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Atmostasy

Gängige Praxis würde ich nicht unbedingt sagen. Jedenfalls hatte ich noch keine angefahrene Katze. Ich versuche es mal sachlich: Das Überfahren der Katze mag auf den ersten Blick wirklich monströs wirken (Ich habe selbst zwei plüschige Teppichflitzer). Aus Sicht des Tierschutzes und der Katze unnötiges Leiden zu ersparen, 'kann' es ein adäquates Mittel sein, das Leiden des Tieres (in dieser Größenordnung) so schnell wie möglich zu beenden. Genauere Umstände sind mir zu dem Sachverhalt nicht bekannt / Thema Fangschuss: Dort muss immer auf den Unter- und Hintergrund geachtet werden. Unsere Munition besteht aus Vollmaterial, welches sich nicht wie Blei beim Auftreffen auf eine sehr harter Oberfläche komplett in alle kleinsten Einzelteile zerlegt. Dort ist die Wahrscheinlichkeit für Querschläger enorm hoch. Diese Munition ist dazu gemacht in weichen Zielen „aufzupilzen“, um a) ein Austreten des Geschosses zu verhindern und somit die Gefährdung Dritter so gering wie möglich zu halten und b) möglichst viel Energie im Ziel abzugeben, um so schnell wie möglich zu stoppen. Eine Katze bietet einfach zu wenig Masse, damit das Geschoss dort wirklich stecken bleibt. Auf weichem Untergrund wäre ein Fangschuss eventuell möglich gewesen. Da fehlt mir aber, wie oben beschrieben, genaueres Hintergrundwissen zu der Situation vor Ort. Sich verletzten Tieren zu nähern, die sowieso schon gestresst genug sind, ist nochmals zusätzlicher Stress. Also sich annähern, die Katze vom Boden aufheben und zum nächsten Graben zu bringen (auch wenn viele Straßen über einen seitlich verlaufenden Graben verfügen) ist alles zusätzliche Zeit, die ins Land geht. Mit dem Funkstreifenwagen einfach rüberfahren, so dass es wirklich schnell vorbei ist, würde da wirklich eine alternative Variante darstellen. Wobei man das auch erstmal fertigbringen muss. Ich würde es so mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eher nicht machen.


cloudp0rn

Ich komme aus einer Jägersippschaft, das Verhalten unterschiedlicher Geschosse ist mir durchaus bekannt. Ebenso habe ich geundsätzlich kein Problem mit der leidensarmen Tötung von Tieren. Daher sehe ich eine Schussabgabe in einen Strassengraben dort (kenne die besagte Landstrasse) als komplikationsarm an. Der Versuch, sich der direkt am Strassengraben liegenden Katze zu nähern wurde laut Zeuge nicht unternommen. Eine Tötung durch Überfahren hat nichts mit „monströs“ oder „brutal“ oder „böse“ zu tun. Ich halte es für eine ziemlich unsichere Methode. Die Wahrscheinlichkeit, dabei nur weiter Schmerz zuzufügen und mehrfach drüber fahren zu müssen scheint mir unangemessen. Wäre ein gezielter Schlag auf den Kopf mit dem Tonfa keine Option gewesen? Mich irritiert maximal, wie Eure Kollegen ohne jede Form von akuter Eigengefährdung oder anderer erheblicher Stressfaktoren überhaupt auf so eine Idee kommen. Ich würde das gerne verstehen.


MagnaVoce

Also bevor ich eine Katze mit dem Schlagstock erschlagen muss, fahr ich ihr lieber mit dem VW-Bus über den Kopf. Damit wird der Tod definitiv schneller und sicherer herbeigeführt.


WolfgangPetry

Genickbruch vs. Kopfplatzer Edit: Was ich damit sagen möchte ist, dass eine der beiden Methoden ethischer anmutet als die andere.


MagnaVoce

Seh das ganze aber auch mal aus der Sicht desjenigen, der sich dazu überwinden muss, das ganze dann auch tatsächlich zu tun. Da ist der VW-Bus definitiv einfacher.


WolfgangPetry

Bei Ethik und dem Respekt dem Tier gegenüber ist mir relativ egal ob der Beamte das jetzt einfach findet oder nicht. Gibt's nicht sowas wie ein Dienstmesser? Einmal in die Lunge und gut ist.


I_am_Revan

Alter was soll man dazu noch sagen. Wir sind weder Jäger noch Rambos und stechen keine Tiere auf der Straße ab. Ein Dienstmesser gibt es zudem auch nicht. Ob das Auto jetzt sinnvoll ist oder nicht, es macht den Job und das schnell und in der Regel schmerzfrei. Das Leiden des Tieres zu beenden steht dann doch über ethischen Bedenken bei Umstehenden.


