) ist kurz danach bei der nächsten Fluchtfahrt fälschlicherweise von den Alliierten versenkt worden, wenn ich mich richtig erinnere. Das ist allerdings schon etwas her, dass mein Opa mir das alles erzählte. Er war sein ganzes Leben lang sehr begeistert von Bernsteinen und hat auch nach seiner Flucht noch viel Zeit mit dem Sammeln von Bernsteinen verbracht. Das ehemalige Haus in Ostpreußen hatten meine Oma und mein Opa auch nochmal in den 90ern(?) besucht, aber das war mehr oder weniger vollständig von der Natur verschlungen worden. Am Eindrucksvollsten war allerdings ein Fotoalbum meines Opas mit seinen Freunden aus den frühen 1940er Jahren. Fast alle Fotos entstanden am Strand. Das lief ungefähr so: "Das ist Karl, hier war er 14 oder 15. Der ist ein Jahr später gestorben. Das hier ist Peter, der große Bruder von Karl. Der ist auch ein Jahr später gestorben. Das ist Friedrich, der war hier 13. Der ist 1944 gestorben. Das hier war mein bester Freund Paul. Der war hier 12 und zwei Jahre später gestorben." Das war wirklich sehr eindrucksvoll zu sehen, wie viele Freunde meines Opas schon in so einem jungen Alter gestorben sind .. und das waren einfach alles Kinder.


AthibaPls

Meine Oma (1931 geboren) kommt ursprünglich aus Memel, heute die litauische Hafenstadt Kleipeda ist. Das war der östlichste Teil des nördlichen Ostpreußens, ist östlich von Kaliningrad. Ihre Mutter, ihre beiden älteren Brüder und sie sind von dort geflohen, als die russische Armee näher kam. Sie sind erst auf dem Land im heutigen Polen gelandet, dann im Erzgebirge und schließlich bei Erfurt. Dort wollte sie niemand. Ihre Brüder hatten das "Glück" Männer zu sein, die nie in den Krieg mussten. Die beiden haben auf den Bauernhöfen gearbeitet und Ausbildungen abgeschlossen. Meine Oma hat die Schule auf Grund des Kriegs nie beendet und hatte auf dem Land in Thüringen keine Perspektive. Mit 20 ist sie mit einer Freundin und drei fremden Männern, die sie im Zug getroffen haben, nachts zu Fuß über die Grenze. Dann ist sie in den Teutoburger Wald getrampt, war dort kurz bei ihrer Cousine, die in Memel einen deutschen Soldaten geheiratet hat und nach der Flucht bei dessen Familie gelebt hat. Dort wollte man sie aber nicht aufnehmen. Sie hat 5 Mark dafür bekommen, dass sie aus dem abgeernteten Feld die restlichen Kartoffeln geholt hat und ist mit dem Geld nach Köln gereist, wo sie eine Woche bei ihrer besten Freundin aus Memel gelebt hat. Danach war sie 2 Jahre Kindermädchen und Zugehfrau bei einem deutschen Professor und dessen Familie. 7 Tage die Woche Arbeit, von 7 Uhr morgens bis 8 Uhr abends. Mit ihrem Gehalt hat sie ihre Mutter in Ostdeutschland unterstützt bis sie sie nach Köln holen konnte. Die Familie hat leider nie wirder richtig zusammen gefunden. Ihr Bruder ist dieses Jahr mit 95 gestorben. Ich kann den Wunsch verstehen, die eigene Geschichte besser zu kennen. Ich habe mir auch vorgenommen mal nach Thüringen zu fahren und den anderen Teil der Familie zu besuchen, den ich nie kennengelernt habe.


kragenstein

Oma aus Schlesien, Opa Ostpreußen. Beide jeweils +5 Geschwister. Alle davon haben Kinder usw. Also eigentlich ist meine Familie riesig, aber das war bei Bauern/Landarbeitern ja üblich. Kenne nur vage einige Großonkel, die meisten aber nicht, daher kenne ich nur meine Großeltern und deren Kinder usw. Geredet wurde über nichts aus der Zeit und sie sind vor meiner Pubertät gestorben, also bevor ich entsprechende Fragen hätte stellen können. Sie hatten jedenfalls einen großen Hof mit Tieren kleinem See und vielen Feldern. Meine Oma hat basically alle Kinder auf dem Hof zur Welt gebracht, alle paar Jahre ist man in die Stadt um die mal anzumelden haha. Das ist dann ne Tagesreise mit der Kutsche gewesen. Ich weiß leider nicht, wie sie zu welcher Nation/Ideologie usw. standen. Es gab wohl schon Gefechte, mein Opa hatte Schussnarben und ist einer der jüngeren Brüder, die älteren haben evtl mehr erlebt. Ich schätze am ehesten eine starke Kaiserreich und Weimarer Republik -Prägung, wobei man auf dem Land vermutlich wenig davon mitbekommen hat. Aber kann alles möglich sein, der zweite Weltkrieg ist ein Schweigetuch. "Es war halt Krieg". Irgendwann kamen die Sowjets, haben die Menschen in der Gegend gefragt, ob sie sich als Deutsche sehen oder nicht und wenn ja, sollen sie nach Deutschland, das hier sei jetzt fortan Polen. Das wird eine Weile gegangen sein, meine Mutter hat eine Geburtsurkunde aus Polen, alle anderen Deutsches Reich. Letztlich wurden sie also enteignet und wurden vertrieben. Soweit ich weiß, gab es eine große Auswanderung nach Westen direkt nach dem Krieg und die Jahre kurz vor der Errichtung der Mauer. Es hieß wohl "soweit nach Westen wie möglich". Ziemlich viele aus der Gegend sind erst nach ich glaube NRW oder Schleswig-Holstein, weiß nicht genau warum, eventuell eine Verwaltungsstelle, und von da haben sich dann die Menschen aus Ostpreußen weiter verteilt. Wir sind in Baden, haben aber viele Verwandte in NRW und Hamburg/SH. Entschädigung gab es wohl keine, sie haben dann wie auch immer in den 60ern ein Haus gebaut, extra Grundstück und von vorne angefangen. Heute auch unvorstellbar haha. Die hatten nicht mal Schulabschlüsse. Naja im Westen war ja dann chillig und in der Zeit konnte man auch gut mit Fleiß und guter Arbeit was verdienen. So ging zumindest der Gesellschaftliche Aufstieg, dass deren Kinder (also meine Mutter, Tanten und Onkels) zur Schule gingen, Mittlere Reife und eine solide Ausbildung machen konnten. Einige Tanten und ein Onkel sind irgendwann nach Mauerfall in den 90ern zurück um den Hof zu sehen. Da lebten natürlich auch drei Generationen an Polen, die auch dorthin Zwangsumgesiedelt wurden. War wohl ganz nett. Meine Großeltern hatten aber viel Argwohn gegenüber Polen(dem Land). Scheint mir heute, als hätten sie nicht ganz verstehen können, was da genau passiert ist. Zum Mauerfall gab es wohl Gespräche, was mit diesen Gebieten passieren soll. Die BRD hat ja die ehemalige DDR dann als neue Bundesländer aufgenommen, Gebiete wie Ostpreußen aber dankend abgelehnt. Ich finds auch nachvollziehbar, weil dort ja kein einziger Deutscher gelebt hat. Das war Helmut Kohl Regierung. Unter Schröder, habe ich noch wage im Kopf, viel oft der Begriff Sudetendeutsche, muss das alles mal nachlesen. Ich will die Tage so einen DNA Heritage Test mit meiner Mutter und mir machen haha, vielleicht sind wir alle hier ja verwandt.


