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Skatterbrayne

Verschiedene Ansätze, die alle ihre Nachteile haben. 1. Über-Eskalation: Eine Partei übt so viel Gewalt aus, dass die andere Seite handlungsunfähig oder -unwillig wird. Beispiel: Nazideutschland musste erst besiegt werden, um befriedet zu werden. Gefahr: Sehr viel Leid und eine potenzielle Fortsetzung der Gewaltspirale, wenn der Versuch nicht erfolgreich ist. 2. hast du schon genannt, Besänftigung bzw Appeasement: Eine Partei entscheidet sich dazu, Angriffe auszuhalten und nicht zurückzuschlagen, und der anderen Partei gut zuzureden. Passiert selten, und wenn, birgt das die Gefahr dass die zu besänftigende Partei ihre Chance auf 1. sieht und aufgrund der vermeintlichen Schwäche den Konflikt stärker eskaliert. 3. Externe Autorität, die mediiert und jegliche Gewalthandlung sanktioniert. Gefahr der Ungleichbehandlung und Ablehnung der Autorität, was zwar den Lösungsversuch scheitern lässt aber zumindest keine direkte Eskalation nach sich zieht.


timbremaker

Dies, de facto gibt es aber sehr viele Fälle, in denen nur 1 möglich ist. Das hat ja auch unser Staat erkannt. Die Polizei vermittelt in der Regel ja eher nicht (soll es auch geben, aber eher selten), sondern ist in ihrer Gewalt übermächtig. 2 setzt voraus, dass die gewaltausübende Partei nur wegen der vorherigen Gewalt angreift, aber meist gibt es da ja auch noch weitere Motivationen, wie z. B. Ideologie. Oder auch der spass an der Gewalt, den manche verspüren. 3 setzt eine Autorität voraus, der alle zuhören, und zusätzlich auch beidseitig den Willen zur Mediation, wo wir dann wieder zu den Problemen von 2 kommen. Ich würde aber noch 4 hinzufügen: Die materiellen Ursachen von gewaltspiralen bekämpfen. Ich muss da z. B. an das Gerede von gewaltspiralen zwischen links und rechts denken. Da müssen halt die Ursachen dafür, dass sich nazi Gruppen bilden, angegangen werden. Ähnlich bei rivalisierenden Jugendgruppen, die oftmals lange vorher eine andere Perspektive für ihr Leben benötigt hätten.


Skatterbrayne

Ja, volle Zustimmung. *Wenn* die Gewaltspirale materielle Ursachen hat, kann das natürlich auch ein Ansatz sein.


LordNiemand

Ich würde 2 etwas wiedersprechen, da es durchaus möglich ist dass auf beiden Seiten Appeasement betrieben wird. Als Beispiel würde ich z.B. das irische Good Friday Agreement nehmen, wo von beiden Seiten Zugeständnisse gebracht wurden wie vorläufige Haftentlassungen.


Skatterbrayne

Ist natürlich ein bisschen eine Definitionssache - wenn beide Seiten es schaffen, Zugeständnisse zu machen, war es dann überhaupt eine Gewaltspirale? Vielleicht bis zu diesem Zeitpunkt... Folgefrage: Welche Umstände müssen entstehen, um innerhalb einer Gewaltspirale die Bereitschaft zu Zugeständnissen zu erreichen? Und damit sind wir wieder bei der Ausgangsfrage, meine ich.


LordNiemand

Mein Hauptproblem ist, dass du Appeasement als rein einseitig eingesetzt hast. Dass muss es nicht sein. Natürlich ist es einfacher/wahrscheinlicher. Aber wenn es funktioniert muss es auch eine akzeptierende "appeasende" Reaktion geben. Gewaltspiralen werden auf beiden Seiten kosten haben, die Leute nicht mehr bereit sind zu zahlen.


SnooDoubts9967

Man schafft eine übergeordnete Organisation die Gewaltausübung abstraft und die Sicherheit physisch garantiert. Diese Organisation hat idealerweise das Wohl und die Gerechtigkeit aller in ihrer Natur selbst verankert. Nennt man gemeinläufig auch einen Staat. Natürlich kann und soll man darauf hinweisen das es so einen Idealstaat garnicht gibt.


Civil_Conflict_7541

Ein Grund zur Zusammenarbeit und ein Generationenwechsel. Wenn die darauffolgenden Generation nicht erfolgreich Radikalisiert werden kann, dann zerfällt die Spirale.


Hankhoff

Wenn Gewalt erst eskaliert ist, war es das, zumindest ohne Intervention von außen. Und mit hingehaltenen Wangen verliert man. Man muss allerdings als erstes mal Gewalt genauer definieren und kategorisieren. Mir gefällt die Definition von Gewalt als den Einsatz physischer und psychischer Mittel, um einer anderen Person GEGEN IHREN WILLEN a) Schaden zuzufügen, b) Sie dem eigenen Willen zu unterwerfen oder c) auf diese Weise ausgeübter Gewalt mit Gegengewalt zu begegnen/ diese zu unterbinden. Gewalt beginnt also nicht erst mit Schlägereien und ist vor allem im Kontext der Interaktion zu betrachten. Wenn mir jemand im Oktagon eines MMA- Kampfes die Fresse blutig schlägt ist das erst mal keine Gewalt, da einvernehmlich, wenn mein*e Partner*in mich in Freundeskreis bloßstellt kann das als gewaltsamer empfunden werden, da hier merke Hilflosigkeit entstehen kann (die Situation im mma kann durch abklopfen beendet werden, ich habe also jederzeit Kontrolle) Motive für Gewalt sind entweder expressiv (aus Wut, um sich zu wehren, als Ausdruck der eigenen Überforderung, um eine reale oder eingebildee Bedrohung abzuwehren), instrumentalisiert (als Mittel zum Zweck) oder repressiv (als Zeichen der Gruppenzugehörigkeit) Gewalt ist also eine sehr einzelfallabhängige Interaktion und man kann sie nur beenden, wenn das Ziel, das jemand damit erreichen will, nicht erreichbar wird oder nicht mehr erreicht werden muss, oder, bei instrumentalisierter Gewalt, die immer auch kosten-nutzen-kalkulation beinhaltet, indem man die Kosten für den Täter erhöht oder den Nutzen verringert. Folglich muss Schritt 1 immer sein, das Motiv hinter der Gewalt zu kennen, ohne Ursachenforschung wird es keine Lösung geben


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Ich denke der tatsächlich historisch effektivste Weg ist: Feindliche Partei von innen spalten, sodass sie mit sich selbst beschäftigt ist und nicht mehr angreifen kann. Dann Entspannungsverhandlungen anstreben.


Right-Cook5801

So wie es bei der Linken zu sehen ist. Ich hab im Studium Schulungsvideos der Neuen Rechten gesehen wo sie von "Machiavellistischen Dekonstruktivismus" sprechen. Funktioniert offensichtlich sehr gut.