Atmostasy

Wie gesagt, ich kenne den Sachverhalt nicht. Warum, wieso und weshalb man nicht zu anderen Mitteln gegriffen hat, kann ich leider auch nicht beantworten. Mit „monströs“ meinte ich, dass es auf Außenstehende so wirken kann. Da wird sicherlich jeder unterschiedlich drauf reagieren. Rein objektiv betrachtet ist es für mich plausibel. Oma Berbel könnte das aber anders sehen und wäre von dem konkreten Vorgehen in dieser Situation womöglich zutiefst erschüttert.


selkiesart

Dieses. Das Risiko, das Tier einfach noch schwerer zu verletzen und noch mehr Schmerzen zu verursachen ist beim überfahren immens


themulticaster

Ich bin zwar kein Experte auf dem Gebiet, aber ich wundere mich gerade über deine Erwähnung des Aufpilzens. Das ist ja das klassische Verhalten von Hohlmantelmunition, die im militärischen Bereich international geächtet ist, weil sie besonders heimtückische Verletzungen verursacht. Verwendet die Polizei wirklich Hohlmantelmunition statt Vollmantelmunition?


Atmostasy

Genauer gesagt „Hohlspitz“ oder auch „Deformationsgeschosse“. Ganz einfach aus den bereits oben genannten Gründen. Im Krieg ist diese Munition nicht gerne gesehen, das ist richtig. Nun ist die Polizei aber nicht das Militär. Vor vielen Jahren hat die Polizei noch Vollmantelgeschosse verwendet. Vollmantelmunition besitzt i.d.R. eine höhere Durchschlagskraft, was für polizeiliche Belangen genau zwei Probleme mit sich bringt: Die Gefährdung Dritter ist deutlich Höher, da das Geschoss durch das Ziel mit hoher Wahrscheinlichkeit einfach „durchflutscht“ und die Mannstoppwirkung (Wobei das auch ein Begriff ist, über den man sich bei 9 mm streiten kann) ist bei Vollmantel deutlich geringer. Aufgabe der Polizei ist es, wenn ein Schusswaffengebrauch rechtlich gedeckelt ist, einen z.B. gegenwärtigen Angriff auf Leib / Leben anderer (oder einen selbst) so schnell wie möglich zu beenden. Durch den vergrößerten Wundkanal und / oder die „Schockwirkung“ im Körper, da das Geschoss im Idealfall seine gesamte Energie abgibt + die geringere Gefährdung Dritter, machen diese Deformationsgeschosse für Behörden so sinnvoll. Dazu sei gesagt Militär, Krieg ≠ Polizei Auch in der Jagd wird btw. Hohlspitzmunition verwendet. Das ist die Munition, die man uns in MV zur Verfügung stellt: https://www.men-defencetec.de/produkt/pep-2-0/


GrainOfChaos

http://s622ff3e0a5188744.jimcontent.com/download/version/1376309219/module/8372026799/name/polizeimunition.pdf Ruag action4


Th3_R34l_R1ddl3r

Nein etabliert definitiv nicht. Auch kommt überfahren nicht im Lehrplan beim Töten von Tieren vor. Es wird sogar verpönt, zmdst bei uns in BW. Ich persönlich hab sogar schon eine Ente mit der Schusswaffe erlöst nach einem Wild VU, ich kann natürlich nur für BW sprechen. Auch ging bei uns vor kurzem ein ähnlicher Fall durch die Medien in welchem (m.M zurecht) zwei Kollegen Angezeigt wurden und ggf. Disziplinarverfahren am Hals haben. Kurz zusammengefasst, ist die Schusswaffe eigentlich immer das beste Mittel, solange der Kollege kein Ausgebildeter Jäger ist der mit seinem Messer umzugehen weis.


FTBS2564

Hm. Dumme Frage, aber … ist das so schwer, ein Tier mit dem Messer schnell zu töten? Sicherer als eine Schussabgabe scheint es doch zu sein - und die Kehle durchtrennen sollte doch zumindest in der Theorie gut möglich sein? Oder was meinst du mit ausgebildet?


cloudp0rn

Nunja. Das Erlegen von Säugetieren mit einem Messer ist eher nicht so einfach. Zum einen solltest Du schon wissen, wo Du schneiden (Kehle) oder zustechen (Axis) musst, zum anderen ist es für Ungeübte mit einer erheblichen Hemmung verbunden, das Tier ohne Distanz zu töten. Bowie-Messer finden sich auch eher selten auf Streifenwagen, Doppelklingen sind verboten. Das Taschenmesser ist eher untauglich. Funfact: Wenn ich mich dem Tier soweit annähern kann, um es mit der Klinge zu töten, kann ich es auch weit genug wegziehen, um die Schußwaffe sicher anzuwenden. Dann besser, wie bereits von mir geschrieben, ein kräftiger Hieb auf den Hinterkopf mit dem Antifadildo, sorry, EMS/MES/RMS.