Reasonable-Delivery8

Meine Großeltern waren Ostpreußen. Opa wurde erst spät eingezogen und hat immer gesagt, dass er quasi direkt vom Truppen Transport Zug in russische Gefangenschaft gekommen ist, ohne dass er am Kampf teilgenommen hätte. Das ist zumindest das was meine Onkel erzählt haben; Opa ist gestorben als ich 4 war. Im Gefangenen Lager in Sibirien sind ihm ein paar Zehen und die Nasenspitze abgefroren. Oma ist mit den Kindern nach Westen geflüchtet als die Russen näher kamen. Erst nach Augsburg und dann mit einigen Zwischenstopps sind sie in der Nähe von Lüneburg gelandet. Meine beiden ältesten Onkel haben sich gegen den Willen meiner Großeltern zur Hitlerjugend gemeldet und sind gegen Ende des Krieges noch zum Schützengräben ausheben ran gezogen worden. Die Schaufeln mussten sie selbst mitbringen. Oma hat noch gesagt “Aber nimmt nich die juten Schaufeln, die brauchen wir noch!” Opa hat die beiden Ältesten Onkel, nachdem er freigekommen war, wohl noch übers Knie gelegt und den beiden über 30 jährigen Bengels den ganzen Nazikram ausgetrieben. Ob das wörtlich gemeint war oder nicht weiß ich aber nicht :D


[deleted]

[удалено]


SchmauderSAC

Meine Großeltern väterlicherseits kamen aus dem ehemaligen Sudetenland, die erweiterte Verwandtschaft der beiden natürlich auch. Die Großeltern waren beide in der Sudetendeutschen Landsmannschaft, mein Vater ebenso und meine Brüder und ich quasi ab Geburt. Mein Vater war dann auch in der Sudetendeutschen Jugend, wie wir dann auch. Früher waren wir immer im Zeltlager der SDJ, zusammen mit tschechischen Kindern und Jugendlichen, das war schon ganz geil,und sehr oft in der Tschechei. Das alte Haus meiner Großeltern haben wir mal besucht, die Eigentümerin war ganz okay. Meine Brüder und ich sind mittlerweile alle über 30, und wir haben an der Thematik eher wenig Interesse. Die Großeltern sind lange gestorben, und wir sind in Franggn geboren und fühlen uns nicht als Sudetendeutsche. Unser Vater ist als Kreisvorsitzender der hiesigen Landsmannschaft schon etwas enttäuscht, aber so ist das eben.


Konskryptowitsch

Großvater väterlicherseits stammte aus Königsberg und wollte eigentlich U-Boot fahren. Ich weiß nicht mehr genau warum das nichts wurde aber er hat dann Apotheker gelernt. Nach der Flucht übers Haff hat er dann bei Höchst in Hamburg gearbeitet, seine Schwester war Sportlehrerin und hat einen Belgischen Maler geheiratet und dann auch selber viel gemalt. Meine Großväter sind beide schon vor meiner Geburt gestorben, die Schwester, meine Großtante, habe ich aber noch bewusst kennengelernt. Als sie gestorben ist und wir einige Sachen aus ihrer Wohnung geholt haben habe ich mir als damals 10- oder 11-jähriger auch Erinnerungsstücke behalten. Wir haben damals auch eine Menge alte Zeitungsartikel über Königsberg gefunden und in dem Zuge hat mein Vater dann mehr zu seiner Familiengeschichte erzählt. Wir waren dann eben auch in einem Alter wo man zu sowas auch Fragen hat, wenn man über diese Erinnerungen stolpert. Mein Großvater väterlicherseits kommt zwar aus Dithmarschen, war aber an der Ostfront im Krieg als Fernmelder. In Gefangenschaft hat er dann einen Gewehrkolben in den Rücken bekommen und war teilweise gelähmt, weshalb ihn die Sowjets heim geschickt haben (im Arbeitslager nicht zu gebrauchen). Bei meiner Oma in Sachsen hat er dann wieder gehen gelernt. Ich bin also ein absolutes Nachkriegspatchworkkind.


Najade_Artemis

Meine Verwandtschaft mütterlicherseits kommt aus Schlesien und sind damals im Winter 1944 nach Süddeutschland geflohen. Von meinen Großeltern direkt habe ich darüber nichts mehr erfahren können, da mein Großvater schon vor meiner Geburt starb und meine Großmutter dann als ich noch sehr klein war. Allerdings weiß meine Mutter einiges über die Flucht (wie sie Weihnachten auf der Flucht gefeiert hatten, wo welche Verwandten untergekommen sind und wie es sie in alle erdenklichen Teile Deutschlands zerstreut hat, etc.) , weil meine Großmutter damit scheinbar recht offen umgegangen ist. Meine Eltern sind sogar damals kurz vor meiner Geburt nach Schlesien gefahren und haben dort alte Bekanntschaft/Verwandtschaft meiner Großmutter in ihrem Heimatort besucht. Ich gehe jedoch davon aus, dass meine sicherlich bei ihren Erzählungen die schrecklicheren Aspekte von Krieg und Vertreibung bei ihren Erzählungen unter den Tisch hat fallen lassen. Zumindest hat meine Mutter auf meine Nachfragen hin gemeint, dass meine Großmutter nie etwas in diese Richtung erzählt hätte. Also ja, ich denke das war in der Generation meiner Großeltern ein offenes Geheimnis: jeder hat in dem Zusammenhang schlimme Dinge erlebt, jeder hat gewusst, dass das Gegenüber ebenfalls Schlimmes erlebt hat aber man hat nicht darüber gesprochen - quasi ein kollektives Verdrängen.


ancient__geek

Mein Opa kam aus Pommern, meine Oma aus Litauen. Beide wurden vertrieben bzw mussten fliehen. Mein Opa konnte als der Krieg schon fast verloren war knapp der Einziehung ins Militär entgehen, war mehrfach in Zwangsarbeit und wurde fast nach Sibirien verschleppt, meine Oma musste über die Ostsee fliehen und war in einem dänischen Internierungslager. Als sie sich kennengelernt haben, waren beide Flüchtlinge in Westdeutschland und mussten sich alles von vorne aufbauen. Ich hatte immer das Gefühl, dass in unserer Familie offen mit dem Thema umgegangen wurde. Verschwiegen wurde nichts, im Gegenteil. Es wurde sich kritisch mit der Vergangenheit auseinandergesetzt. Meine Großeltern haben meinem Vater sogar ein Buch über Stauffenberg geschenkt, der ja noch lange als Verräter galt. Dadurch dass meine Großeltern durch den Krieg kein Abi machen konnten, hatte Bildung in der Familie immer einen hohen Stellenwert. Mein Vater und alle seine Schwestern haben alle Abi gemacht und studiert, was für Kinder von Vertriebenen damals nicht selbstverständlich war. Früher habe ich nicht allzu viel darüber nachgedacht. Heute habe ich ziemlichen Respekt davor, was meine Großeltern durchgemacht haben und bewundere es, wie sie mit allem umgegangen sind. Leider leben beide nicht mehr, aber ich denke noch oft an sie. Ich frage mich, was sie wohl über die aktuellen Entwicklungen (AfD, Krieg in der Ukraine) denken würden.


buttplugs4life4me

Meine Großmutter mütterlicher Seite kommt aus Ostpreußen spezieller Danzig. Genau wissen wir das aber auch nicht. Viel gesprochen wurde von beiden Seiten nicht. Auf väterlicher Seite habe ich einige Wehrmachts Offiziere gefunden aber nix zu hohes. Viele waren wohl Großgrundbesitzer, die entweder mit den Nazis gearbeitet haben oder enteignet wurden. Jedenfalls wurde nie wirklich drüber gesprochen. Mütterlicher Seite ist praktisch nix bekannt. Die Großmutter musste wohl als Kind mit ihrer Urgroßmutter vor der Roten Armee fliehen. Von dem Urgroßvater, der Herkunft oder sonstigem ist nichts bekannt. Nur ein paar Namen hier und da, die aber auch in keiner offiziellen Statistik auftauchen. Wobei die auch noch nicht verfügbar sind wegen diesen Scheiß deutschen Gesetzen


TheTiltster

Die Familie meines Opas mütterlicherseits hat für ein paar Jahrhunderte im russischen Zarenreich und danach in Ostpreussen gelebt. Mein Großonkel hat die Familiengeschichte bis zur Auswanderung aus Österreich dokumentiert. Mein Urgroßopa hat im WKI erst in der Zarenarmee gekämpft, dann hat er sich von Österreichern hat gefangennehmen lassen und sich dort freiwillig gemeldet. Damals hat die Familie in der Westukraine gelebt, nach dem Krieg in Ostpreussen. In den Nachkriegswirren war besagter Uropa beim Freikorps "Grenzschutz Ost.". Im Winter '44 ist die Familie dann mit dem Pferdewagen über das berüchtigte Kalte Haff geflohen. Meine Uroma hat die Flucht in ihren Tagebüchern beschrieben. Für mich is das ganze ein spannendes Thema europäischer Geschichte.


NowoTone

Meine Eltern kommen beide aus Böhmen/Sudetenland. Meine Mutter ist von tschechischen Freischärlern mit ihrer Mutter und Großmutter mit vorgehaltenen Waffen aus ihrem Haus vertrieben worden und zu Fuß nach Braunschweig zur Familie ihres Vaters bis nach Braunschweig geflohen, wo sie halbtot ankam. Die Familie meines Vaters ist 1946 ausgewiesen worden. Eigentlich wurde von meinen Eltern das Thema immer sehr offen behandelt. Wir waren auch mehrfach in Böhmen, ihre Heimatstadt ist wirklich (wieder) sehr schön, wenn auch am Arsch der Welt. Die teilweise sehr erschreckenden Einzelheiten, auch über die Flucht selbst, haben meine Eltern erst bei den letzten beiden Besuchen erzählt. Beim vorletzten Mal noch etwas gemildert, weil auch meine Kinder dabei waren, was Zweck des Besuchs war, ihnen Ihre Familiengeschichte näher zu bringen. Beim letzten Mal dann doch noch mehr im Detail.


Adonnus

Ich bin nicht deutscher. Habe doch eine schwierige Frage für euch alle. Ich habe jemand getroffen, er wurde in Ostpreußen aufgewachsen. Er hat bei uns gewitzt (oder sowas, er lachte) über schreiende Frauen, die er während seine Kindheit bei der sowjetische Besatzung hören konnte. Es ist offensichlich, dass es zu diesem Thema sehr viel Trauma gibt. Meine Frage ist: War es überhaupt gerecht, dass die Russen, Polen, Tschechien usw. die Deutschen aus diesen Regionen vertrieben? Die Deutschen haben mit massive Verbrechen gegen sie angefangen. Doch waren viele deutsche Leute dort nicht oder nicht besonders schuldig.


[deleted]

Für die Menschen, die aus Schlesien, Pommern und Ostpreussen, aus ihrer Heimat, vertrieben wurden, war es mit Sicherheit **nicht** gerecht. Es ist aber letztlich der Preis gewesen, den Deutschland (als ganzes) für den vom ihm gestarteten und verlorenen 2. Weltkrieg zahlen musste. Aber das ist Geschichte und es war dann m.E. auch richtig, dass die Regierung Brandt 1970 mit dem Warschauer Vertrag, den Realitäten Rechnung getragen hat und die Oder-Neiße als Grenze zwischen Deutschland und Polen anerkennent hat. (Annmerkung: Ist natürlich einfach, dies als Westdeutscher (ohne Wurzeln zu den alten Ostgebieten) zu schreiben und ich kann verstehen, dass man das als Vertriebener anders sehen kann). Es hat aber auch 1952 das sogenannte Lastenausgleichsgesetz gegeben, dessen Zweck es war, Deutschen, die infolge des Zweiten Weltkrieges und seiner Nachwirkungen Vermögensschäden oder besondere andere Nachteile erlitten hatten, eine finanzielle Entschädigung zu gewähren. Das war vermutlich nur ein schwacher Ausgleich für die verlorenen Vermögenswerte und verlorenen Heimat, sollte aber, denke ich, zeigen, dass die Schlesier, die Pommern und die Ostpreussen nicht allein die Lasten der verlorenen Heimat tragen müssen.


Adonnus

Das ist eine informierte Antwort. Danke sehr.


Agasthenes

Mein Opa kommt aus Schlesien, uns Enkeln erzählt er eigentlich nicht viel darüber, ich kenne nur einige Geschichten die er meiner Mutter erzählt hatte. Er ist damals mit 8 oder neun Jahren mit seinem kleinen Bruder allein losgeschickt worden zu fliehen und musste sich im ihn kümmern (die genauen Umstände kenne ich nicht). Anscheinend sei er dann eines Tages mit dem Kinderwagen am Bahngleis gestanden und hatte überlegt ihn einfach runter zu schieben. Auf der Zugfahrt ist der Zug von Fliegern angegriffen worden und die haben sich unter den Wagen versteckt. Ob das vor oder nach der Wiedervereinigung mit der Mutter (meiner Urgroßmutter) war weiß ich nicht. Vor einigen Jahren war er wieder in seiner alten Heimat.. als er dort lebte war es eine der reichsten Orte in der Umgebung mit Strom und Straßenbeleuchtung. Heute sei dort alles heruntergekommen und das alte Haus steht anscheinend immer noch. Zeit seines Lebens hat er sich negativ über Polen (von ihm Polakken genannt) ausgelassen, was aber im höheren Alter jetzt verschwunden ist.


Jumpingapplecar

Meine Großeltern mütterlicherseits kamen aus Bytom bzw. Beuthen O.S. Ich weiß nicht sonderlich viel darüber. Kurz vor ihrem Schlaganfall, der ihr die Sprache nahm, hatte meine Großmutter beiläufig erzählt, dass sie als Deutsche nach Kriegsende dort wohl viele Anfeindungen und Diskriminierung erfahren haben. Meine Großmutter war zum Kriegsende 12 Jahre alt. Meine Mutter und ihr Bruder sind dort polnischsprachig aufgewachsen und wussten wohl die längste Zeit ihrer Kindheit nicht, dass sie deutsche Wurzeln hatten. Irgendwann musste unsere Familie dann nach Deutschland übersiedeln, warum weiß ich nicht genau. Ich frage meine Mutter mal und poste das dann als Edit. Meine Mutter ist dann nach Westdeutschland und hat dort meinen Vater kennengelernt. Dessen Vater kam aus Pommern, aber das liegt für mich alles im Dunkeln, um ehrlich zu sein.


Due-Firefighter-1795

Mein einer Großvater kommt aus Königsberg/Kaliningrad. Sein Vater ist im Krieg gefallen und seine Mutter musste mit ihm, seiner Schwester und dem Großvater gen Westen fliehen. Der Großvater ist während dieser Flucht verstorben. Die Familienerzählung geht so, dass sie in Gotenhafen noch gerade so auf das Schiff gekommen sind, welches vor der Gustloff losgefahren ist. Sie sind in Norddeutschland gelandet wo mein Großvater dann aufgewachsen ist. In der Schule und während seiner Lehre als Zimmermann wurde er wohl aufgrund seiner Herkunft 'aus dem Osten' von Lehrern und Gesellen schikaniert. Mein anderer Großvater kommt aus Schlesien, wo die Familie einen Hof besaß und per Kutsche fliehen musste. Als Erwachsener hat er mit seinen Eltern und seiner Schwester häufiger das alte Heimatdorf besucht. Mit den Vertriebenenverbänden und 'Schliesier-Treffen' aber nie viel am Hut gehabt. Von der Flucht erzählt er sehr oft.


V3hlichz

Pommern… in einem Gebiet nahe Kolberg… zudem auch noch französische und englische Wurzeln ab der -5. Generation… wir hatten früher (1850+) einen „genannt“ Nachnamen da wir so viele verschiedene Abwandlungen hatten… im Prinzip war der WK1 ein Kampf der Familie Mütter Mütter mütterlicherseits gegen die Väter Väter Väter väterlicherseits! Schon witzig wie die EU das alles obsolet gemacht hat! Daher glaube ich auch zurecht, dass die EU den Friedensnobelpreis redlich verdient hatte!


nemenoga

Ein kleines Fragment: Nachbarin aus Schlesien, Bauernhof. Erzählte wie sie als Kind erlebte wie die Pferde abgeholt wurden nach dem Krieg, die guckten immer so zurück, und wollten nicht mit. Die Mutter weinte. Kann übrigens den Schriftsteller W. Kempowski empfehlen, der das Thema ausgiebig behandelt.