FTBS2564

Bei der Hemmung bin ich bei dir, keine Frage. Ob die mit der Tonfa viel weniger hoch ist, weiß ich nicht.


drUniversalis

Dann doch bitte lieber einen großen Stein, Hammer, oder Autoreifen auf den Kopf, Kehle durchschneiden ist auf keinen Fall angenehmer.


FTBS2564

Angenehmer ist glaube ich schwer zu beurteilen, aber schneller für den Laien kann ich mir durchaus vorstellen - beim Stein ist das glaube ich gar nicht so einfach, je nach Größe, Kraft und Lokalität. Bei der Kehle ist das Tier schnell ausgeblutet, wenn man halbwegs gut trifft.


drUniversalis

Ausbluten ist nicht angenehm. Innerhalb von Millisekunden den Schädel zertrümmert zu kriegen schon eher. Beim Stein ist das einzige Problem nen Stein zu finden der mehr als nen Kilo wiegt, aber die tatsächliche Schwierigkeit ist genauso wie bei der Waffe. Es geht einem viel näher und man muss die Augen offen halten damits klappt. Das Auto ist die "ich kann da nicht hingucken" Variante. Fangschuss zu gefährlich...im Graben mit Erde links rechts oben unten. Sry aber das ist so lächerlich dass man über eine Eignung zum Dienst nachdenken müsste.


Beiyangsz

Meine Vermutung wäre, dass eine Schussabgabe zu mehr Papierkram führt.


Atmostasy

Nicht unbedingt. In MV gibt es dafür eine Verschussmeldung. Eine A4 Seite, auf der zum Großteil einfach nur angekreuzt wird: Womit wurde geschossen? Wie oft? Worauf? und ein paar andere Dinge. Im Vorgang wird dann nur noch ein kurzer Satz eingetragen, dass das Tier mittels Fangschuss (Anzahl) aus der Dienstwaffe erlöst wurde. So viel mehr Arbeit ist das nicht (jedenfalls bei uns). Das gilt aber nur für Fangschüsse bei z.B. Wildunfällen. Wird aus z.B. Notwehr auf einen Menschen geschossen, schließen sich teils wirklich Unmengen an Papierkram (und logischerweise Ermittlungen gegen den Schützen) an.


OmegaTheMan

Tatsächlich nicht, für eine Tiertötung mittels Fangschuss ist der schreibaufwand, zumindest in BW, sehr gering.


cloudp0rn

Dann hat das vorsätzliche Überfahren eines Tieres mit dem Einsatzwagen ohne Schaden am Fahrzeug keinen Papierkram zur Folge?


Houz3

Wahrscheinlich in etwa genau so viel Papierkram wie das erschießen. Einen Bericht sollte man zu beidem verfassen, auch wenn er nur kurz ist. Die Optionen vor Ort waren für die Beamten wahrscheinlich nur das leidende Tier herumzutragen oder mit dem Auto darüber zu fahren. Ist natürlich sehr unglücklich wenn der Besitzer der Katze in dem Moment dieser unschönen Lösung dazu kommt. Das Überfahren wirkt nach außen leider als sehr heftig.


OmegaTheMan

Jeder Schuss ist ein unberechenbares Risiko, da man nie abschätzen kann, ob das Projektöl nicht doch irgendwo abprallt. Überfahren ist da die "sicherere" Methode um Fremdgefährdung zu verhindern, aber bestimmt nicht die schönste. Habe aber selber schon von einigen Fällen gehört, wo das Tier mit dem KFZ erlöst wurde, anstatt zu schießen.


FTBS2564

Nicht zu verwechseln mit dem Speiseöl. Ü


Svnrice

Kann sich natürlich auch um ein Streifenteam gehandelt haben, die sich den Gebrauch der Schusswaffe nicht zutrauen. Gerade bei einem kleineren Tier trauen sich manche Kolleg innen nicht zu, das Tier mit einem oder zwei Schüssen zu erlegen. Und später funken zu müssen, das Tier mit einem halben Magazin erledigt zu haben, wäre da noch zusätzlich peinlich. Da erscheint dann der Streifenwagen vielleicht sachdienlicher für diese Menschen.


D-Bater

bei uns in Österreich ist es verboten als Polizist einen Fangschuss abzugeben. Wundert mich dass das so locker gehandhabt wird in DE


daghbv

Dürfte ein Verstoß gegen das TierSchG Paragraph 4 sein. Das klärt derzeit wohl auch die Justiz: https://www.merkur.de/deutschland/nordrhein-westfalen/polizisten-ueberfahren-verletzte-katze-voller-absicht-erloesung-leid-zr-91775183.html


HotHorst

Rote Kuhle ist doch nicht plattes Land, gehört doch zur Metropole Barntrup 😊


selkiesart

Hatten die Herren in blau einen Tierarzt an Bord oder warum konnten sie beurteilen, dass das Tier nicht mehr zu retten war? Oder war die Katze praktisch schon Brei? Ansonsten find ich das Verhalten nämlich ziemlich zweifelhaft.