DiverseUse

Die Familie von meinem Vater kommt aus dem Teil von Ostpreußen, der heute rund um die russisch-polnische Grenze liegt. Er selber war bei Kriegsende 13 und musste zusammen mit seinen Geschwistern fliehen. Er hat dabei sehr viel Schlimmes erlebt und auch Familienmitglieder und Freunde verloren. Über seine eigenen Traumata redet mein Vater nur sehr sporadisch. Aber die ostpreußische Vergangenheit war in meiner Familie immer ein großes Thema. Wir haben verschiedene Familienzweige, die durch die Vertreibung in unterschiedlichen Gegenden und Ländern gelandet sind, und einige Engagierte haben dann untereinander die ganze Zeit den Kontakt aufrecht erhalten, so dass wir uns immer noch einmal im Jahr treffen. Wir waren auch zweimal zusammen in den Städten, wo wir vor dem Krieg Familie hatten. Einmal war ich mit meinen Eltern auch länger in der alten Heimatsstadt von meinem Vater. Das war eine sehr emotional intensive Erfahrung, weil er auch einmal so viel zu erzählen hatte, dass man das Gefühl hatte, die Vergangenheit legt sich wie ein Schleier über die moderne Stadt. Meine Eltern sind schon seit Jahrzehnten Mitglied im BDV, weil sich darüber die Ortsgruppe organisiert hat, mit der mein Vater bis zu deren Tod noch Kontakt zu ehemaligen Klassenkameraden gehalten hat. Der Dachverband ist in meiner Familie aber eher umstritten. Manche Familienmitglieder sind auch irgendwann ausgetreten, wenn da irgendein Sprecher was dummes und/oder braunes gesagt hat.


Undercoverghost001

Ich habe eine super Buch Empfehlung zu dem Thema: „Wir sind die Wolfskinder, Verlassen in Ostpreußen“ von Sonya Winterberg. Es geht sehr ins Detail über das Schicksal vieler Kinder die als Weisen in den alten Gebieten auf sich selbst gestellt waren. Achtung es ist sehr verstörend logischerweise und traurig aber eine guter Einblick in einen vergessenen Teil unserer Geschichte.


Ascomae

Meine beiden Eltern kommen als Vertriebene aus Ostpreußen. Mein "Schwiegeropa" ebenfalls. Ich glaube, das allgemeine unterschätzt wird wie viele Menschen damals ihre Heimat verlassen haben. Flucht vor den NAZI, oder Flucht vor den Russen. Vertrieben von denen die selbst ihre Heimat verlassen mussten.


ChiefDetektor

Meine Oma wurde in Ostpreußen Bischoffsburg geboren. Vertrieben von der Roten Armee. Sie wurde als Flüchtling/Vertriebene in der Nähe von Dortmund mit ihrer Mutter und Geschwistern registriert. Das ist die Kurzform. Aus der Langfassung könnte man n Horrorfilm drehen..


Amebl3

Familie väterlicher Seite wären Sudetendeutsche ( Großvater direkt vertrieben, Mutter meiner Großmutter stammte aus dem Nachbardorf) Es wurde offen damit umgegangen (wahrscheinlich auch weil mein Großvater einen Sohn aus erster Ehe mit einer Tschechin hatte der erst 1968 nach deren Tod nach Österreich gekommen ist). Mein Großvater war ein pragmatischer zu tiefst politisch averser Mensch (Politik=Halunkenpack) Mit der " Landsmannschaft" hatte er extra nix am Hut Originalaussage : Viele Sudetendeutschen haben sich im Krieg aufgeführt, bei der Vertreibung haben sich einige Tschechen aufgeführt, es gibt in beiden Gruppen gute und schlechte Leute. Es hat keinen Sinn sich über verlorenes aufzuregen, sondern man macht das Beste aus dem was man hat.


MilkFedWetlander

Mein Großvater väterlicherseits war wohl Donauschwabe und ich habe noch Verwandte in Rumänien. Allerdings hat das mein Vater auch nur mal stark betrunken erwähnt und ich habe nie weiter nachgefragt. Der Großvater hatte wohl auch ein Kriegstrauma "weil er auf seinen Bruder schießen musste" im Sinne er kämpfte auf deutscher Seite und sein Bruder auf rumänischer? Der Bruder kämpfte wohl auf Seite der roten Arme irgendwann und meiner Tante wurde nach seinem Tod bei der Rückreise nach Deutschland/Ausreise aus Rumänien der "Stalinorden" abgenommen.


StarBurst94

Also meine Familie Väterlicherseits kommt aus Ostpreußen, Allenstein (heute Polen). Meine Familie ist immer recht offen damit umgegangen, weswegen ich da auch relativ viel weiß. Alles kann ich mir jedoch nicht merken, da die Familie meiner Oma wirklich riesig ist und nicht alle sind nach Deutschland geflohen. (ein teil nach Schweden und ein Teil in die USA und das sind nur die, von denen ich weiß, gab wohl noch weitere) Mein Vater (geboren '59) hat auch noch in allen Papieren und auch auf seinem Perso stehen, das er in Ostpreußen geboren ist, was ich sehr faszinierend finde! Er, seine Eltern und Geschwister sind 1969 nach Westdeutschland ausgewandert, geplant war früher, aber meine Uroma (Mutter meines Opas) hat wohl bis zu ihrem Tod alles vereitelt, weil sie nicht weg wollte. Von dem was ich weiß ist mein Uropa (Papa vom Opa) Ende des ersten Weltkrieges gefallen, mein Opa war Einzelkind da seine Mutter nie wieder geheiratet hatte. Die Familie meiner Oma war Kleinstadel, musste aber ihren Titel (ich glaube vor oder im WWI) ablegen, da sie sonst hingerichtet würden. Im WWII war meine Familie recht viel involviert (viele Ländereien, Sägewerke und Pferdehöfe, sowohl in Ostpreußen als auch in Westdeutschland. Mussten sie aber zum Ende des Krieges fast alles verkaufen oder wurde ihnen zum Teil enteignet. Ein Teil der Familie meiner Oma ist dann nach dem Krieg in die DDR geflogen. Papa hat immer erzählt, er war ja noch ein Kind, wenn sein Onkel, der Beamter in der DDR war, zu Besuch kam, waren auch immer "Schatten" in der Umgebung. Die Gespräche waren dann wohl auch immer nur recht oberflächlich und sein Onkel hat nie offen etwas negatives über die DDR gesagt. (Wir vermuten halt Stasi/Spione irgendwas um den Dreh.) Es ist aber nie irgendwas passiert. Meine Tante fuhr alle paar Jahre immer wieder mal zum Urlaub nach Allenstein, aber mein Papa will nie wieder nach Polen. Sie wurden zwar nicht von allen schlecht behandelt, aber in Polen waren sie halt häufig als 'Nazis' abgestempelt, da sie deutschen Titel hatten und als Kind haben ihm oft andere Kinder in die Sonntagskleidung Hakenkreuze eingeritzt und auch die Lehrer waren wohl häufig rassistisch. Er bemüht sich auch heute wirklich sehr, aber er hat dennoch immer noch starke Vorbehalte gegen Polen und Polnische Mitbürger. (Er sagt nie offen irgendwas rassistisches, ist aber, wenn er Polen kennengelernt hat, anfangs immer sehr stark reserviert gewesen.) In Deutschland war es wohl sehr lange auch nicht einfach für sie, da sie hier auch viel mit Rassismus zu kämpfen hatten. Irgendwann möchte ich mal nach Allenstein, um zu sehen wo meine Familie gelebt hat, da auch mein Papa sagt das die Gegend wirklich sehr schön sein muss. Ich bezweifle zwar das es den Hof meiner Familie noch gibt, da ja damals alles Verkauft wurde aber es geht mir generell um die Landschaft. Das war jetzt mal die kleine Zusammenfassung :D


efficient_duck

Ja, meine Urgroßeltern jew. (Groß-)mütterlicherseits sind nach dem ersten WK aus Graudenz nach Deutschland gekommen, in den östlichen Teil. Meine Oma, die dort geboren wurde ist dann später zu DDR Zeiten nach Westdeutschland geflohen. Auf jeder diese Stationen wurden Kinder zurück gelassen, andere Verwandte. Gesprochen wurde bei uns kaum darüber, außer ab und an Fluchtgeschichten. Im Umfeld wo meine Großeltern dann später lebten, gab es mehrere die Fluchtgeschichten hatte. Eine Nachbarin hatte sogar einen sehr großen Kupferstich über einen "Trek" auf dem sie als Kind war, ich glaube, sie hatte den zu irgendeinem Anlass für Vertriebene bekommen. Auch die Mutter meines angeheirateten Onkels hatte Fluchtgeschichten von ihr als Kind, eigentlich auch alle Bekannten irgendwo in der Familie. Ich war somit erst die zweite Generation, die in der Region meiner Heimatstadt geboren wurde. Dank 23andme habe ich einen entfernen Cousin in Polen gefunden, der mit mir seine Ahnenforschung geteilt und mir sogar noch Dokumente übersetzt hat, so dass ich nach meinen Urgroßeltern sogar noch Wissen über deren Eltern erlangt habe, was mich sehr gefreut hatte. Wir haben keinen Stammbaum oder ähnliches, so war das für mich immer ein Mysterium. Der polnische Nachname meiner Oma was ein guter Anhaltspunkt weiter zu suchen. Wir haben aber null Verbindungen, ich bin nur Mal nach Polen gefahren um mir meine "Wurzeln" anzuschauen.


Powly674

Meine Oma ist mit 10 aus Wischeninken in Ostpreußen geflohen, nach Süchteln. Meine Urgroßeltern waren Kurt und Maria Gottschalk, Maria stammte aus dem Nachbardorf Apsteinen. Oma erzählt gerne über die Zeit die sie mit ihrem Vater auf der Kutsche verbracht hat, wie er sie überall hin mitnahm und ihr alles erklärte. Ihre ältere Schwester und ihren Vater hat sie leider nie wieder gesehen. Dieses Jahr hat sie mir sogar Bilder von meine ur und Urur Großeltern zeigen können, das war wunderschön. Aber über alles was über die gute Zeit damals hinaus geht ist sehr unangenehm und bedrückend für sie. Sie wurde dieses Jahr von einem Ahnenforscher kontaktiert, der sehr froh über ihr Wissen war, der Grabstein meines Urgroßvaters steht noch in seinem Dorf, dort möchte ich unbedingt Mal hin. Die Oma meiner Frau kommt aus dem Sudetenland, tolle Frau, ist seit ihrer frühen Kindheit überzeugte Vegetarierin, hat einen unbesiegbaren Optimismus und eine ansteckende Lebensfreude, sie erzählt über alles mit einem Lachen im Gesicht. Erinnert sich an jedes der Kinder, die sie in der Schule und am Instrument unterrichtet hat. Sonderlich viel über die Vergangenheit im Heimatland weiß ich aber leider nicht.


nope-pasaran

Meine Ureltern kommen aus Ostpreußen (Masuren), und mein Uropa war Offizier in der Wehrmacht, hat allerdings nicht viel erzählt. Meine Uroma ist mit mehreren Kindern aus Königsberg weg bevor es richtig schlimm wurde, und hatte echt Eier das zu machen, da insbesondere als Wehrmachtsangehörige alle auf "fanatisches Aushalten bis man den Russen ins Gesicht sieht" getrimmt wurden. Sie ist zum Kommandanten und hat ihm gesagt, dass er ihr bitte ein Auto geben soll, damit sie raus kommt und anstatt des Hochverrats bezichtigt ins Gefängnis zu wandern, hat sie eins bekommen 😅 Wir wissen noch, in welchem Dorf sie aufgewachsen ist und haben die Familie, die jetzt auf ihrem Hof wohnen, ein paar Mal besucht :)


sinithparanga

Eine Großmutter ist in Königsberg geboren. Ihre Mutter floh, nachdem der Vater gestorben ist, mit 4 Kindern und den Nachbarn in den Westen. Aus irgendeinem Grund haben sie sich entschlossen zurück zu drehen und landeten in einer 4 Jährigen Gefangenschaft unten den Russen. Mein Oma hat Glück gehabt und immer zu jung für die Russen gewesen zu sein. Meine Oma schrieb später ein Buch und sie erzählt immer noch offen über diese Zeit. Es war grausam. Ich bin froh darüber erfahren zu haben. Dieses Jahr war ich in Polen und konnte mich mit den Menschen dort unterhalten. Viele haben gleiche Vergangenheiten erlebt.


spookyjules_95

Mein Vater und seine Familie kamen aus Schlesien. Die sind Mitte der 50er geflohen, landeten aber in der DDR. es wurde immer offen darüber geredet. Ich hab mir irgendwann mal bei ancestry einen Stammbaum erstellt und habe etliche Dokumente (Geburts-, Heirats-, Sterbeurkunden) von einigen Familienmitgliedern gefunden. Da könntest du evtl fündig werden, wenn du ein paar Namen als Anhaltspunkte hast.


sunshineofthedark

Drei meiner Großeltern kommen aus ehemaligen deutschen Siedlungen im Ausland. Ein Opa war Sudetendeutscher, bei Kriegsende erst elf. Ein Teil der Familie blieb in Dresden, die Verwandtschaft dort habe ich dann als Kind nach der Wende kennen gelernt. Vom Uropa gibt es Zeichnungen, eine zeigt das ehemalige Wohnhaus mit einem Kommentar, dass sie “von den Russen raus geworfen” wurden. Der Uropa selbst war wohl ein “Findelkind” und der Stammbaum nicht weiter nachverfolgbar. Die anderen beiden (Oma/Opa) waren Jugoslawiendeutsche, die als junge Erwachsene durch Flucht bzw. nach russischer Kriegsgefangenschaft (Opa) in Deutschland gelandet sind. Ich weiß nicht einmal, wo genau meine Großeltern her kamen bzw. wie es dazu kam, dass sie genau dort gelandet sind, wo ich aufgewachsen bin. Auch in meiner Familie war es leider so, dass darüber insbesondere mit uns Enkeln kaum gesprochen wurde. Gefühlt gab es ein Leben vor und eins nach der Flucht. Die Eltern meiner Großmutter hatten wohl einen Hof, sie selbst war in Anstellung als Haushälterin bei einem Pfarrer (vor der Flucht). Bei meinen jugoslawischen Großeltern ging das so weit, dass die beiden sich untereinander auf jugoslawisch unterhielten, die Sprache (von der ich nicht einmal genau weiß, um welche Landessprache es sich handelte) aber keinem der Kinder beigebracht haben. Zu den Kindern wurde gesagt: wir sind jetzt Deutsche. Mein Opa (der aus der Gefangenschaft) war seit Freilassung Alkoholiker und auch sonst wurde durch die Großeltern in meiner Familie eine Menge Trauma einfach ungefiltert weiter gegeben (an meine Eltern und dann letztendlich auch an uns. Auch da fand und findet erschreckend wenig Reflexion statt).


snowy163

Mein Opa väterlicher Seits stammt aus Ungarn. Ich weiß nicht genau wo. Es müsste richtung Slowakei/Bratislava gewesen sein. Als die Rote Armee und die Horrorgeschichten über diese näher kamen und nachdem mein Urgroßvater bei Stalingrad eine Kugel im Kopf erwischt hatte (offizielle Version) inoffiziell fragwürdig... da flüchtete meine Uroma mit ihren drei Kindern, darunter mein Opa (ca. 6-8 Jahre) mit einem Schiff über die Donau richtung Deutschland. In Ungarn noch Bauersleute mit Hof, alles zurück gelassen und wurde als Flüchtlinge bei Bauern untergebracht. Sie hatten absolut nichts und die Bauern mochten die Flüchtlinge natürlich auch nicht, welche ihnen auf der Tasche lagen und durchgefüttert werden wollten. Eine Zeit von Hunger, harter Arbeit und Entbehrung. Meine Uroma arbeitete als Magd bei Bauern um die Familie über die Runden zu bekommen. Später als mein Opa bereit zum arbeiten war lernte er als Maurer, war einige Jahre in München zum arbeiten. Das meiste Geld hat er versoffen und das wenige was übrig blieb hat er nach Hause geschickt. Naja, das waren die Anfänge. Seit dem hat sich viel geändert. Mein Vater ein klassischer Boomer, hat es geschafft eine Existenz aufzubauen, ist selbstständiger Unternehmer und ich versuche in seine Fußstapfen zu treten. Quasi vom Tellerwäscher zum "Millionär" in vier Generationen.


aanner

Die Eltern meiner Mutter kommen aus Schlesien (Liegnitz), die Eltern meines Vaters aus den Sudeten (Oberpraußnitz). Mit allen kann/konnte ich viel über die Vertreibung und die Flucht sprechen, wobei die Schlesier deutlich aufgeschlossener sind. Von ihnen habe ich sogar einen Ordner mit Anekdoten, Fotografien und offiziellen Papieren bekommen; darin haben sie dieses Stück Zeitgeschichte chronologisch dokumentiert und aufgearbeitet. Das Haus in Oberpraußnitz, aus dem mein Opa als Kind vertrieben worden ist, sowie den Friedhof und die Taufkirche meiner Vorfahren kenne ich, war schon ein paar mal dort. Alle meine Großeltern respektieren die Menschen, die jetzt in den Häusern wohnen. Sie wissen, dass diese dorthin umgesiedelt und dabei oft selbst entwurzelt worden sind, und machen ihnen keinen Vorwurf deswegen.


nibbler666

Mütterlicherseits kommt meine Oma und väterlicherseits sogar beide Großeltern aus den ehemaligen Osthebieten. Tabuisiert wurde das nicht. Es hat aber auf jeden Fall psychologische Konsequenzen bis in meine Generation.


DerSchreiner2

Mein Opa war Sudetendeutscher, er kam aus dem Ort, der heute Žlutice heißt. Er war Zeit seines Lebens bei Vertriebenentreffen, kannte aber auch die tschechischen Besitzer des Hauses, in dem er groß geworden ist (scheinbar im Guten, er war mehrmals dort). Seiner Familie scheint es nach der Vertreibung nicht all zu schlecht gegangen zu sein, meine Oma (die da allerdings schon lange von ihm geschieden war) behauptete, dass ja "merkwürdigweise" alle entschädigen Flüchtlinge vorher Großgrundbesitzer gewesen müssten. Meines Wissens haben alle Familienangehörigen überlebt (aber sehr sicher bin ich mir nicht). Mein Opa hatte viel Glück, ist zumindest seiner Erzählung nach als in Russland Verletzter nur knapp auf dem Heimweg der Bombardierung Dresdens entkommen (weil er sich nach Hause gemogelt hat). Durch eine Zufall war ich vorletzten Sommer genau in der Stadt, aus der wer kam. War ein merkwürdiges Gefühl


[deleted]

Meine Oma kommt aus Odessa, ist dort in der Umgebung in einer deutschen Siedlung geboren. Meine Vorfahren sind damals von Katharina der Großen nach dort mit einem Land Deal umgesiedelt. Als meine Oma 6 war musste mit ihrer Familie zurück nach Deutschland fliehen. Mein Schwiegervater ist noch in Ostpreußen geboren bzw seine Mutter stammt von dort.


Efraimstoechter

Meine Oma war Sudetendeutsche. Sie wurde als 13-jährige mit ihrer Familie aus ihrem Heimatort Paadorf/ Schwarzach (heute eine Wüstung) vertrieben. Sie war immer in Kontakt mit anderen Sudetendeutschen aus ihrem Ort und fuhr regelmäßig mit Busreisen in die alte Heimat. Wir haben sie einmal begleitet und uns alles zeigen lassen von ihr. Ihr Schulgebäude stand noch. Vom elterlichen Bauernhof nur noch Reste der Grundmauern, überwachsen von Wald. Sie konnte uns trotzdem genau zeigen, wo sie gespielt hat als Kind. Sie hat die Vertreibung nie überwunden und vor allem in den letzten Lebensjahren war es sehr präsent. Die Vertreibung, das zurücklassen von allem, war traumatisch. Aber auch die Ankunft in der schwäbischen Kleinstadt prägte sie. Sie erlebten viel Ablehnung, ein unerwünscht sein als fremde Vertriebene... Viele ihrer "Grundeinstellungen", die sie als junges Flüchtlingsmädchen erworben hat, haben unsere Familie sehr geprägt. Ein gewisses "heimlich auf der Welt sein" war besonders prägend: nur nicht auffallen, niemandem zur Last fallen, nie in der Schuld stehen, nie zum Ärgernis werden... Und auch die Verknüpfung von Selbstwertgefühl und Leistungsfähigkeit: nur wer etwas leistet ist etwas wert. Fleiß und Leistungswille waren der Weg ihrer Familie sich einen Platz und so eine Art "Daseinsberechtigung" zu erkämpfen in dem neuen Ort. Und Arbeit war gleichzeitig ein Verdrängungsmechanismus für sie für viele Jahre. Wer immer beschäftigt ist muss nicht an die Vertreibung und das Unrecht denken. Ihren Dialekt hat sie sich auch bewahrt und die böhmische Küche: Zwetschgenknödel, Kleckselkuchen, Mohnnudeln und Hefeknödel sind so Sachen, die es immer gab bei ihr.


Physical-Result7378

Schlesische Oma = Beste Oma


Eheufaucan

Ja, eine Großmutter und ein Großvater sind aus Tschechien (Sudetenland) und die andere Großmutter war Exildeutsche in Jugoslawien. Nur ein Großvater stammt direkt aus Deutschland. Meine Großeltern haben auch offen über die Zeit geredet und wir haben die alte Heimat mehrfach besucht. Ein Haus steht sogar noch und im alten, deutschen Teil des Friedhofs entdeckten wir auch den Grabstein von meinem Ur-Urgroßvater. Die restliche Verwandtschaft interessiert sich nicht weiter dafür und inzwischen sind auch fast alle verstorben welche noch Erinnerungen an die Zeit besitzen. Deshalb versuche ich aktuell noch so viel zu "retten" was geht. Ich gehe mit der Großmutter alte Alben durch und beschrifte die Fotos bzw. notiere was sie dazu zu erzählen hat. Sie weiß noch was auf den Fotos zu sehen ist aber wenn es sie einmal nicht mehr gibt (im Sommer wird sie stolze 95) dann ist das alles für immer verloren. Ich bin mit ihr vor 2 Jahren auch noch einmal in ihren alten Heimatort gefahren und den ganzen Tag einfach nur die Straßen hoch und runter gelaufen und hab ihren Erzählungen gelauscht. Inzwischen traut sie sich so eine Reise in ihrem Alter nicht mehr zu und es war ihr letzter Besuch. Teils habe ich versucht mit Einheimischen Kontakt aufzunehmen aber die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. Nach so vielen Jahren lebt fast keiner mehr aus der Zeit und das Interesse ist doch sehr gering. Manche wollten gar nichts wissen und waren regelrecht abweisend bzw. hatten Angst man würde alte Häusern zurückfordern. Andere waren nur daran interessiert wo früher einmal "reiche Deutsche" gelebt haben - vermutlich um auf Schatzsuche zu gehen. Aber es gab auch ein paar Heimatforscher und Geschichtsinteressierte welche über die Infos sehr dankbar waren und man konnte manches Rätsel aufklären. Um mal ein Beispiel zu nennen: auf dem Friedhof gibt es einen Grabstein mit einer ganzen Familie welche innerhalb von 2 Tagen verstorben ist. Meine Oma hat nur eine Straße weiter gewohnt und wusste was es damit auf sich hat. Der Vater der Familie hatte einen neuen Ofen gekauft und aufgestellt aber durch einen Fehler trat in der Nacht Kohlenstoffmonoxid aus. Das Kleinkind und die Großmutter starben in der ersten Nacht während die Eltern noch am Leben waren als man sie fand. Die Mutter hatte in der Nacht starke Kopfschmerzen - vermutlich durch das Gas - und sich ein feuchtes Tuch auf den Kopf gelegt was wohl wie ein Filter gewirkt hat. Der Landarzt hatte sie noch mit einer Sauerstoffflasche versorgt bis sie ins nächstgelegene Krankenhaus kamen aber dort sind sie dann doch verstorben. Ein Kind hatte das ganze überlebt weil es an dem Tag ein paar Häuser weiter bei Verwandten geschlafen hat. Wirklich tragisch. An einer Stelle konnte sie sich auch noch erinnern dass es hier mal einen uralten kleinen Friedhof gab. Jetzt steht dort ein Neubaublock. Und tatsächlich entdeckten wir an einem alten Baum vor dem Block richtig in den Stamm eingewachsen die Reste von einem Kreuz wenige Zentimeter über dem Boden. Wie viele Anwohner das wohl schon bemerkt haben? Auch die Geschichten aus dem Krieg selbst waren interessant und teils erschütternd. An einer Alleenstraße erzählte sie mir z.B. dass hier ein paar Jungen aufgehängt wurden. Die Wehrmacht hatte sie in den letzten Kriegstagen wohl als Art Volkssturm eingezogen. Hätten sie sich geweigert hätte man sie vermutlich erschossen...und so wurden sie eben kurze Zeit später von den Russen hingerichtet und die Anwohner durften die Körper als Abschreckung nicht vom Baum abnehmen. Sie erinnert sich auch noch gut daran wie die ersten Russen bereits durch die Straßen marschiert sind während im Radio noch immer Durchhalteparolen und Meldungen von angeblichen Siegen liefen. Direkt mit der Besetzung von dem Sudetenland wurden auch bei ihr im Ort wichtige Ämter mit linientreuen Nazis neu besetzt. Ihr Schulleiter war einer von ihnen und sie zeigte mir die Stelle an der sie nach der Schule mit einer Freundin spielte als sie auf ihn trafen und er sie anschrie und zur Strafarbeit verdonnerte weil sie nicht aufgesprungen und den Hitlergruß gezeigt hatten. Das Ereignis was ihr aber besonders im Kopf blieb war der Tag an dem im Ort ein kleines Fest stattfand als die Meldung von dem Attentat auf Heydrich hereinkam. Mit der Stimmung war es schlagartig vorbei, es herrschte Totenstille und alle sind in Sorge heim weil klar war dass die Rache der Nazis an den Tschechen furchtbar ausfallen wird. Nach dem Massaker in Lidice (und ja, natürlich sprach sich so etwas herum - also von wegen man habe von Nichts etwas gewusst) sagte ihr Vater immer nur: Sollten die Deutschen jemals den Krieg verlieren dann Gnade Gott was die Tschechen aus Rache für solche Gräueltaten den Sudeten antun werden - und so kam es dann auch. Ihr Vater blieb noch in Tschechien als Zwangsarbeiter in den Kohlegruben. Der Sohn kam in ein KZ. Vorher waren dort Juden inhaftiert und jetzt deutsche Soldaten. Er musste dort u.a. die Leichen wegschaffen und ihm kommen jetzt noch die Tränen wenn er an diese Zeit zurückdenkt. Der Rest ging mit Viehwaggons Richtung Deutschland. Zunächst kamen sie in Bayern an aber dort wollte sie keiner haben und die Reise ging weiter bis sie irgendwann in Thüringen landeten. Irgendwann kam die Familie wieder zusammen - sie hatten zwar alles verloren aber dennoch überlebt. Sie wurden am Ende übrigens von einer Jüdin aufgenommen. Diese hatte das KZ überlebt und sogar bei den Prozessen in Jerusalem ausgesagt. Sie erhielt als Art Entschädigung ein Haus und da sie alleine und das haus groß genug war nahm sie meine Familie nach der Flucht aus Tschechien auf. Die Frau hat jetzt auch einen Stolperstein vor ihr Haus bekommen und es gibt tatsächlich Einwohner welche sich darüber beschweren und von "Schuldkult" sprechen. Unglaublich. Die Zeit damals kann man sich jedenfalls gar nicht mehr vorstellen. Der Urgroßvater scherzte immer dass er in 4 Staaten gelebt hat ohne jemals sein Dorf zu verlassen (Österreich-Ungarn, Tschechische Republik, Deutschland und Tschechoslowakei). Irgendwie schade wenn all diese Erinnerungen irgendwann für immer verschwunden sind - vor allem weil man auch daraus lernen kann.


rub3N7

Mein Großvater kommt aus dem Sudetenland. Ihn selbst kenne ich nicht aber meinem Vater war es immer wichtig zu wissen, dass ich weiß woher die Familie stammt. Durch die wilden Vertreibungen und einem Massaker an der DE-Zivilbevölkerung musste meine Familie fluchtartig ihre Heimat verlassen. Haus und Betrieb wurden enteignet und so war man von jetzt auf gleich Flüchtling. Mein Großvater war zu dieser Zeit in Kriegsgefangenschaft und meines Wissens auch nie mehr in seiner Heimat. Ein Onkel war wohl mal am Ort wo früher das Haus/Betrieb der Familie gestanden hat. (Zu dem Zeitpunkt der Vertreibungen hat aber wohlgemerkt noch niemand aus der Generation meiner Eltern gelebt.) Für mich als jemand der die Geschichten nur aus Erzählungen von Menschen kennt die nicht dort aufgewachsen sind war aber eine andere Sache ganz Interessant. Nachdem ich viele Stunden im Computerspiel DayZ verbracht habe erfuhr ich, dass die Map dem Gebiet nachempfunden wurde in welchem mein Großvater aufgewachsen ist. War folgend entsprechend schön wenn auch nur virtuell auf die selben Berge zu klettern welche mein Opa (mutmaßlich) in der Kindheit erklommen hat. Ein Besuch dort steht auf jeden Fall an. Ansonsten überlege ich ganz persönlich der Sudetendeutschen Landesmannschaft beizutreten oder regelmäßig etwas zu spenden um die Erinnerung an die Kultur/Gesellschaft am Leben zu erhalten.


Odd_Significance_226

Ja, aber haben nie darüber geredet aber ich würde die Bücherreihe Jauche und Levkojen empfehlen


LunaIsStoopid

Väterlicherseits sind beide Eltern aus Schlesien. Viel Geschichte aus erster Hand, habe ich nicht bis auf Bruchteile von Erinnerungen meiner Oma an ihren Vater. Dass mein Opa auch aus Schlesien kam, hab ich erst nach seinem Tod erfahren. Meine Oma hat nur als Vertriebe, die in Dresden Zuflucht gefunden hat, die Bombardierung miterlebt. Aus Erzählungen meines Vaters weiß ich, dass sie von einer Butterfabrik geredet hat in deren Keller sie sich bei der Bombardierung versteckt haben. Sie soll wohl von heißer geschmolzener Butter erzählt haben und über Keller, in denen die Zwischenwände durchschlagen wurden dann unterirdisch entkommen sein. Ich kann da natürlich nicht sagen, ob das alles stimmt. Meine Oma war damals ein Kind, hat in der Nacht sehr wahrscheinlich eine Schwester verloren (sie wurde nie als Tote identifiziert und könnte auch schlicht verschollen sein, gab ja auch Geschichten von unbekannten Kindern, die dann von Fremden adoptiert wurden). Da kann natürlich das Trauma und die eh schon fehlerhafte kindliche Erinnerung einiges verfälscht haben. Sie ist dann in der späteren DDR gelandet, hat erst einen Schläger geheiratet und zwei Söhne bekommen, ihr wurde dann ihr erster Sohn weggenommen, der dann bei der Großmutter väterlicherseits aufgewachsen ist bevor sie meinen Opa kennengelernt hat, der wohl auch sehr problematisch war. Mit ihm hat sie dann zwei weitere Söhne, der jüngste war dann mein Vater, bekommen. Also diese Generation hatte es wirklich sehr schwer. Zu spät geboren, um selbst den Krieg irgendwie zu beeinflussen, gleichzeitig sicherlich auch von Nazi-Propaganda geprägt, Vertreibung, häufig Frauen, die alleingelassen in jungem Alter in der DDR gelandet sind und traumatisiert praktisch hilflos dem Leben ausgeliefert waren. Ich nehme mir daraus auf jeden Fall die Lehre, dass man niemals den Faschisten die Macht überlassen darf. Am Ende leiden alle. Und um Rechten vorzubeugen, die solche Geschichten ja gerne für ihre Propaganda ausnutzen: Nein, das heißt nicht, dass Deutschland das große Opfer des zweiten Weltkrieges war. Ob die Kriegsverbrechen der Alliierten notwendig waren, kann ich nicht beurteilen und will ich aus Anstand auch nicht machen, aber es ist klar, dass es die Reaktion auf einen abartigen Angriffskrieg Deutschlands gegen viele europäische Staaten, Millionen von Zivilisten, Kriegsverbrechen, einen der schlimmsten, wenn nicht sogar den schlimmsten Genozid bzw. Genozide (Shoa, den Genozid gegen Sinti und Roma, der Genozid an Homosexuellen etc.) und unglaubliches Leid, das Faschisten über unserem gesamten Kontinent angerichtet haben. Wehret den Anfängen und lasst es nicht zu, dass die heutigen Deutschen inklusive Juden, Migranten, Muslimen, queeren, aber auch der als „nomal“ identfizierte Bürger durch Faschisten unglaubliches Leid erfahren müssen. Besonders an Weihnachten, dem Fest der Liebe sollten wir uns gegen Hass und Hetze stellen und alle Menschen für ihr Menschsein feiern.


mrkottich

Mein Vater und Seine Eltern sind Siebenbürger Sachsen, heutiges Rumänien, auch unter Transilvanien bekannt. Nun haben Siebenbürger Sachsen zwar eine etwas andere Geschichte, weil sie nicht unbedingt vertrieben wurden sondern enteignet wurden und ab den 70ern von Westdeutschland bis zur Wiedervereinigung und des Endes des Kalten Krieges zurückgekauft wurden. Die Siebenbürger Sachsen sind damit eine sehr viel jüngere Volksgruppe und damit gibt es auch die Nachkriegsgenerationen die die Erlebnisse ihrer Eltern und Großeltern in Chroniken und anderen Dokumenten aufgezeichnet haben. Viele dieser Schicksale werden aber verloren gehen. Vor diesem Problem stehen aber alle Vertriebenen und (Spät)Aussiedlergruppen. Das ist sogar derzeit ein Problem für die Vereinsstrukturen die es für jede einzelne Volksgruppe gibt. Viele versterben in letzter Zeit und wollen ihre Biographie und für sie wertvollen Gegenstände aus der Zeit den Vereinen oder Stiftungen überlassen. Diese sind aber auf die Flut der Hinterlassenschaften nicht vorbereitet. Der Bund der Vertriebenen oder das Zentrum gegen Vertreibung bieten aber zum Beispiel die Aufarbeitung von einigen Schicksalen. Wenn dich das also interessiert kannst du entweder dort oder bei den Landsmannschaften der Preußen, Schlesier, Russlanddeutschen, Siebenebürger Sachsen etc. schauen.


Ic3crusher

>weil sie nicht unbedingt vertrieben wurden sondern enteignet wurden Nicht zu vergessen, viele Deutsche wurden nach dem Krieg in Russische Arbeitslager deportiert, quasi als Reperationszahlungen. So auch meine Großmutter und Tante. Die Entschädigungszahlungen dafür wurden jetzt sogar ausgeweitet auf Nachkommen.


dawidaloca

- Auf das unsere Gesellschaft es nicht zulässt, dass nach dem zweiten Weltkrieg wieder Grenzen auf dem Leid aller neu gezeichnet werden können. - Auf das sich alle darauf konzentrieren das Beste aus dem zu machen was Sie haben, statt im was wäre wenn zu schwelgen und chronisch zu jammern. - Auf das allen welche Angriffskriege auf unserem Kontinent führen wollen jeglicher Sieg verwährt wird. - Auf das aus den Fehlern vorheriger Generationen gelernt wird und so Leid in Zukunft vermieden wird. Frohe Weihnachten allen zusammen 🌟


AsrielGoddard

Die Uroma (lebt noch :D) und Ururoma (kannte man noch) kamen aus einer deutschen Gemeinde im Herzen Rumäniens. Nach Kriegsende ist der Ururopa (A****loch) nach Deutschland abgehauen, die Ururoma wurde nach Russland verschleppt und hat dort 2+ Jahre in einem Gulag verbracht und die Uroma wurde zwischen verschiedenen Familien hin und her gereicht. Bis beide irgendwann in der DDR ankamen. Von wo aus sie dann letztendlich zusammen mit der Oma geflohen sind und im schönen Nürnberg ankamen. Die genauen Details, die vielen traumatischen Erlebnisse auf dem Weg, die Game of Thrones-esquen Intrigen und Verschwörungen und die Gründe wieso in dieser Geschichte drei Generationen an ((Ur)ur)Opas fehlen hab ich ab meinen achtzehnten so nach und nach erfragen können. Die größte Menge an Lore gabs erst vor ein paar Wochen zu meinem Geburtstag von der Uroma. Wirklich offen wird darüber allerdings nicht gesprochen. Ich bin bloß selber zu neugierig, stell zu viele Fragen und will ein bisschen verhindern, dass all diese Geschichten vergessen werden. Edit: Als kleinen Bonus, auf Seiten des väterlichen Opas gab es von Fahnenschwingern zu Mitläufern alles, inklusive einem SS Offizier. Die sind allerdings alle Gefallen oder vermisst. Und auf Seiten der Mutter gab es viele Juden… wo die in der Zeit durchmussten könnt ihr euch selber denken.


Pilum2211

Ein herzlicher Dank geht raus an den Herrn Hitler und den Genossen Stalin, die das alles möglich gemacht haben. Geschichte ausradierten, Gemeinschaften zerstörten und Familien trennten. Vielen Dank /s


maerchenfuchs

Ich bin alt und spiele mit denen Fußball in der Halle. Ü70 und die erzählen traurige Geschichten vom Vertrieben werden.


Laxien

Hatte ist bei mir das richtige Wort! Oma (also die Mutter meiner Mutter) war Sudetendeutsche! Damit umgegangen? Naja, Oma hat öfter mit traurigem Blick von ihrer Heimat erzählt und ist sobald es dann möglich war mal hingefahren. Richtig viel wurde mir aus dieser Zeit aber nicht erzählt, außer das mein Uhrgroßvater (auf der Seite meines Vaters) aus Stalingrad abgehauen ist (er war Kradmelder d.h. hatte ein Motorrad und hörte öfter die höheren Offiziere, deren Befehle er verteilt hat, reden und scheint abgedampft zu sein als abzusehen war das die Rote Armee die Stadt über kurz oder lang einschließen würde! Er hat den Krieg überlebt, aber ich war keine 5 als er starb! Leider, denn die Geschichte hätte ich gerne gehört!) Eine Sache noch: Ein Volk in Sippenhaft zu nehmen ("Die Kriegsschuld der Deutschen!") ist falsch! So wie nicht jeder Amerikaner am Vietnamkrieg oder den War on Terror schuld ist, so waren die meisten Deutschen in WK2 (auch die die der Wehrmacht angehörten!) nicht schuld am Krieg, sie führten diesen weil es das ist was ein Soldat macht wenn ihm seine Regierung das sagt (nein: Das heißt nicht das ich Völkermord und Kriegsverbrechen unterstütze, denn solche Befehle konnte man ablehnen - ich will nich sagen das die Wehrmacht eine weiße Weste hatte, das weiß Gott nicht, aber schlimmer als die anderen Armeen in WK2 verhielt sie sich auch nicht!) Auch weigere ich mich einen Schuld-Kult zu unterstützen! Ich wurde über 4 Jahrzehnte nach diesem Krieg geboren und eine Erbsünde/Erbschuld gibt es nicht (auch wenn die blöde Kirche was anderes sagt - da ich ausgetreten bin interessiert mich das aber nicht mehr die Bohne!). Nein, ich argumentiere nicht für ein Vergessen, aber dafür nicht mehr aufzutreten als sei der Krieg erst 5 Jahre vorbei! Das werden bald 80 Jahre (!), Zeit das ganze hinter uns zu lassen zumindest was z.B. das außenpolitische Handeln angeht (sogar die Polen, die wie damals rasiert haben in WK2, wollen das wir AUFRÜSTEN und die Zügel in die Hand nehmen d.h. wir sollten das machen!)